How to date a frequent flyer – nach 7 Jahren und zwei Kindern

Vor einigen Jahren habe ich Euch an dem Kennenlernen von Christoph und mir und unserer ersten Reise teilhaben lassen. Ihr konntet lesen, wie es für mich war, in diese für mich völlig neue Welt einzutreten und welche Verständigungsprobleme wir anfangs hatten. Über die Jahre sind viele von Euch neu hinzu gekommen und kennen diese Geschichten vielleicht noch gar nicht, daher lag mir der Gedanke nicht fern, diese Beiträge noch einmal „hoch zu ziehen“ und erneut zu posten. Sehr schnell habe ich mich dagegen entschieden und möchte nun lieber ein Update oder (Zwischen-)Fazit der letzten 7 Jahre im Leben mit einem Vielflieger ziehen.

Falls Ihr die anderen Teile noch nicht kennt, solltet Ihr sie unbedingt vorher lesen:

How to date a frequent flyer – Eintritt in eine neue Welt

How to date a frequent flyer – Vor- und Nachteile

How to date a frequent flyer – Die rätselhafte Welt der Vielflieger

How to date a frequent flyer – nach 7 Jahren und zwei Kindern | Ein kleiner Rückblick

Zu dem Zeitpunkt, als ich die oberstehenden Beiträge geschrieben habe, arbeitete ich noch in der Pflege und studierte Pädagogik. Mein Tagesablauf war geprägt von Schichtdiensten und viel Freizeit durch das Studium ohne Anwesenheitspflicht :D. Die Zeit zu zweit war, auch wenn Christoph enorm viel unterwegs war, absolut ausreichend, auch weil wir super viel gereist sind.

Für unsere Familien und Freunde ist es mittlerweile auch völlig normal geworden, dass mit Christoph nur bei wichtigen Geburtstagen oder Feiertagen wie Weihnachten definitiv zu rechnen ist und er sonst einfach dazu kommt, wenn er denn da ist. Wirklich planbar ist das nicht, da seine Trips nach wie vor meist eher spontan sind und oft nur die nächsten zwei Wochen wirklich planbar sind.

How to date a frequent flyer – nach 7 Jahren und zwei Kindern | Zwischenfazit

Nun haben sich unsere Lebensumstände in den letzten 1,5 Jahren massiv geändert, denn wir haben vergangenen Oktober doppelten Familienzuwachs bekommen. Auf diese letzten 18 Monate möchte ich nun etwas genauer eingehen, denn hier hat sich doch so einiges geändert.

Schwangerschaft

Natürlich hat Christoph ganz normal weiter gearbeitet, so wie es jeder andere Vater auch tun würde. Glücklicherweise hatte ich trotz Zwillingsschwangerschaft eine unglaublich tolle Zeit. Aufgrund von Corona kam ich direkt ins Beschäftigungsverbot und durfte nicht mehr arbeiten gehen. Mir war NIE schlecht, ich hatte bis kurz vorm Ende keine wirklichen Wehwehchen und uns war es sogar möglich noch ein letztes Mal zu zweit in Urlaub zu fliegen.

In dieser Zeit wollte ich nicht in Christophs Haut stecken. Er hatte unglaubliche Angst, dass die beiden früher kommen und er die Geburt verpasst, was ja bei Zwillingen durchaus vorkommt. Hier hatte seine Selbstständigkeit viele Vorteile, denn es war ihm möglich ab September komplett zuhause zu bleiben.

Die Zeit ab Geburt

Dadurch, dass es mir in der Schwangerschaft so gut ging, konnte Christoph „vorarbeiten“ und mich die ersten zwei Monate unterstützen. Dies hätte sicher nicht jeder Arbeitnehmer so organisieren können und dafür bin ich super dankbar!

Danach musste ja wieder irgendjemand die Brötchen verdienen und wenn wir ganz ehrlich sind, tat es uns auch gut, dass wir nicht mehr 24/7 aufeinander hockten, nachdem wir es die Jahre davor ganz anders gewohnt waren.

Sollte man mit einem Vielflieger Kinder bekommen?

Nunja, diese Frage klingt hart. Aber genau so sollte man sie sich stellen. Ich denke man opfert als Mutter einiges, wenn man sich einen Vielflieger als Vater seiner Kinder aussucht. (Selbstverständlich opfert er auch viel, aber heute geht es um meine Perspektive ;)) Insgesamt habe ich keine Probleme alles (oft) alleine zu stemmen. Aber ich bin ehrlich, nach fünf Nächten, die nicht mehr als vier Stunden Schlaf für mich bereit hielten, habe ich Christoph durchaus auch schon verflucht. Auch in Phasen, in denen die beiden einen Entwicklungsschub durchmachten oder erkältet waren, war es alles andere als einfach. In diesen (sehr wenigen) Phasen, habe ich mir durchaus einen Partner gewünscht, der einen 9 to 5 Job hat und mir jeden Abend unter die Arme greifen kann. Leider kann man nicht vorhersehen, wann genau solche Phasen kommen.

ABER…

Christoph ist nicht nur Vielflieger, sondern auch selbstständig. Das heißt theoretisch „selbst“ und „ständig“, wie man immer so schön sagt. Es heißt aber auch, dass er sich seine Zeiten selbst einteilen kann und er fragt mich tatsächlich bei fast jedem Auftrag, ob er ihn annehmen kann. Christoph greift mir so gut es geht unter die Arme und entlastet mich an den Tagen, an denen er da ist, sehr. Anders als bei normalen Angestellten kann das auch gerne mal eine Woche sein.

Zudem muss ich gestehen, dass ich mittlerweile die Vorzüge, die ein Vielfliegerleben mit sich bringt, wie Lounge, Upgrades im Hotel usw. sehr zu schätzen weiß und aktuell bei Reisen nicht missen will. Solange die Kinder nicht darunter leiden – und das Gefühl habe ich nicht – ist es also ein „entweder / oder“. Und wir sind uns aktuell einig, dass es so richtig ist, wie es ist. Mal sehen, wie das in fünf Jahren oder bei dem nächsten Entwicklungsschub aussieht ;).

How to date a frequent flyer – nach 7 Jahren und zwei Kindern | Frankfurtflyer Kommentar

Aus einer früheren Beziehung kenne ich die Situation, dass zwar der Partner jeden Abend heim kommt, aber im Job todunglücklich ist. Nie wieder will ich so etwas erleben. Daher beiße ich gerne manchmal die Zähne zusammen, weil ich weiß, dass Christoph in der Regel glücklich und gut gelaunt Zuhause ankommt.

Ein kleiner Hinweis am Rande: Kommentare, wie solche, dass Christoph kein guter Vater sei, seine Kinder nicht ausreichend lieb haben würde, um mehr Zuhause zu sein oder ähnliches werden kommentarlos gelöscht und blockiert. Dies kann NUR ICH beurteilen. Und keine Sorge, er ist ein toller vielfliegender Papa :).

15 Kommentare

  1. Ich finde es Klasse so wie ihr das macht. Und jeder muss das für sich entscheiden, womit man glücklich ist. Meine Eltern waren auch selbstständig, zwar ohne Reisen, aber das heißt nicht, dass es weniger Arbeit war und mehr Freizeit. Ich habe trotzdem eine schöne Kindheit gehabt und so wird es für eure Kids bestimmt auch. Alles hat Vor- und Nachteile und solange ihr als Familie glücklich seid, ist doch alles super.

    • Danke für das liebe Kommentar. Das meine ich damit. Mein Vater war nicht selbstständig und war unter der Woche kaum zu unseren Wachzeiten Zuhause. Trotzdem war er, als er dann da war, ein für uns perfekter Vater. Meine Schwester und ich vermissen nichts und haben beide ein super Verhältnis zu unseren Eltern.

  2. Ihr macht das richtig so wie es bei Euch ist. Es muss sich niemand rechtfertigen wenn der gewählte Weg für einen selbst und die Liebsten das Richtige ist!
    Ich habe jetzt in einem Rutsch deine Artikel zum Thema gelesen da ich diese noch nicht kannte. Dabei musste ich oftmals schmunzeln. Bei uns war es relativ ähnlich, auch wenn ich als Angestellter „Lohnsklave“ nur als SEN um die Welt gedüst bin. Für uns/mich (und nur für uns/mich!) war mir aber im Laufe der Zeit klar das ich ab der Geburt des ersten Kindes einen anderen Lebenstil mit mehr Präsenz zu Hause möchte, habe mich beruflich umorientiert und bin seither wesentlich öfter Daheim.
    Freue mich auf weitere Artikel zu eurer gemeinsamen (Lebens-)Reise 🙂

  3. Liebe Nicole, danke für diesen „ganz anderen“ Artikel und den Einblick in Dein (Privat- und Gefühls-)Leben… Du bist – im positiven Sinn – eine Granate… Deine bzw. Eure zwei Mini-Menschen sind Glück auf vier Beinen: Genau darum geht’s letztendlich im Leben, alles andere ist sekundärer Firlefanz (bin kein Esoteriker, sondern nur ein kleiner Schmalspur-Philosoph :-)… Vielflieger/in und liebevolle/r Mama/Papa schließen sich nicht aus… don’t worry bzw. hurry, be happy!

  4. Da ich selbst seit 1,5 Jahren Vater bin, möchte ich die ernstgemeinte Hoffnung aussprechen, nicht doch rückblickend irgendwann das Gefühl zu haben, „etwas verpasst“ zu haben.
    V.a. in den Anfangsjahren, in denen so viel so schnell und eben auch nicht nach Zeitplan passiert und sich entwickelt.
    Habe für mich entschieden, meine Reisen einzuschränken. Es waren tolle Jahre auch im Ausland, es waren tolle Upgrades und Status (auch wenn es der Nickname anders vermuten lässt), aber alles hat seine Zeit. Für mich persönlich war das eine Frage der Priorität. Das Reiseverhalten, auch privat, kann man ändern.
    Ich drücke die Daumen (keine Ironie, kein Sarkasmus).

    • Hallo Domesticflyer,

      Erstmal Respekt: Status mit Inlandsflügen? Auch eine Leistung. Das ist nochmal eine andere Hausnummer als ein paar mal Langstrecke in der C.
      Aber zur Frage: Kriegst du das wirklich hin mit der Prioritätensetzung? Fehlt dir die Reiserei nicht?

  5. Hallo Nicole,

    Zum einen bestätigt sich mein Verdacht: Christoph ist OBC.
    Zum anderen: auch ich war 12 Jahre OBC. Hatte zum Studium angefangen und dann im Job durch Geschäftsreisen reichlich Überstunden gesammelt, die ich dann als OBC abgefeiert habe. Ich war also auch häufig weg. Für meine Frau war das okay, weil ich wenn ich zuhause gewesen bin umso mehr engagiert gewesen bin (so zumindest meine Sicht der Dinge. Wobei ich oft genug mit einem schlechten Gewissen heimgekommen bin, weil aus zwei Tagen dann plötzlich wegen Folgeauftrag oder Delay oder was auch immer mehr Tage geworden sind – und ich dann wie gesagt umso engagierter gewesen bin).
    Kritik gab es eher aus unserem Umfeld: Bist du schon wieder weg? Muss das sein?

    Ja, das ist so ein bisschen wie eine Sucht mit der Vielfliegerei. Auch ähnlich ungesund wahrscheinlich (Bspw. Gewichtszunahme und Schlafmangel). Trotzdem finde ich es cool, dass ihr das gemeinsam schafft. Christoph wird wahrscheinlich wirklich nicht glücklich werden ohne Fliegerei – und solange es mit euch, der Fliegerei und dieser Website doch klappt ist ja alle gut. Was die anderen denken ist halt deren Sache.

    Viele Grüße

  6. Hallo Anonym,
    wofür steht denn OBC? Würde mich echt interessieren.
    Wenn du damit einen on board curier meinen solltest, das ist Christoph mit Sicherheit nicht, denn die fliegen nicht beruflich Business Class..
    MfG

    • Seit es in der ECO keine HON-Circle Meilen mehr gibt, ist die Erlangung des HON Status allerdings für OBC sehr schwer geworden. Früher haben die Kurierfirmen noch damit Werbung gemacht, dass bei Ihnen HON Kuriere unterwegs sind: Sowohl aus Kundensicht aber für Bewerber war das ja ein ein gutes Argument.
      Die OBC-HON die ich kenne, haben allerdings auch privat investiert um den Status zu erlangen (günstige First Class Fares, Lufthansa Private Jet mit gefühlt 10 Zwischenlandungen, verzwickte Business Class Routings etc).
      Natürlich würde mich schon auch interessieren, wie Christoph das gemacht hat und ob er noch HON ist. Aber die OBC-Szene ist recht diskret unterwegs. Und es ist ja auch nur ein Verdacht meinerseits – wobei ihm ja auch mal jemand begegnet sein müsste?

      Was mich noch mehr interessieren würde: Wie hat eigentlich „DER HON VVVIP“ seinen Status erschlichen?

  7. OBC = On board Courier

    Hallo Leon,

    Du wirst es ja wissen?
    Ja klar wird Business geflogen: beispielsweise wenn nichts anderes frei ist, oder wenn es sich mit dem Freigepäck so besser ausgeht, oder wenn man einen seiner unzähligen Upgrade Voucher nutzt, oder wenn es ein Operational/complimentary Upgrade gibt (wobei dann keine HON Meilen gesammelt werden), oder wenn man seinen Flug selber bucht und entsprechend auf Marge verzichtet, oder bei Auslandsrückholungen (dann auch häufig First),…

  8. Obwohl ich mich normalerweise nicht ins Private einmische, hier zwei „Tips“ aus meiner 45 jährigen Beziehung mit meiner Frau: Es kommt nicht darauf an, immer füreinander da zu sein, sondern immer nur, wenn es darauf ankommt! Und Liebe ist nicht, „niemals um Verzeihung bitten zu müssen“ wie in der uralt Schnulze aus den 70ern (Love Story, kennt die noch jemand?), sondern dann, wenn es auch wirklich wichtig ist! Wann das der Fall ist? Das ist das Geheimnis einer 45jährigen Beziehung…..

    • Danke Jürgen! Für einander da sein bedeutet ja auch nicht zwingend 24/7 Händchen zu halten. Manchmal kann auch eine kurze Nachricht viel ausmachen. Ich glaube übrigens auch, dass eine gute Beziehung Freiräume braucht, viel gegenseitiges Vertrauen und Verständnis füreinander.

      Wir werden uns deine 45 Jahre gerne als Vorbild nehmen, auch wenn wir hier noch einige Jahrzehnte vor uns haben!

      LG
      Christoph

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