IATA warnt: 5 Millionen Flugtickets könnten bei einem No Deal Brexit gecancelled werden

Im März will das Vereinigte Königreich aus der EU austreten und was momentan gerne als Brexit bezeichnet wird, könnte für die britische Wirtschaft zum Desaster werden, insbesondere bei einem No Deal Brexit, auf welchen man momentan mit großen Schritten zugeht. Hier wäre quasi nichts zwischen der EU und dem UK geregelt und auch die Airlines wären hiervon natürlich stark getroffen. Jetzt warnt sogar der internationale Airline Verband IATA, in welchem alle großen Airlines der Welt organisiert sind vor einem No Deal Brexit, denn auch bei Übergangslösungen müssten vermutlich 5 Millionen Flugtickets gecancelled werden, denn viele Flüge durften dann nicht wie geplant durchgeführt werden.

In einem No Deal Brexit würde es kein Luftfahrtabkommen zwischen der EU und dem UK geben, weshalb eigentlich vorerst keine Airlines aus dem Vereinigten Königreich mehr in oder gar innerhalb der EU fliegen dürften. Dies würde besonders hart Airlines wie Iberia oder Aer Lingus treffen, welche zwar in Spanien oder Irland ihren Hub betreiben, wirtschaftlich aber mehrheitlich einem britischen Gesellschafter gehören. Daher könnte Iberia und Aer Lingus bei einem No Deal Brexit auch das Grounding drohen, da eigentlich in diesem Fall die Streckenrechte innerhalb der EU direkt erlöschen.

Soweit will man es in Brüssel aber auf keinen Fall kommen lassen und man hat bereits angekündigt, dass man Übergangslösungen in Kraft treten lassen wird, bis mit dem UK ein Luftfahrtabkommen ausgehandelt ist. Bei der bisherigen Verhandlungsleistung der britischen Regierung kann dies allerdings Jahre dauern.

Aber auch eine Übergangslösung wäre für die Airlineindustrie problematisch, denn hier würde einfach die jetzige Situation eingefroren werden. So könnten keine neuen Strecken gestartet werden, womit ein Wachstum ausgeschlossen ist. Besonders Ferienflieger, welche in den Sommermonaten viele neue saisonale Flüge in die EU planen hätten hier ein massives Problem, denn diese dürften sie im No Deal Brexit nicht aufnehmen.

Die IATA geht davon aus, dass allein 2019 schon jetzt geplante Flüge mit einer Gesamtkapazität von 5 Millionen Sitzplätzen gestrichen werden müssten. Damit müssten auch potenziell bis zu 5 Millionen Tickets storniert werden oder Passagiere umgebucht werden, sofern dies möglich ist.

Aber auch für eigentlich EU Airlines wie Iberia, Aer Lingus, Ryanair, EasyJet, TuiFly und Condor, welche aller britische Mütter haben, wäre eine Übergangslösung schwierig. Hier kommt es massiv auf die Bewertung der EU Kommission an, ob die Airline eine EU oder eine UK Airline ist. Besonders bei Iberia und Aer Lingus ist dies sehr problematisch, denn man ist zu 100% in Besitz der britischen IAG.

Als dann „britische Airline“ dürfte z.B. Iberia bei einer Übergangslösung zwar weiter fliegen, aber keine neuen Strecken innerhalb oder aus der EU mehr aufnehmen. Damit wäre ein Wachstum bei den Spaniern, oder auch nur eine Strategieänderung ausgeschlossen. British Airways kämpft schon seit Monaten mit sehr kreativen Argumenten bei der EU darum, den EU Airline Status von Iberia und Aer Lingus zu bewahren. Bis jetzt sieht man dies bei der EU allerdings als sehr problematisch an.

IATA warnt: 5 Millionen Flugtickets könnten bei einem No Deal Brexit gecancelled werden | Frankfurtflyer Kommentar

Ich will auf diesem Blog eigentlich nicht politisch werden, aber inzwischen dürfte auch dem Letzen klar geworden sein, dass ein Brexit und besonders ein No Deal Brexit katastrophale Folgen haben wird. So wird man auch in der breiten Masse in England schnell merken, dass dies nicht viel positives zu bieten hat.

Auch wenn ich persönlich immer noch nicht glaube, dass das Vereinigte Königreich im März aus der EU austritt, sondern dass UK seinen Antrag wieder zurückzieht. Für die Wirtschaft sind es unklare Zeiten, denn man weiß nicht, worauf man sich einstellen soll. Diese Unsicherheiten sind nie gut und verursachen schon jetzt enorme Kosten. Daher wird man nun auch bei der IATA inzwischen recht laut mit seinen Mahnungen nach Brüssel und London, denn die stille Lobbyarbeit der letzten zwei Jahre schient nicht sonderlich erfolgreich gewesen zu sein.

Wenn der gemeine Brite und Brexitbefürworter im Sommer dann nicht wie geplant nach Mallorca oder Bulgarien fliegen kann, dann wird wohl auch diesem Protestwähler aufgehen, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, für einen Brexit zu stimmen.

Danke: TPG

10 Kommentare

  1. Genau das ist meine Sorge. Deshalb ziehe ich meine Buchungen bei Condor in der Business hinaus. Mir ist nicht klar wer evtl. dafür aufkommt, wenn ich bei Condor für Juli einen Flug nach KUL buche und Condor evtl. keine Flugrechte mehr aus Deutschland hat.
    Ich hoffe immer noch, dass den Briten ein „Licht“ aufgeht und sie den Brexit zurück nehmen. Sieht wohl aber nicht so aus.

    • Hallo Martin,

      DIe Flugrechte von Condor werden nicht von heute auf morgen revidiert werden. Die Strecke nach KUL existiert ja auch bereits und kann daher weitergeführt werden in der Übergangslösung.

      BTW könnte das UK den Antrag auf austritt aus der EU nach Artikel 50 jederzeit zurückziehen, auch am Tag des eigentlichen Austritts. Wir werden sehen, was man macht.

      LG
      Christoph

      • Hallo Christoph,
        danke Dir für Deinen Hinweis. Ich war bzw. bin mir da nicht sicher gewesen. Hab bis jetzt auf ein gutes Angebot von Qatar gewartet. Denn dann hätte ich dort den Gold Status. LH bin ich Senator aber mit LH überhaupt nicht mehr zufrieden. Das fliegende Personal ist klasse was aber vom Kundenservice her passiert ist nicht mehr schön.
        Vor allem ärgere ich mich über Miles & More die so tun, als sei man ein ungebetener Gast wenn es um Gutschrift von Meilen geht.
        Also ich schau mal halte aber jetzt Condor wieder im Visier. Daher .. Danke noch mal!!

    • Ryanair hat ihren Sitz in Dublin und wird dort an der Börse gehandelt, allerdings hat man auch einen nicht ganz geringen Anteil an Shareholder aus dem UK und auch aus den nicht europäischen Ausland. Für Ryanair war und ist der Brexit durchaus ein großes Thema, insbesondere da London der mit abstand wichtigste Markt der Airline ist.

      Man hat sogar mit Ryanair UK eine britische Tochter. Ein no Deal Brexit wäre auch für Ryanair ein Riesen Problem.

      LG
      Christoph

      • Die GB Tochter von Ryan wurde doch gerade extra gegründet, um die Außer-EU- Bereiche ab UK fliegen zu können. Also kein Problem, sondern eine Fiirmenlösung, die mit dem Harten Brexit rechnet.

        • Ryanair UK wurde 1985 gegründet, das AOC wurde erst dieses Jahr erteilt, die Gesellschaft ist aber schon recht alt. Hierbei geht es tatsächlich um die Vorbereitung eines no Deal Brexit. Ryanair hat in den letzten Monaten schon sehr viel arbeiten müssen um den Brexit vorzubereiten. London ist für die Airline aber auch der mit abstand wichtigste Markt.

          LG
          Christoph

    • Ich habe es auch einmal Recherchiert und nach den aktuellsten Zahlen von Oktober 2018 befindet sich Ryanair nur zu 46 Prozent im Besitz von EU Aktionären, wenn man British Aktionäre herrausrechnet. Daher würde man bei einem Brexit so nicht mehr als EU Airline gelten! Hierfür sind eigentlich 50,1% in EU Eigentümer Hand Pflicht.

      LG
      Christoph

  2. Schaun wir mal. Habe im August einen Prämienflug nach Edinburgh. Ist aber nicht dramatisch, Full-Flex-Hotelbuchung, allerschlimmstenfalls sind die Executive-Club-Punkte weg. Hält sich in Grenzen.

    • Wenn die Flüge schon bestehen, wird da nix passieren, zur not muss BA umbuchen… Aber es wird komplizierter für die Airlines und im Falle eines Brexit, vermutlich über Jahre.

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