Condor ist eigentlich unverschuldet in Not geraten, denn die Airline ist mit ihrem Fluggeschäft rentabel und nur letztes Jahr in die Insolvenz gerutscht, als der britische Reisekonzern Thomas Cook als Mutter Insolvenz anmelden musste. Um Condor als Airline und vor dem Grounding zu retten, hat man sie in einem Schutzschirmverfahren aus der Insolvenymasse von Thomas Cook herausgelöst.
Um den Flugbetrieb von Condor über den Winter bis zu einem Verkauf aufrecht erhalten zu können, hat die Bundesregierung und das Land Hessen über die KFW einen Notkredit von 380 Millionen Euro für Condor bewilligt, welcher nun am 15. April samt Zinsen zurückgezahlt werden soll.
Das Geld für die Rückzahlung des Kredites sollte aus dem Verkauf von Condor an die Muttergesellschaft der polnischen LOT stammen, aber nachdem LOT hier gestern einen Rückzieher gemacht hat, steht man nun vor einem erneuten Problem, denn wenn der Kredit nicht bis heute zurückgezahlt werden kann, muss eine neue Regelung gefunden werden, denn es droht das Grounding von Condor.
Fortgeschrittene Gespräche mit dem Staat und dem Land
Dass LOT einen Rückzieher machen würde, war in den letzten Wochen schon abzusehen, denn die COVID-19 Pandemie setzt den Polen massiv zu. So hat die polnische Regierung bereits offiziell verlauten lassen, dass man bei LOT nicht ohne staatliche Hilfen auskommen wird und in dieser Situation war auch fast klar, dass LOT Condor nicht wie geplant kaufen kann.
Eigentlich hat man in Polen den Deal als Zeichen der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung von Polen im internationalen Wettbewerb gefeiert, doch in den letzten Wochen wurden immer wieder kritische Stimmen in Polen laut, welche davon sprachen, dass die deutsche Airline nun die LOT in die Knie zwingen würde.
Condor selbst war nach eigener Aussage aber nicht unvorbereitet auf diese Situation und man hat in den vergangenen Tagen schon Gespräche mit der Bundesregierung und dem Land Hessen geführt, welche als weit fortgeschritten gelten. Hierbei geht es besonders um erneute Kredite, welche Bund und Ländern wegen der Coronakriese schon in vielen Fällen zugesagt hatte.
Mit einem KFW Kredit aus den Corona Hilfspaket, könnte Condor dann den aktuellen Kredit ablösen. Eine Verlängerung des Brückenkredits haben man nicht beantragt, denn Condor setzt auf die Corona Hilfen, welche vermutlich bessere Konditionen bieten, als ein Kredit von vor der Krise.
Treuhändermodell gilt als wahrscheinlicher als eine reine Verstaatlichung
Auch mit einem neuen Kredit, bei welchem immer wieder von 200 Millionen Euro die Rede ist, wäre Condor noch lange nicht über den Berg. Sogar eine Verstaatlichung von Condor wird öffentlich diskutiert, wobei man dies wohl nur ungern und wenn zeitlich befristet machen möchte.
So gilt laut Tagesschau.de, welche sich auf Regierungskreise berufen, ein Treuhändermodell als die wahrscheinlichste Option. Hierbei übernimmt eine staatliche Treuhänderfirma einen Großteil der Condor, welche dann in Eigenverwaltung weiter fliegen kann. Ziel hierbei ist es einen neuen Käufer zu finden.
Immer wieder wird auch spekuliert, dass die Lufthansa hier als Retter der Condor einspringen könnte. Auch wenn man in Frankfurt an der alten Tochter durchaus Interesse hat, dürfte es gerade jetzt sehr schwer sein eine neue Airline zu übernehmen, denn auch die finanzielle Lage von Lufthansa gilt als angespannt aufgrund der Corona Problematik.
Wie man dies den Aktionären erklären will, dass man in dieser Situation eine neue Airline übernimmt, ist mehr als unklar, zumal auch schon vor der Krise eine Condor Übernahme bei vielen Shareholdern nicht auf Gegenliebe gestoßen ist. Lufthansa würde sich mit zu vielen Zukäufen zu viele Probleme ans Bein binden und solle erst einmal die aktuellen Baustellen (insbesondere Eurowings) abschließen.
Es wird aber auch darüber spekuliert, dass die Bundesregierung mögliche Staatshilfen für Lufthansa an die Übernahme und Rettung von Condor knüpfen könnte. In diesem Fall würde sich die Lage für Lufthansa sicher ändern, allerdings müsste man dann auch sicherstellen, dass man Condor in einem Zustand übernimmt, welcher Lufthansa nicht überlastet.
Gewerkschaften fordern schnelle Staatshilfen
Besonders die Personalvertreter haben die Bundesregierung dazu aufgefordert nun schnell bei Condor zu handeln und der Airline umfassende Staatshilfen zukommen zu lassen, um das Unternehmen und seine fast 5.000 Mitarbeiter zu retten. Condor sei eigentlich ein von Grund auf gesundes Unternehmen und nun nur durch die Pleite der Mutter und die Coronakrise in Schwierigkeiten geraten.
Es sei ein sehr wichtiges Signal für die gesamte Reisebranche und auch darüber hinaus, dass man Condor nun nicht im Stich lässt.
Die Zeit drängt allerdings, denn bis Ende der Woche muss eine Lösung für Condor vorliegen.
Condor braucht Zugang zu Buchungseinnahmen
Liquidität ist momentan das größte Problem aller Airlines und man muss möglichst schnell an Bargeld kommen. Auch bei Condor ist und wird dies das vorrangige Thema sein. Für die Airline kommt erschwerend hinzu, dass man aktuell nicht auf die Ticketeinnahmen zugreifen kann, welche seit dem Antrag auf das Schutzschirmverfahren erzielt wurde.
Da es sich auch hier um eine Insolvenz mit dem Ziel der Restrukturierung handelt, mussten alle Ticketeinnahmen der letzten Monate auf ein Treuhandkonto eingezahlt werden, um vor einer mögliche Insolvenz von Condor und dem Durchgriff der Gläubiger geschützt zu sein.
Für Condor wäre es immens wichtig, dass man auf diese Barmittel zugreifen kann, um die Liquidität zu sichern. Auch deshalb ist es wohl wichtig, dass nun schnell eine Lösung gefunden wird, welche das Schutzschirmverfahren beendet und nicht verlängert, damit Condor auf dieses Geld zugreifen kann.
Das Land Hessen hat Condor bereits seine Unterstützung zugesagt und auch das Bundeswirtschaftsministerium gibt sehr positive Signale.
Jetzt muss es schnell gehen bei Condor! | Frankfurtflyer Kommentar
Condor wird in der deutschen Luftfahrt nun die erste große Bewährungsprobe für die Politik, denn man muss nun beweisen, dass man willens und fähig ist, Unternehmen in der Coronakrise zu retten. Ich gehe davon aus, dass dies auf jeden Fall gelingen wird und wir bis zum Ende der Woche eine Übergangslösung für Condor sehen werden.
Viel spannender wird es allerdings, was mittelfristig mit Condor passieren soll. Die Airline muss einen neuen Eigentümer oder Investor finden und am besten ist hier eine andere Airline als Partner, denn als Einzelkämpfer wird es nach der Krise schwerer den je zu überleben.
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