Keine Reue: Warum Air France den Airbus A380 nicht vermisst

Foto: Air France

Fünf Jahre nach der endgültigen Stilllegung ihrer Airbus-A380-Teilflotte hat Air France keinerlei Bedauern über diesen Schritt. Benjamin Smith ist der CEO des Konzerns, der Manager bekräftigte den Schritt im Rahmen des Paris Air Forum. Seine Aussagen gegenüber dem Luftfahrtportal FlightGlobal lassen keinen wirklichen Interpretationsspielraum. Der A380 war für Air France wirtschaftlich nicht tragfähig, es gab lediglich saisonale Ausnahmen im Sommer. Ein Comeback wurde trotz der stabilen Buchungslage ausgeschlossen.

Viele internationale Fluggesellschaften haben den Superjumbo nach der pandemiebedingten Zwangspause wieder in den aktiven Flugbetrieb genommen. Die Nachfrage schoss durch die Decke, neue Flugzeuge kamen entweder gar nicht oder mit erheblicher Verspätung. Air France blieb und bleibt hingegen standhaft, der Airbus A380 passt schlichtweg nicht mehr ins wirtschaftliche und strategische Konzept der Airline.

Vom Prestigeobjekt zum Problemfall

Als Air France auf der Paris Air Show 2001 zehn Airbus A380 bestellte, war die Euphorie groß. Der neue Doppeldecker galt als Symbol für Größe, Fortschritt und natürlich auch Prestige. 2009 startete Air France den Linienbetrieb mit dem größten Passagierflugzeug der Welt, sie war eine der ersten europäischen Airlines. Die Erwartungen waren hoch, das Kundenfeedback durchweg positiv, viele Passagiere lieben den Airbus A380 noch heute.

Doch während der Superjumbo beim Fluggast punkten konnte, kämpfte er intern mit seiner Wirtschaftlichkeit. Benjamin Smith machte nun deutlich, dass der Betrieb außerhalb der hoch frequentierten Sommermonate schlichtweg nicht profitabel war. Die Maschinen standen dann vor kostenintensiven Investitionen, die erforderlichen Triebwerksüberholungen und Kabinenerneuerungen hätten laut FlightGlobal pro Flugzeug 50 bis 60 Millionen Euro verschlungen. Ein Aufwand, den das Management angesichts der Ertragslage nicht rechtfertigen konnte.

Paris braucht keinen Superjumbo

Ein weiterer Aspekt sei, dass das Hauptdrehkreuz von Air France nicht unter der Knappheit von Slots leidet. Die Situation in Paris ist entspannter als in London oder Tokio, die operative Notwendigkeit für ein Hochkapazitätsflugzeug bestand daher nie wirklich. Das schuf zusätzlichen Druck, den Vierstrahler wirtschaftlich auszulasten. Die Pandemie im Jahr 2020 war dann der finale Impuls, Air France wurde zur ersten Airline, die ihre gesamte A380-Flotte nach nur elf Jahren im Liniendienst stilllegte.

Im Gegensatz dazu reaktivierten Lufthansa, Emirates oder Qatar Airways später ausgewählte A380-Exemplare, um Nachfragespitzen zu bedienen. Diese Airlines profitieren entweder von extrem frequentierten Langstrecken oder Infrastrukturbeschränkungen an ihren Hubs. Air France hingegen entschied sich bewusst gegen einen solchen Schritt, auch wenn es bei der Nachfrage nicht mangelte.

Der A350 als Zukunftsträger

Statt auf Masse setzt das Mitglied des SkyTeam auf Effizienz. Dreh- und Angelpunkt dieser neuen Ausrichtung ist der Airbus A350. Die Airline betreibt derzeit 37 dieser modernen zweistrahligen Großraumflugzeuge. Die Jets haben Durchschnittsalter von gerade einmal 2,8 Jahren, weitere vier Maschinen stehen vor der Auslieferung.

Benjamin Smith lobte den A350 beim Paris Air Forum ausdrücklich: „Dieses Flugzeug ist extrem erfolgreich und viel profitabler.“ Die Kombination aus niedrigem Treibstoffverbrauch, moderner Kabinenausstattung und flexibler Einsetzbarkeit macht den A350 zum idealen Langstreckenflugzeug – nicht nur für Air France. Selbst auf weniger ausgelasteten Routen lassen sich mit ihm rentable Verbindungen anbieten. Ein Vorteil, den der A380 nie bieten konnte.

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Rückblick: Die Einsatzgebiete des A380 bei Air France

Zwischen 2009 und 2020 setzte Air France ihre A380-Flotte auf insgesamt 18 internationalen Routen ein. Der Schwerpunkt lag auf stark nachgefragten Langstrecken ab Paris CDG, darunter New York (JFK), Los Angeles, Johannesburg und Shanghai. Ein Fünftel aller A380-Flüge der Airline wurden auf der Rennstrecke zwischen Paris und New York durchgeführt, die USA waren generell das wichtigste Zielland der Air-France-A380-Teilflotte.

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Air France hat mit der Ausmusterung des Airbus A380 frühzeitig einen konsequenten Schnitt gemacht und steht auch Jahre später uneingeschränkt zu dieser Entscheidung. Der Airbus A350 hat sich als verlässlicher Nachfolger etabliert und fügt sich perfekt in die moderne Flottenstrategie der Airline ein. Der Abschied vom Superjumbo war für Air France keine große Sache, sondern ein notwendiger Schritt in eine wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Zukunft.

Die Entscheidung von Air France spiegelt einen breiteren Trend in der Branche wider. Großraumflugzeuge mit hoher Kapazität verlieren zunehmend an Bedeutung. Gefragt sind flexible und effiziente Typen wie der Airbus A350 oder die Boeing 787 Dremliner. Die Betriebskosten, insbesondere bei volatiler Nachfrage, sind schlicht zu hoch, bei entsprechender Nachfrage dreht man lieber die Frequenzen mit den kleineren Maschinen hoch oder runter.

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1 Kommentar

  1. „Selbst auf weniger ausgelasteten Routen lassen sich mit ihm rentable Verbindungen anbieten. Ein Vorteil, den der A380 nie bieten konnte.“

    Aber auch nie sollte. Dafür ist der Super-Jumbo einfach nicht gebaut. Ich denke, dass wir ein Revival bzw. Nachfolger einer B747/A380 sehen werden. Vielleicht wird es von COMAC sein oder einem ganz anderen Hersteller, aber ich gehe fest davon aus, dass es in Zukunft auch (wieder) einen Markt dafür geben wird.

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