Lufthansa Aktionäre stimmen mit großer Mehrheit für staatliches Rettungspaket

Lufthansa Streik

Keine Überraschung gab es auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Deutschen Lufthansa am Donnerstag (25. Juni 2020). Eine große Mehrheit von 98% des anwesenden Kapitals stimmten für das staatliche Rettungspaket. Damit ist auch die letzte Hürde für das 9 Mrd. Euro schwere staatliche Rettungspaket genommen.

Bange Wochen liegen hinter der 138.000 Mitarbeiter großen Belegschaft der größten europäischen Fluggesellschaft. Bis gestern Abend stand noch ein großes Fragezeichen hinter der Frage, ob die Mehrheit der Aktionäre ihre Freigabe für das Rettungspaket geben wird. Da nur 39% des Kapitals zur Hauptversammlung der Lufthansa angemeldet war, hing alles vom „OK“ des Großaktionärs Heinz Hermann Thiele ab, der kurz zuvor noch seinen Anteil auf 15,5% aufstockte und Kritik an den Konditionen des Pakets äußerte. Nachdem er am Mittwoch (24. Juni 2020) seine Zustimmung erklärte, schien alles nur noch reine Formsache.

Denn auch die EU-Kommission gab am Tag der Hauptversammlung noch ihre offizielle Freigabe zum Rettungspaket. Als Zugeständnisse musste sich Lufthansa bereit erklären, Slots an den Flughäfen Frankfurt (FRA) und München (MUC) abzugeben. Außerdem muss die deutsche Airline temporär auf die Übernahme anderer Fluggesellschaften verzichten.

Und so kam es dann auch wie geplant auf der Hauptversammlung, die diesmal rein online abgehalten wurde. Die Aktionäre der Deutschen Lufthansa AG sprachen sich mit großer Mehrheit für die Annahme der Kapitalmaßnahmen und der Beteiligung des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesrepublik Deutschland aus.

Lufthansa Aktionäre stimmen mit großer Mehrheit für staatliches Rettungspaket | Das Rettungspaket

Das Gesamtpaket hat einen Wert von 9 Mrd. Euro. So wird die deutsche Regierung sich mit einer stillen Einlage in Höhe von 5,7 Mrd. Euro am Lufthansa Konzern beteiligen. Außerdem wird sie sich im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit 20% am Unternehmen beteiligen. Eine Einmischung ins Geschäft ist jedoch nicht vorgesehen. Um die Lufthansa zukünftig vor Übernahmen zu schützen, enthält das Rettungspaket auch zwei Umtauschoptionen, zu denen die Aktionäre ebenfalls mit „ja“ stimmten. Die Umtauschrechte können in eine weitere Beteiligung in Höhe von 5% gewandelt werden.

Abgerundet wird das Rettungspaket durch Kredite der Kfw-Bank und privater Banken. In Summe bis zu drei Mrd. Euro, die zusätzlich Liquidität verschaffen sollen.

Lufthansa CEO Carsten Spohr ist zufrieden mit dem Ergebnis der Hauptversammlung. Foto: Lufthansa

Lufthansa Aktionäre stimmen mit großer Mehrheit für staatliches Rettungspaket | Insolvenz stand kurz bevor

„Die Entscheidung unserer Aktionäre sichert der Lufthansa eine Perspektive für eine erfolgreiche Zukunft. Im Namen unserer 138.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter danke ich der deutschen Bundesregierung und den Regierungen unserer weiteren Heimatländern für Ihre Bereitschaft, uns zu stabilisieren. Wir Lufthanseaten sind uns unserer Verantwortung bewusst, die bis zu 9 Milliarden so schnell wie möglich an die Steuerzahler zurückzuzahlen.“, äußerte sich Lufthansa CEO Carsten Spohr nach der Hauptversammlung.

Internen Kreisen zu Folge kommt die Rettung in letzter Minute. Lufthansa hatte kein Geld mehr und hätte in den nächsten Tagen Insolvenz anmelden müssen.

Auch dem Aktienkurs tat die Zustimmung zum Rettungspaket gut. Nach den positiven Zeichen der letzten Tage stieg der Kurs heute Vormittag schon auf über 10 Euro, um dann am Ende des Handelstages 9,59 Euro zu notieren.

Im nächsten Schritt steht nun noch die Finalisierung der Rettungspakete der anderen Länder an. Denn neben Deutschland hat der Konzern auch für seine Fluggesellschaften in den anderen europäischen Staaten um Hilfe gebeten. Insbesondere um die Hilfen für Brussels Airlines und die Weiterführung der Airline gab es zuletzt starke Diskussionen.

Lufthansa Aktionäre stimmen mit großer Mehrheit für staatliches Rettungspaket | Frankfurtflyer Kommentar

Eine unglaubliche Geschichte, die sich da in den vergangenen Wochen abgespielt hat. 9 Mrd. Euro schienen ein Hohn gegenüber den tausenden Kunden, die immer noch auf die Rückerstattung ihrer Tickets warten. Wie kann ein Staat ein Unternehmen so hofieren, das ganz offen geltendes Recht bricht. Hinzu kommen teils willkürlich wirkende Forderungen der EU-Kommission, die kaum mehr als eine Luftnummer sind. Zum Glück, denn bei der Staatshilfe für Air France standen auch Umweltauflagen im Fokus, die in Zukunft einige Inlandsflüge verhindern werden. Auf der anderen Seite stehen 138.000 Jobs auf dem Spiel. Fast jeder kennt irgendjemanden, der beim Kranich arbeitet. Und auch hier stand schon vorher fest, dass nicht jeder Job gerettet werden kann. Germanwings und Sunexpress Deutschland werden ganz bewusst geopfert. Viele andere Mitarbeiter können glücklich sein, ihren Job zu behalten, müssen sich aber auf Einschnitte einstellen.

In meiner Welt hätte sich Lufthansa dazu verpflichten müssen, alle Tickets für ausgefallene Flüge umgehend zu erstatten. Außerdem müssten Verbraucher in Zukunft wieder stärker geschützt werden, indem Fluggesellschaften keine Vorkasse für Flüge weit in der Zukunft mehr kassieren dürfen. Zusätzlich hätte es Bestandsschutz für alle Unternehmensteile, wie Germanwings und Sunexpress Deutschland, geben müssen. Und zu guter Letzt: Ein Verbot weitere Fluggesellschaften zu akquirieren, bis der letzte Cent aus dem Rettungspaket zurückgezahlt ist.

Nur ein Teil davon wird Realität. Aber zumindest kann sich die Lufthansa jetzt wieder voll auf das Geschäft konzentrieren.

Quelle: Lufthansa 

11 Kommentare

  1. Persönlich gesehen freue ich mich nachdem die LH gegenüber mir noch Außenstände in Höhe von knapp 10.000 Euro hat. Allerdings hätte ich mich auch so richtig gefreut, wenn Herr Thiele dieser völlig inkompetenten Regierung durch die Ablehnung den Marsch geblasen hätte.

    • Sie glauben doch nicht, dass LH das Geld jetzt auszahl? Mir schulden sie auch noch einiges! Man wird die 9 Milliarden Steuergeld nehmen und den treuen Kunden weiterhin den Mittelfinger zeigen. Dabei sind sie gesetzlich verpflichtet innerhalb von 7 Tagen zu zahlen, ohne wenn und aber. Unfassbar dass es keine Bedingung im Rettungspaket war, dass EU Gesetze eingehalten werden.

  2. Ich halte nicht viel davon. das der Deutsche Steuerzahler dafür herhalten muss.

    Lufthansa und die Steueroasen: Tochtergesellschaften in Panama und auf den Cayman-Inseln.

    Und das wird all zu gerne vergessen.

    Und man vergrault auch noch die Kundschaft. Mal sehen wie lange es dauert bis es vergessen worden ist das Lufthansa Steuergelder bekommen hat.

    Und im gegenzug werden dann wieder Mitarbeiter bei Lufthansa entlassen.

    SunExpress wird komplett aufgelöst.

    LSG Sky Chefs wurde an die Schweiz verkauft.

    Und warum dann die hilfe ?

    Hat es die Lufthansa vpor Corona Interesiert was mit denn Mitarbeiter passiert die sie entlassen.

    • Auch wenn ich sonst absolut kein Lufthansa-Freund bin muss ich hier LH definitiv verteidigen:
      Die Firmen in der Karibik sind KEINE Briefkastenfirmen zur Steuervermeidung, sondern echte Unternehmen mit Substanz und hunderten Mitarbeitern, die zur dortigen lokalen Durchfuehrung von Dienstleistungen wie z.B. Ground Handling an Airports und Catering genutzt werden.

  3. Wenn Lufthansa nicht bald insbesondere die von ihr selbst gestrichenen Flüge erstattet wird die staatliche Finanzhilfe auch nicht lange helfen. Kundenvertrauen ist schnell und dauerhaft futsch.

  4. Ich erhielt Gestern – oh Wunder – Mitteilungen über die Erstattung meiner ausgefallenen Flüge, wohl gemerkt vom März und April. Ein Zufall? Komischerweise sind nur meine Tickenummern genannt, nicht aber die meiner Frau, obwohl wir gemeinsame Buchungen unter den jeweils gleichen Buchungskodes hatten. Die Ticketnummern für sie sind nicht erwähnt, und die Beträge decken auch nur meinen Ticketanteil.
    Vielleicht arbeitet LH erst die HONs und SENs ab, und erst danach die FTL und das gemeine Volk.
    Auf jeden Fall ist es ein starkes Indiz dafür, dass man bewusst die Rückzahlungen zurückgehalten hat, eher als dass die Mitarbeiterkapazität für die Bearbeitung gefehlt hätte. Im Falle eines Konkurses wäre dies eindeutig eine Konkursverschleppung gewesen, und hätte für Spohr und vielleicht auch für den Finanzvorstand Zeit hinter Gittern bedeutet!

  5. Habe den seit März ausstehenďen Betrag bei SWISS ( nach vielen vergeblichen Telefons und Mails) via Cashback über VISA eingefordert. Und urplötzlich ging’s: Innert 1 Woche war das Geld rückerstattet !!

  6. Das mit der ewig langen Vorkasse ist ein zweischneidiges Schwert. Betroffen sind ja eher Privatpersonen mit Budget-Tickets. Bei den teuren Buchungsklassen ist die lange Vorauszahlung ja nicht sonderlich relevant. O. K. in Einzelfällen die Auslastung.
    Natürlich könnte man an einen Treuhänder denken. Zum einen will der aber auch seinen Obulus oben drauf, zum anderen… wie sieht es denn mit der Zuverlässigkeit des Treuhänders aus.
    30% Anzahlung wie beim Reisebüro wäre vielleicht ein Kompromiss. Persönlich zahle ich lieber alles sofort, sobald die Entscheidung für eine Reise getroffen ist, dann gibt es keine weiteren Fragen bei der persönlichen Finanzplanung. Bisher trat die Frage der Sicherheit des Anbieters noch nicht auf.

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