Lufthansa Boeing 747 gerät in Notlage nachdem der Flugkapitän im Crewrest erkrankt

Foto: Lufthansa

Der Lufthansa-Flug LH463 führt eigentlich von Miami (MIA) nach Frankfurt (FRA), die eingesetzte Boeing 747-8 musste aber vor gut zwei Wochen außerplanmäßig umgeleitet werden. Auslöser war, dass der Flugkapitän während der Ruhephase im Crewrest erkrankte. Der Jumbo mit der Registrierung D-ABYF befand sich zu diesem Zeitpunkt auf 35.000 Fuss Reiseflughöhe etwa 140 Seemeilen westlich von Gander (YQX), als die Crew die kritische Situation erkannte und Notfallmaßnahmen einleitete.

Das Wichtigste auf einen Blick:
  • Notfall an Bord: Der Kapitän von Lufthansa-Flug LH463 (Miami–Frankfurt) wurde während seiner Ruhephase im Crewrest handlungsunfähig.
  • Umleitung nach Montreal: Der Senior First Officer übernahm die Kontrolle, das Flugzeug führte einen Fuel Dump durch und landete sicher in Montreal.
  • Flugsicherheit gewährleistet: Die Crew handelte professionell, die Notlandung zeigt die hohe Sicherheitsstandards bei medizinischen Notfällen an Bord.

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Lufthansa Flugkapitän wird im Crewrest plötzlich handlungsunfähig

Der Vorfall ereignete sich bereits am 19. Januar 2025, einige Medien berichten nun von dem Zwischenfall. Während des Langstreckenflugs über den Nordatlantik nutzte der diensthabende Kapitän seine vorgesehene Ruhezeit im Crewrest-Bereich, als er plötzlich erkrankte und nicht mehr einsatzfähig war. Der stellvertretende Senior First Officer übernahm daraufhin die Kontrolle über das Flugzeug und leitete die notwendigen Verfahren ein.

Parallel dazu eilten zwei Flugbegleiter zur Unterstützung und leisteten erste Hilfe. Das Portal AVHerald schreibt, dass zu dem Zeitpunkt der Copilot in das Cockpit gerufen wurde, was den Eindruck erweckt, dass der Senior First Officer alleine am Steuer war. T-Online spricht davon, dass der Kapitän ohnmächtig wurde.

Flightaware

Nach der ersten medizinischen Einschätzung und unter Berücksichtigung der aktuellen Wetterbedingungen entschied sich die Besatzung, den Flug nach Montreal (YUL) umzuleiten. Um ein sicheres Landegewicht zu erreichen, wurde auf dem Weg nach Kanada Kerosin abgelassen (Fuel Dump). Gleichzeitig erklärte die Crew eine Luftnotlage gegenüber der Flugsicherung, um eine priorisierte Landung sicherzustellen.

Etwa 2 Stunden und 20 Minuten nach dem Vorfall setzte die Boeing 747-8 sicher in Montreal auf. Die kanadische Transportation Safety Board (TSB) bestätigte die medizinische Ursache für die plötzliche Handlungsunfähigkeit des Kapitäns.

Archivbild: Lufthansa Boeing 747-8

Der Vorfall auf Lufthansa-Flug LH463 ist kein Einzelfall. Auch andere Airlines sind immer wieder mit medizinischen Notfällen unter den Piloten konfrontiert. Erst am 22. Dezember 2024 musste ein Flug von United Airlines (UA) auf der Strecke von Zürich (ZRH) nach Chicago (ORD) nach Halifax (YHZ) ausweichen, nachdem ein Pilot erkrankte.

Lufthansa Boeing 747 gerät in Notlage nachdem der Flugkapitän im Crewrest erkrankt | Frankfurtflyer Kommentar

Uns ist weder bekannt wie es dem Flugkapitän nach der Landung ergangen ist, noch kennen wir die Ursache für den Ausfall. In dem Fall haben aber sowohl die verbliebene Cockpit- als auch die Kabinencrew offensichtlich gut reagiert und entsprechend gehandelt. Die sichere Landung in Montreal (YUL) zeigt durchaus, dass man auf Notfälle vorbereitet ist und die Flugsicherheit eine hohe Priorität hat.

Unter bestimmten Voraussetzungen hätte man den Flug wohl auch fortsetzen oder einen anderen Ausweichflughafen aussuchen können. Bei einer nicht geplanten Zwischenlandung müssen aber zahlreiche Umstände berücksichtigt werden, ein Anflug auf den nächstbesten Flugplatz ist oft nicht die beste Option.

17 Kommentare

  1. Lieber Robert, ich würde es als eine schöne Geste empfinden, wenn Ihr im Beigang so eines Berichtes dem Kapitän über die LH auch im Namen aller User des Forums die besten Genesungswünsche übermitteln würdet.Jürgen

  2. Wieso sind auf so einem kurzen Flug wie Miami – Frankfurt ( 7800 km, reine Flugzeit meist unter 9 h) überhaupt 3 Piloten an Bord? Mir ist keine andere Fluggesellschaft bekannt, die sich auf so kurzen Strecken diesen Luxus erlaubt. Für den sicheren Weiterflug hätten die 2 Piloten im Cockpit völlig ausgereicht.

    • Für den sicheren Flug ja, aber vielleicht nicht für die Sicherheit des erkrankten Piloten. Wie im Artikel geschrieben, kennen wir das Krankheitsbild des Piloten nicht (und es geht uns meiner Meinung nach auch nichts an).
      Und drei Piloten sind eigentlich Standard auf so einem Flug

    • Wie kommst du darauf, dass FRA-MIA immer unter 9 Stunden ist? Der Hinflug hat jeden Tag rund 10 Stunden gedauert. Nur weil der Rückflug bedeutend kürzer ist, heiß das nicht, dass man nicht 3 Piloten braucht.

      Und bei United ist das z.B. auch eine Vorgabe der Gewerkschaft, dass ab 9 Stunden 3 Piloten an Bord sind. Ich denke, ähnliches ist auch bei LH der Fall. Und bei UA wurde mir auch ausdrücklich erklärt, dass man die 3 Piloten nur für den Flug gen USA braucht, aber sie eben natürlich auch dem Rückflug wieder mitnehmen muss.

      • aber doch nicht im Dienst, Piloten, die man nicht unbedingt braucht, fliegen dann als Passagier (Deadhead) mit und werden dafür nicht bezahlt. Bei Lufthansa waren aber offenbar 3 Piloten im Dienst, ein wirtschaftlicher Unsinn auf so einer kurzen Strecke. Kein Wunder, dass Lufthansa immer Geld fehlt.

        • John, ich wiederhole mich gerne, es ist üblich auf einem solchen Flug 3 Piloten zu haben. Laut der European Cockpit Association wird die ‚Flight Duty Period‘ auf maximal 13 Stunden begrenzt. Die ‚FDP‘ beinhaltet nicht nur den Flug, sondern auch die Vorbereitungen, Briefings und Reports im Anschluss. Bei einem gut und gerne mal 11 Stunden dauernden Flug nach Miami wird’s dann schon eng mit den 13 Stunden. Und es wird ja irgendwann auch von den menschlichen Belastungen nicht mehr zumutbar.
          Und ich möchte die Piloten sehen, die zwar bezahlt den länger dauernden Hinflug nach MIA fliegen, aber auf dem kürzeren Rückflug nach FRA hinten sitzen und nicht bezahlt werden, weil sie ja off-duty sind.

          • Sorry, aber du hast keine Ahnung, es ist ganz normal, dass Piloten und Crew unbezahlt als Deadhead reisen um zum Einsatzort zu kommen. Zudem könnte der auf dem Rückflug überflüssige Pilot auch zu anderen US Flughäfen fliegen, um dort einen Flug nach Europa im Dienst anzutreten. Ich kenne keine andere Fluggesellschaft, die Miami – Frankfurt/Paris/ London mit 3 Piloten fliegt, selbst BA hat im A380 nur 2 Piloten.

          • Unbezahlt ist nicht richtig. Das ist je nach Airline unterschiedlich geregelt, es gehört aber Dienstzeit und generiert Arbeitstage, Hotelkosten, Spesen usw.

            Amerikanische Airlines setzten häufig auch auf den kürzeren Nordatlantik-Flügen drei Piloten ein. Das hat eher etwas mit starken Gewerkschaften zu tun.

    • Und die eine ohnmächtige Person an Bord soll einfach weiter mitfliegen oder wie? Wahrscheinlich hat die Crew sich mit einem Dienstleister wie MedAire ausgetauscht und dann entschieden, den Flug umzuleiten.

    • Für den sicheren Weiterflug hätten 2 Piloten ausgereicht? Ich denke Sie haben nicht verstanden, dass an Bord ein MENSCH war, der sich in einem medizinischen Zustand befand, der es nötig machte, dass er so schnell wie möglich stationär behandelt werden muss. Der Flug ist übrigens eastbound natürlich kürzer, aber westbound meist um die 10h30. da gibts genug andere Airlines die sowas auch enlarged fliegen.

  3. Was ich schon bei AVH nicht verstanden habe: der Kapitän war im Crewrest und der FO wurde ins Cockpit gerufen. Also war der SFO alleine im Cockpit…🤔. Das sollte nicht sein, oder?

    • Vielleicht war der SFO auf dem Klo, oder der Bericht ist da ungenau. Mich wundert eh, dass da 3 Piloten im Dienst waren, das ist auf so kurzen Strecken nicht üblich.

      • Das ist keinen kurze Strecke, eastbound mit gutem Wind (besonders im winter) durchaus 9 Stunden. Aber der Hinflug locker 10h30, was mit einer enlarged crew geflogen wird. Der SFO ist dann schon in Miami… soll der dann dort bleiben weil der Rückflug kürzer ist?

        • Ja klar, den kann man auch zu einem anderen Flughafen in USA schicken, damit er dort einen Flug nach Europa absolviert. Eine wirtschaftlich denkende Airline hat nur so viele Piloten im Cockpit, wie es absolut rechtlich nötig ist. Und das ist es bei 9h auf keinen Fall. Condor fliegt ähnlich lange Strecken (7600 km) in die Karibik (Punta Cana, Kuba, etc. ) immer nur mit 2 Piloten.

          • Vielleicht habe ich Ahnung, vielleicht nicht, aber du kennst mich nicht und solltest es einfach lassen mir Ahnungslosigkeit zu unterstellen, ich zitiere hier EU-Behörden, während du nur von deinen „Kenntnissen“ schwafelst.
            So, du hast absolut recht, eine Airline sollte aus wirtschaftlicher Perspektive nur so viele Piloten haben wie rechtlich notwendig. Dass 3 Piloten bei einem Flug von FRA nach MIA rechtlich benötigt werden, habe ich dir oben bereits belegt. Für den Rückflug mag das nicht unbedingt notwendig sein, aber aus logistischer Sicht schon. Denn ein Pilot, der dann off-duty von MIA nach LAX reist, um den noch längeren Rückflug LAX-FRA zu unterstützen ist ja komplett unnötig, da der länge westbound Hinflug FRA-LAX definitiv auch drei Piloten vorsieht.

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