Bis zum 24. April hat Lufthansa noch Zeit einen Deal mit Italien für die Übernahme des Alitalia Nachfolgers ITA Airways zu machen. Danach endet die exklusive Verhandlungsfrist und auch wenn man danach grundsätzlich noch weiter verhandeln könnte, beide Seiten wollen schon vorher zu einem Ergebnis kommen. Aus italienischen Medien, welche sich auf Quellen direkt aus dem Wirtschaftsministerium beziehen können, hört man nun, dass man gute Fortschritte mache und das Thema Geld eigentlich kein Punkt mehr sei. Beide Seiten wollen den Deal!
Dabei will Italien wohl eigentlich etwa 300 Millionen Euro für die 40% der Anteile, die Lufthansa im ersten Schritt übernehmen will. Lufthansa selbst bewertet die Anteile von ITA Airways wohl eher im Bereich von 200 Millionen Euro und man begründet dies damit, dass die Airline im eigentlich recht positiven Marktumfeld von 2022 einen spektakulären Verlust von fast 500 Millionen Euro eingeflogen hat. Dies muss in die Bewertung der Airline mit einfließen, so Lufthansa.
Nach Informationen aus Italien sei aber der Preis nicht mehr das entscheidende Thema in den Verhandlungen, welche bei Lufthansa längst Chefsache sind. Carsten Spohr war letzte Woche in Rom um hier mit dem Wirtschaftsminister persönlich die letzten Details zu klären.
Beim Thema des Preises würden sich die beiden Parteien wohl einige werden oder man sei sich sogar bereits einig geworden, insbesondere da es für Lufthansa nicht das entscheidende Kriterium für die ITA Übernahme ist. Viel wichtiger seien Garantien der Regierung in Rom, welche man vertraglich fixiert haben will. Genau diese schienen gerade verhandelt zu werden.
Der Plan sieht vor, dass Lufthansa vorerst nur 40% von ITA Airways übernimmt und ein Vorkaufsrecht für die verbleibenden 60% der Anteile bekommt. So hat man es auch schon bei Brussels Airlines gemacht und dieser Deal steht dem Vernehmen nach als Vorbild.
Entscheidend für Lufthansa sei aber, dass in dem Aktionärsvertrag festgehalten wird, dass Lufthansa die volle wirtschaftliche Kontrolle über ITA Airways bekommt, auch wenn man nur eine Minderheit an der Airline hält. Damit will Lufthansa vermeiden, dass die Regierung in Rom (welche traditionell auch schnell einmal wechseln kann), sich unter keinen Umständen in das operative Geschäft von ITA Airways einmischen kann, denn genau das hat Alitalia unter anderem das Genick gebrochen, als man zum Beispiel verlustreiche Strecken wegen Druck aus der Politik fliegen musste.
Lufthansa in finalen Verhandlungen für ITA Übernahme | Es geht nicht mehr um Geld aber um Garantien | Frankfurtflyer Kommentar
Es wirkt, als sei die Übernahme von ITA Airways durch Lufthansa schon fast in trockenen Tüchern, aber genau die Punkte die wohl gerade verhandelt werden, könnten den Deal noch zum Platzen bringen. Lufthansa kann aus ITA Airways nur eine funktionierende profitable Airline machen, wenn man diese Airline nicht weiterhin als politisches Werkzeug in Rom versteht und genau das will man in Frankfurt in einem Vertrag fixiert haben.
Dabei gibt es auch in der aktuellen Regierung in Rom Personen, die es sicherlich nicht gerne sehen, dass man keinerlei Kontrolle mehr über ITA Airways haben wird und sie damit auch nicht mehr als politisches Werkzeug einsetzen kann. Wie einflussreich diese Teile der Regierung sind wird man allerdings sehen müssen.
Mich würde es inzwischen allerdings sehr wundern, wenn Lufthansa nun doch nicht bei ITA Airways zum Zuge kommt, denn inzwischen ist man in Italien an einem Punkte angekommen, an dem Lufthansa nicht nur die beste Option für ITA Airways ist, die Deutschen sind eigentlich die einzige Option für die Airline, wenn sie überleben soll.
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