Lufthansa Insolvenz? | Das Pokern um Staatshilfen läuft!

Foto: Lufthansa

Ohne Staatshilfen wird Lufthansa nach der Krise nicht mehr weiter fliegen können, dies hat der Lufthansa Vorstand verkündet und daher befindet man sich mit der deutschen Bundesregierung (und anderen Ländern) in Gesprächen über ein mögliches Hilfspaket. Alleine aus Deutschland soll der Konzern Hilfen von bis zu neun Milliarden Euro bekommen, allerdings ist man bei Lufthansa über die Bedingungen unglücklich und daher beginnt man in den Verhandlungen nun zu pokern. Nun steht sogar eine Lufthansa Insolvenz im Raum.

Das Hilfspaket des Bundes sieht neben Milliarden Krediten auch einen Einstig des Staates bei Lufthansa vor und man will wohl etwa 25,1 Prozent der Anteile an Lufthansa bei einer Kapitalerhöhung übernehmen und so zum größten Anteilseigner von Lufthansa werden. Damit will man aber auch ein Mitspracherecht im Konzern und der Staat soll zwei Sitze im Aufsichtsrat fordern. Der Staat würde auch auf eine Sperrminorität bei Lufthansa bestehen, wodurch die Politik dauerhaft direkten Einfluss auf die Lufthansa nehmen und wichtige wirtschaftliche Entscheidungen blockieren könnte.

Aber auch die Konditionen des KfW Kredites würden Lufthansa sauer aufstoßen, denn man soll nach Medienberichten neun Prozent Zinsen zahlen, was für einen KfW Kredit zwar nicht unüblich ist, allerdings sind die Konditionen beim Konkurrenten Condor im Corona Hilfspaket wohl besser.

Lufthansa Insolvenz im Schutzschirmverfahren

Lufthansa hat nun eine Insolvenz im Schutschirmverfahren in den Raum gestellt, wenn man sich mit dem Staat nicht über die Konditionen für das Hilfspaket einigen kann. Hierbei handelt es sich um das gleiche Konzept, welches auch Condor gerade durchläuft. Dabei findet die Insolvenz in Eigenverwaltung statt und man bekommt nur einen Sachwalter an die Seite gestellt.

In einem Schutzschirmverfahren wäre man vor dem Durchgriff von Gläubigern gesichert, kann sich einiger Forderungen entledigen und auch Tarifverträge könnten neu verhandelt werden. Auch ist es hier sehr einfach, sich von überzähligem Personal zu entledigen, was wohl das größte Druckmittel gegenüber der Politik ist.

Allerdings ist man sich auch bei Lufthansa bewusst, welche unangenehmen und ungünstigen Nebeneffekte, insbesondere auch in der öffentlichen Wahrnehmung, eine Insolvenz der Airline hätte. Daher will man dies laut Lufthansa Insidern nur im absoluten Notfall als Option ziehen.

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Uneinigkeit über staatlichen Einfluss auch in der Bundesregierung

Der Lufthansa Vorstand, Carsten Spohr, soll bei den Verhandlungen mit der Bundesregierung sehr forsch aufgetreten sein, was wohl bei einigen Verhandlungspartnern nicht auf viel Gegenliebe gestoßen ist. Auch wenn wohl jedem klar ist, dass die Bundesregierung die Lufthansa auf jeden Fall retten will, sei man den Politikern auch auf den Schlips getreten, denn man schließt bei Lufthansa politischen Einfluss auf das operative Geschäft als Bedingung aus.

In einem Interview mit der Welt warnt Carsten Spohr vor zu viel Einfluss der Politik auf die Lufthansa, denn dies hat weltweit bei keiner Airline gut geendet. Des weiteren wird bei dem internationalen Konzern mit Airlines in mehreren Ländern auch befürchtet, dass auch andere Regierungen Einfluss auf die Airlines nehmen wollen, wenn die Bundesregierung hier ein Mitspracherecht bekommt.

Es darf nicht politisch verordnet werden, ob wir von München oder von Zürich aus nach Osaka fliegen!

Besonders wenn Airlines aufgrund von politischer Einflussnahme Strecken fliegen müssen, welche sie nicht wirtschaftlich betreiben wollen oder Flugzeuge kaufen sollen, welche sie nicht benötigen um einen Flugzeugbauer zu stärken, führt dies meistens zuverlässig zu einer verlustreichen Airline.

Aber auch in der Bundesregierung scheint man sich uneins über den Einfluss des Staates zu sein. So will man in der Union (CDU/CSU) wohl ein stiller Teilhaber von Lufthansa werden, während die Sozialdemokraten (SPD) auf direkten Einfluss auf das Unternehmen beharren, um auch zum Beispiel bei Tarifverhandlungen oder einem möglichen Personalabbau direkt eingreifen kann.

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich kommentierte dies so:

Wenn Unternehmen wie Lufthansa aus Steuergeldern Staatshilfen in Milliardenhöhe bekommen, müssen auch Mitspracherechte für den Bund gewährleistet sein. Das ist schon aus Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unerlässlich.

Derweilen gibt es auch anders lautenden Stimmen, welche eine Einflussnahme des Bundes auf die Lufthansa nicht wollen und eine stille Beteiligung an dem Konzern ohne Stimmrechte befürworten.

Unions-Fraktionsvize Carsten Linneman:

Sollte der Staat sich direkt beteiligen und Politiker Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen nehmen, dann muss das sehr gut begründet werden. Ich habe bislang noch von keiner solchen Begründung gehört!

Auch der bayrische Ministerpräsident Markus Söder ist der Meinung, dass der Staat „kein Sagen auf der Kommandobrücke“ bekommen sollte, auch wenn er sich nun an der Lufthansa beteiligt und diese rettet. Dagegen sieht er eine Rettung der Lufthansa allerdings als unausweichlich und elementar für Deutschland an.

Natürlich ist es wichtig, die Lufthansa zu retten, es ist ein systemrelevantes Unternehmen. Die Lufthansa sollte aber nicht verstaatlicht werden.

Letzteres scheint für Lufthansa ein derart ungünstiges Szenario zu sein, dass man nun die Lufthansa Insolvenz in den Raum gestellt hat, wenn man sich nicht über die Konditionen einigen kann und besonders der Einfluss der Regierung ist hier Stein des Anstoßes.

In dieser Option der Insolvenz schwingt natürlich auch immer der Verlust von Arbeitsplätzen als Drohung mit, was besonders die Sozialdemokraten um jeden Preis verhindern wollen. Allerdings weiß die Bundesregierung auch um den Zeitdruck unter welchem Lufthansa steht, denn unbeschränkt Zeit hat man nun nicht mehr und auch in einem Schutzschirmverfahren wird man wohl nicht ohne zusätzliches Kapital auskommen.

Kreditbedingungen werden von Lufthansa als ungünstig angesehen

Man ist sich wohl einig, dass das Hilfspaket für Lufthansa kein Geschenk, sondern ein Kredit sein soll und entsprechend verhandelt man auch über die Bedingungen eines KfW Kredites. Lufthansa sollen etwa  5 Milliarden Euro angeboten worden sein, zu einem Zinssatz von 9 Prozent. Dies sind allerdings ungünstigere Bedingungen als Condor bekommen hat, was man bei Lufthansa nicht akzeptieren will.

Immerhin stand Lufthansa vor der Krise deutlich besser als Condor dar, hatte eine höhere Gewinnmarge und große Erfolge verzeichnet. So war 2019 das dritt-erfolgreichste Jahr in der Unternehmensgeschichte.

Auch warnt Lufthansa vor den hohen Belastungen eines sehr großen Kreditpaketes. Man spricht von einer erwarteten Mehrbelastung durch ein 10 Milliarden Euro Hilfspaket von bis zu einer Milliarden Euro pro Jahr. Vermutlich wird Lufthansa daher in den kommenden Jahren keinen Gewinn mehr ausweisen können und es wird in den nächsten Jahren wohl sogar schwer werden, dieses Geld überhaupt als Überschuss zu erwirtschaften.

Daher will Lufthansa lieber Kreditzusagen, welche nach Bedarf abgerufen werden, damit man die Belastung für den Konzern so gering wie möglich halten kann.

Lufthansa Insolvenz? | Das Pokern um Staatshilfen läuft! | Frankfurtflyer Kommentar

Klappern gehört zum Handwerk, das ist klar und dass Lufthansa auch bei Staatshilfen mit harten Bandagen verhandelt, dürfte wohl niemanden überrascht haben. Dass man nun aber direkt mehrere Zehntausende Arbeitsplätze als Einsatz wählt ist durchaus etwas unfein, auch wenn klar ist, dass dies das mächtigste Druckmittel der Airline ist.

Das Argument, dass der Staat bei Staatshilfen auch ein zwingendes Mitspracherecht im Konzern benötigt, sehe ich allerdings nicht, auch wenn die Lufthansa hier mit öffentlichen Geldern gerettet wird. Man darf hierbei immer nicht vergessen, dass es keine Geschenke an Lufthansa sind, sondern das die Airline das Geld wieder zurückzahlen muss und man kann davon ausgehen, dass der Staat im Erfolgsfall sogar an diesem Rettungspaket Geld verdient.

Grundsätzlich ist Lufthansa ohne eigene Schuld in diese prekäre Lage gekommen, denn man war vor der Krise sehr erfolgreich und kann nun aufgrund von Auflagen der Staaten sein Geschäft nicht mehr ausführen. Ich habe hierfür vor kurzem etwas sehr Passendes gesehen:

Es ist so, als würde dir jemand ins Knie schießen und dir anschließend einen Kredit für die Operation anbieten und auch Mitspracherecht für dein kommendes Leben verlangen.

Sowohl die Lufthansa, als auch die Bundesregierung wären sicher gut beraten sich hier zu einigen, den eins ist auch klar, die Lufthansa Insolvenz will wohl keiner. In einer Phase in welcher alle anderen Airlines im internationalen Wettbewerb mit Staatshilfen saniert werden, wird es eine Lufthansa in der Insolvenz wohl sehr schwer haben. Allerdings gehe ich davon aus, dass Staatshilfen für Lufthansa kommen werden und dass man sich einigen wird.

In den kommenden Tagen können wir hier schon ein Ergebnis erwarten. Spannend bleibt es auf jeden Fall.

20 Kommentare

  1. Ich vermute eher, dass unsere Regierung sich fragt: who is next?

    Zuerst Lufthansa, dann Daimler, BMW, VW, Porsche…oder die Zulieferer Schaefller/Conti, Bosch….

  2. Auch wenn ich mit fast 1 Millionen Meilen und paar Aktien aktuell an dem Unternehmen beteiligt bin, wünsche ich mir ein Neustart und klaren Schnitt. Der Steuerzahler sollte hier nicht der Dumme sein. Die Vielflieger werden es verkraften und hoffentlich zukünftig tiefer in die Tasche greifen müssen – NICHT zuletzt auch der Umwelt zu liebe. Die Mitarbeiter werden von einem Weltklasse System aufgefangen und in der heutigen Zeit nicht die geizigsten sein, die sich ein neuen Job suchen müssen… Eine Neu-, Gesund-Aufgestellte und gut funktionierende Airline ist mir lieber, als eine, deren Überleben zukünftig und langfristig am seidenen Faden hängt…

    • Grundsätzlich ist die LH sehr gut aufgestellt, weshalb sie eigentlich kein Insolvenz fall ist, denn sie braucht keine grundlegend neuen Strukturen. Die aktuelle Krise ist ja nicht auf Fehler der Airline zurückzuführen, sondern ist eigentlich künstlich herbeigeführt worden.

      • Nicht ganz richtig. LH hat Fehler gemacht, indem man grenzwertig geschäftliche Entscheidungen auf Kredit getroffen und keine Rücklagen für Notsituationen geschaffen hat.

  3. Die irgendwo in Textmitte geäußerte Vermutung, dass die Chemie zwischen den Verhandlungsführern nicht stimmt, klingt plausibel. Carsten Spohr kann man wohl kaum ersetzen, ein kompetenter Vermittler sollte helfen.

    Ist das nicht ein typischer Fall für einen Unternehmensberater?

    Vor Jahren erzählte mir einmal ein Bekannter, der in einer Unternehmensberatung arbeitete, seine Hauptaufträge beständen darin, bei Gesprächen zwischen Firmenvorständen anwesend zu sein. Jeweils Alphatiere, Spitzenleute für die Firma, untereinander aber Katze und Maus.

    • Solche Dinge sind tatsächlich Chefsache und sollten auch vom Vorstand verhandelt werden. Wenn man hier schon einen Mediator braucht, wäre die Situation sehr verfahren. Unter umständen ist ein DAX vorstand auch deutlich verhandlungssicherer als ein Minister, aber das muss so nicht sein, kann aber in der Wahrnehmung sehr stören und am ende kann es hier auch menscheln, was zu Problemen führt.

      Am Ende des Tages haben aber alle das selbe Ziel, denn LH wird man nicht umgehen lassen. Das nun einige Politiker hier ihre Chance wittern, Politische Ziele durchzusetzen ist ein Problem.

  4. Es wird eine Lösung geben. LH ist zu wichtig, um die Zukunft aufs Spiel zu setzen.

    Während es zunächst logisch klingt, für eine Beteiligung Gegenleistungen in Form von Einfluss zu fordern, halte ich es bei genauem Hinsehen für wenig hilfreich. Denn Politiker sind bisher eher nicht durch Kompetenz in der Unternehmensführung aufgefallen, sondern eher durch die Versuche Interessen durchzusetzen, die nicht unbedingt dem Unternehmenserfolg dienen.

    Wie beschrieben sollte auch beachtet werden, dass LH durch die Entscheidung der Politiker erst in die Situation gekommen ist. Das ist es schon zynisch sich bei der Lösung eines selbst verursachten Problems so aufzuspielen.

    Ich bin übrigens kein Anhänger des LH Managements und halte das Unternehmen für nicht sonderlich gut geführt (Eurowings, komplexe Unternehmensstruktur, Kompetenzgerangel, …), aber hier muss ich mich mal auf die Seite der LH Führung schlagen. Um in Zukunft handlungsfähig zu sein, darf kein Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen zugelassen werden.

    • Ich bin mir sicher, dass es eine Lösung geben wird, eine Insolvenz will wohl niemand wirklich.

      Aber eine Staatliche Beteiligung mit Mitspracherecht, ohne das hier ein Exit abzusehen ist, halte ich für sehr problematisch. Bauen wir dann bald auch Flughäfen Unterirdisch, wie in Stuttgart Bahnhöfe? Die Bahn wollte Stuttgart 21 nie so bauen, aber ihr Gesellschafter hat sie dazu angewiesen.

      LG
      Christoph

  5. Ich frage mich, warum es so unterschiedliche Wahrnehmungen es gibt wie die Wirtschaft gerettet werden muss?
    Bei LH will der Staat mitreden, gerade um einen Arbeitsplatzabbau bei Germanwings zu verhindern (so klang es für mich).
    Auf der anderen Seite will die Politik WIEDER eine Prämie einführen damit die “armen” Autobauer nicht leiden müssen. Hatten wir das nicht schon 2009? Da hat der Staat Unterstützung angeboten und KEINE Beteiligung an den Autofirmen bekommen? Und den Staat wurden diese Ausgaben ja auch nicht von den Autoherstellern wieder (mit Zinsen) zurückgezahlt (so wie LH müsste?)! Und natürlich sollen die Autofirmen ihre Dividende auszahlen weil Sie Angst vor einer Übernahme habe… Wie passt das den zusammen?

    Ich will nicht sagen das LH einen Freifahrtschein bekommen soll, ich finde die sehr unterschiedliche Betrachtung nur faszinierend…

    • Man muss hierbei auch beachten, dass die Autobauer die Produktion nicht eingestellt haben, weil sie es aufgrund von Auflagen mussten, sondern weil sie Ihre Autos nicht mehr verkauft bekommen haben. Hier bereitet man sich vor allen auf den Struckturwandel der nun kommt vor und will daher Hilfen.

      Die LH wurde quasi der Betrieb untersagt, was durchaus auch noch einmal einiges verändert….

  6. Ich finde es befremdlich , dass die LH eine Milliarden Hilfe benötigt, und Herr Spohr dennoch Aktionäre und eigene Devidenden auszahlen möchte.
    Soll der Staat deswegen aus allem herausgehalten werden?
    Was an gehenleistungen ist die LH denn bereit zuzugestehen?

    • Lufthansa wird KEINE Dividenden auszahlen, auch die Vorstandsgehäkter wurden gekürzt und Boni gestrichen. Letzteres hilft den Unternehmen kaum, soll aber ein Zeichen sein.

      Der Staat ist ein katastrophaler Gesellschafter! Das kann man bei der Bahn oder auch Telekom sehen, daher kann ich nur all zu gut verstehen, dass man sich mit Händen und Füßen gegen so etwas wehrt. Zumal LH NICHT aufgrund eigener Fehler und er Situation ist, sondern weil der Staat quasi das Geschäft untersagt hat. Hier jetzt beim helfen politische Ziele durchsetzen zu wollen halte ich für äußerst bedenklich und ein fragwürdiges Zeichen an die Wirtschaft.

        • Der Cash bestand reicht hierfür durchaus und es werden auch vereinzelt Tickets erstattet! Das ganze dauern nun natürlich seine zeit und wird auch bewusst verlangsam, daran besteht kein Zweifel.

          Hätte man aber direkt alle Tickets erstattet, sobald der Flug nicht stattgefunden hat, würden die Rücklagen noch viel schneller schwinden und Zeit ist gerade ein entscheidender Faktor, bis eine Lösung gefunden wurde. Eine Insolvenz bringt niemanden etwas oder auch wenn man LH in eine nicht mehr konkurrenzfähige Position bringt.

  7. Ich sehe die ganze Situation ganz nüchtern: alle durchgestochenen Informationen und die kolportierte Insolvenz haben mMn. lediglich einen verhandlungstaktischen Zweck mit dem Ziel die jeweils eigene Position zu stärken. So lernt man es in jeder Verhandlungsausbildung. Die Verhandlungsführung vom LH Vorstand – Druck auszuüben – entspricht ebenfalls dem, was im Lehrbuch steht: materiell geht es um viel, die Beziehung zu den Staatssekretären ist zweitrangig, da im Zweifel die Kanzlerin und das Kabinett entscheiden. In diesem, zu erwartenden Gespräch dürfte der LH Vorstand wesentlich integrativer und kooperativer auftreten.

    Es wird eine Einigung mit 99,99%er Wahrscheinlichkeit geben. Die Frage ist, wie oft man noch in die Sackgasse geht und wievielmal man sich für eine Lösung treffen muss. Die Protagonisten sind Profis, dass diese sich auf der persönlichen Ebene derart verhaken, ist zwar möglich (vgl. Übernahme Kaiser Tengelmann durch Rewe und Edeka), jedoch im Kontext eher unwahrscheinlich.

    Mein Fazit; bis dato alles Verhandlungsfolklore. Einfach abwarten, wie das Ergebnis final ausschaut.

  8. „Es ist so, als würde dir jemand ins Knie schießen und dir anschließend einen Kredit für die Operation anbieten und auch Mitspracherecht für dein kommendes Leben verlangen.“

    Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich, lieber Christoph. Dein Zitat ist deswegen nicht zutreffend, weil nicht die Bundesregierung verantwortlich ist für die Corona-Krise, sondern ganz einfach Corona/höhere Gewalt der (auch von mir geliebten) Lufthansa ins Knie geschossen hat. Ich würde tendenziell auch eine stille Beteiligung besser finden, aber ganz klar ist auch für mich: Wer meine Steuergelder erhält, soll mich dann in der Zukunft auch über Dividenden angemessen an seinen Gewinnen beteiligen.

  9. Meine Meinung zur Lufthansa-„Rettung“ ist zweigeteilt:

    Als Aktionär ich ich natürlich an einem Überleben der Lufthansa interessiert und Carsten Spohr könnte auch der richtige sein, der die Krise jetzt in dem Unternehmen halbwegs gut bewältigen wird.

    Als Bürger frage ich mich natürlich, ob es so sinnvoll ist in ein Unternehmen jetzt bis zu 9 Millarden Euro zu geben (auch wenn es zurückgezahlt wird irgendwann, muss das Geld genau jetzt da sein) oder ob es vielleicht besser wäre, sich Gedanken zu machen, wie man jetzt den Schulen hilft, damit nach sechs Wochen Corona-Homeschooling (welch schreckliches Wort) endlich mit Schülern wieder ein halbwegs normaler Unterricht (wie auch immer der aussieht) stattfinden kann. Sind Lufthansa und Addidas (und viele andere mehr oder weniger große Unternehmen) so wichtig? Oder sollten es nicht lieber diejenigen sein, die mal die Zukunft unseres Landes sein sollen?

    • Ich halte es für absolut entscheidend, dass man die Wirtschaft nun am Leben erhält, denn sonst kauft man sich möglicherweise über Jahrzehnte Probleme ein.

      Es gibt ein Sprichwort: „Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nichts.“

      Das Gute ist, in Deutschland sind wir in der Lage, beides zu machen und uns nicht zwischen Wirtschaft und Allgemeinheit (z.B. Schulen) entscheiden zu müssen.

      • Aber das letzte passiert jetzt genau nicht. Die Lufthansa bekommt Geld. Höre ich dagegen etwas zu den Schulen, um die unerträgliche Situation des Corona-Home-Schooling für alle Klassenstufen zu beenden? Ich finde die Relationen haben sich jetzt sehr stark verschoben und der eingeschlagene Weg insgesamt ist nicht gut.

        Die Substanz ist da heute in den Schulen auch vor Corona schon sehr prekär gewesen und nun erst recht. Mich selbst betrifft es nicht, aber ich habe mir da schon einige Klagen angehört wie es jetzt läuft. Wohne in Berlin in einer Mietwohnung. Klar, auf dem Land sieht es im eigenen Haus für viele besser aus. Wenn man da jetzt vermeintlich spart, wird irgendwann keiner mehr mit der Lufthansa fliegen können und dann hat die Lufthansa ein wirtschaftliches Problem und kein Virus-Problem.

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