Lufthansa kauft weitere Langstreckenflugzeuge

Neue Dreamliner lassen auf sich warten

Lufthansa hat vor ziemlich genau einem Jahr die Gunst der Stunde genutzt und kurzfristig Flugzeuge gekauft, die von den ursprünglichen Airlines nicht übernommen werden konnten. Nun gesellen sich weitere Maschinen von Boeing nach Frankfurt, der Unternehmensvorstand hat ein entsprechendes Vorhaben abgesegnet.

Eigentlich sollte der erste der fünf übernommenen Jets vom Typ Boeing 787-9 schon Weihnachten 2021 in den Kranich-Liniendiest eingespult werden, doch es kam zu Verzögerungen. Auch der neue Termin zum Beginn des Sommerflugplans konnte nicht eingehalten werden, die Inbetriebnahme ist aktuell erst im zweiten Halbjahr angedacht. Trotz der zahlreichen Probleme und Lieferschwierigkeiten des US-Flugzeugbauers bleibt Lufthansa Boeing treu.

Größte Baustelle bei Boeing ist die neueste Triple Seven-Variante, dessen geplante Auslieferung wurde erst vor kurzer Zeit weiter verschoben und ist nun für 2025 avisiert. Zu dieser bestehenden Order von insgesamt 20 Boeing 777-9 stehen noch 25 Boeing 787 Dreamliner in den Bestellbüchern. Dieser Auftrag wird nun wie folgt erweitert:

  • 7 Boeing 787-9 Passagierjets
  • 3 Boeing 777F Frachter (aktuelle Technologie)
  • 7 Boeing 777-8F  Frachter (neue Technologie)

Zusätzlich werden laufende Leasingvereinbarungen für zwei 777-Frachtflugzeuge der aktuellen Technologie verlängert.

Mehrere Gründe sprechen für Dreamliner

Die Nachfrage steigt, Bestellungen verspäten sich, der Bedarf nach neuen Flugzeugen wird immer dringlicher. Lufthansa sieht sich schon länger auf dem Markt um und lotet die Möglichkeiten aus. Auch gebrauchte Jets der neueren Generation sind eine Option, so ist seit April die erste von vier geleasten Airbus A350 von Philippine Airlines in München unterwegs. Kurz zuvor wurde der erste Airbus A340-600 reaktiviert, da man am bayerischen Hub sonst keine Flugzeuge mit einer First Class an Bord hat.

Die fünf 787-9 kommen in diesem Jahr nach Frankfurt und sollten betagtere Flugzeuge ersetzen, nun werden diese jedoch eher dazu benötigt um die Kapazitätslücken zu schließen, die durch die verspätete Auslieferung der Boeing 777-9 entstehen. Die Auslieferungstermine der bereits bestellten Boeing 787-9 konnten zudem angepasst und teilweise auf 2023 und 2024 vorgezogen werden. Das Volumen wird nun um sieben weitere Maschinen auf insgesamt 32 Dreamliner erhöht.

Erster Lufthansa Boeing 787 Dreamliner wird Berlin heißen

Derzeit befinden sich die ersten Piloten bereits in der Ausbildung und werden auf das neue Muster geschult. Je nach Bedarf und Marktentwicklung könnten die Maschinen auch zu den Konzerntöchtern gehen, Austrian braucht dringend Ersatz- der Dreamliner würde von der Kapazität und Reichweite gut nach Wien passen. Der Einsatz der 787 wäre aber auch bei Swiss und Edelweiss in der Schweiz gut denkbar.

Frachtflugzeuge für kurzfristige Marktentwicklungen

Die Nachfrage nach Luftfracht bleibt anhaltend hoch, globale Lieferketten sind weiterhin gestört. Der Frachtbereich hat sich während der Pandemie als hochprofitabel erwiesen, daher will man diesen Geschäftsbereich weiter ausbauen. Neben elf 777F-Frachtern ist nun auch ein umgebauter Airbus A321 bei der Cargo-Tochter, ein weiterer Jet folgt noch in diesem Jahr. Nun wurden drei weitere 777F bestellt, der erste war bereits für eine andere Airline unterwegs und soll bereits in Kürze nach Frankfurt wechseln.

Foto: Lufthansa

Zusätzlich dazu kauft die Group noch sieben neuere Boeing 777-8F Frachtflugzeuge. Sie basieren auf der neuen Technik der Boeing 777X und sollen ab 2027 ausgeliefert werden.

„Wir investieren konsequent in sparsamere, leisere und wirtschaftlichere Flugzeuge, die deutlich weniger CO2 ausstoßen und treiben damit schnell unsere Flottenmodernisierung voran. Mit dem Kauf dieser hochmodernen Flugzeuge beweisen wir zudem erneut die Zukunfts- und Investitionsfähigkeit der Lufthansa Group. Wir gehen wieder in die Offensive, bauen unsere Führungsrolle weiter aus und übernehmen Verantwortung für die Umwelt – mit Premium Produkten für unsere Kunden und einer nachhaltigeren Flotte.“

Lufthansa Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr. Foto: Lufthansa

Lufthansa kauft weitere Langstreckenflugzeuge | Frankfurtflyer Kommentar

Es riecht nach einem verdammt guten Deal für Lufthansa. Boeing ist – wie zahlreiche Airlines auch – gerade in großer Not. Der Ruf des Flugzeugbauers wird immer schlechter, alle Jets der neuen Generation hatten und haben massive Probleme. Neben der 737 MAX gab es auch beim Dreamliner immer wieder Schwierigkeiten die sogar zu weltweiten Groundings führten. Bei der Entwicklung der nächsten 777-Variante gibt es fast nur negative Schlagzeilen, die Auslieferung wurde schon mehrfach nach hinten verschoben.

Die Folgen der Pandemie sind nachhaltig, mehrere Fluggesellschaften können ihre einst bestellten Jets nicht mehr abnehmen. Des einen Leid ist des anderen Freud- Lufthansa hat wieder zugeschlagen und die Dreamliner-Bestellung erweitert. Boeing wird froh sein die teilweise gefertigten Jets loszuwerden, gleichzeitig muss man seine 777X Kunden bei Laune halten. Was wohl Emirates dazu sagt? In Dubai wartet man auf die Auslieferung von sage und schreibe 115 Maschinen.

Kurzzeitig flammte die Hoffnung auf, dass durch die Verspätung der 777-9 Bedarf bei großen Jets besteht und der geparkte Airbus A380 Superjumbo geholt werden könnte. Die Erweiterung der 787-Order spricht zwar nun dagegen, aber die Maschinen sind ja noch lange nicht da.

5 Kommentare

  1. Das LH nicht aus Nächstenliebe handelt ist nachvollziehbar. Es ist eher die klassische Win-Win Situation. LH als alter Boeing Kunde erweist sich loyal, zahlt einen für beide Seiten akzeptablen Preis, der geringer sein wird, als bei manch anderer Airline, bekommt das benötigte Muster schneller, da es nahezu fertig auf dem Hof steht……

  2. Bin mal gespannt wie die das heute auf der Hauptversammlung erklären wollen. Man bestellt als Kompensation für ein aufgrund technischer Mängel bislang nicht zugelassenes Flugzeug (777X) mehr von einem anderen Flugzeug (789), das aufgrund anderer technischer Mängel nicht lieferbar ist, und zusätzlich noch eine Frachterversion des bislang aufgrund technischer Mängel nicht zugelassenen Fliegers. Finde den Fehler.

    • Das kann man sehr einfach erklären. Der Preis wird sehr gut sein und wenn Boeing nicht das liefert, was man zugesagt hat, wird man dafür eine Entschädigung bekommen.

      • Von Flugzeugen kenne ich das jetzt nicht, aber durchaus von supraleitenden Magneten. Lieferverzögerungen führten da zu wirklich *sehr* guten Konditionen. Ist natürlich ein Beispiel aus der nun schon mehr als drei Jahre zurück liegenden aktiven Laufbahn. Der Markt war übrigens ganz ähnlich wie bei Flugzeugen: zwei dominante Wettbewerber und eine größere Zahl an Firmen für Geräte in den niedrigeren Leistungsklassen.

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