Die heiße Phase des Sommerflugplans steht vor der Tür, bei Lufthansa wird man die Nachfrage nicht aus eigener Kraft stemmen können. Dem Konzern fehlen Flugzeuge, mehrere Gründe haben zu einem massiven Engpass geführt. Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um Verspätungen in der Produktion und bei den Auslieferungen neuer Maschinen. Schwierigkeiten gibt es auch bei den Kabinenausstattern, der Zertifizierung von Sitzen und bei einigen Triebwerken, LH muss daher zusätzliche Jets anmieten.
Bei den betroffenen Turbinen handelt es sich in erster Linie um die modernen NEO-Modelle von Pratt & Whitney. Die Hochdruck-Turbinenscheiben müssen inspiziert werden, ein verwendetes Metallpulver könnte zu Einschlüssen von verunreinigtem Pulvermetall in den Rotor-Scheiben führen. Etwa 700 der weltweit ca. 3.000 eingesetzten NEO-Triebwerken müssen überholt werden. Mehrere Lufthansa Airlines betreiben Airbus A320 Modelle, die meisten davon sind mit den betroffenen PW1100G Turbinen ausgerüstet. Lediglich die Maschinen der Eurowings haben LEAP1 Turbinen und sind nicht betroffen.
airBaltic & CityJet helfen aus
Neben den aufwendigen Checks einzelner Flugzeuge der Bestandsflotte gibt es auch bei der Auslieferung neuer Maschinen Verzögerungen. Lufthansa muss fast sechs Monate länger auf die Bestellungen warten, gut 30 Airbus A320neo sollen noch bis 2028 kommen. Dies führt dazu, dass man Anpassungen vornehmen musste. Dazu gehört es auch, dass einzelne Routen pausiert werden und aus dem Flugplan verschwinden.
NEO Triebwerksprobleme: Lufthansa muss vorübergehend mehrere Destinationen aufgeben
Konzernchef Spohr gibt funfeinhalb Monate als durchschnittliche Verzögerung an- pro Flugzeug. Um die Auswirkungen etwas im Rahmen zu halten, muss u.a. Regionaltochter CityLine einspringen und auf den Routen der Mutter einspringen. Daher werden die CityLine Flüge wie z.B. die nach Friedrichshafen (FDH), Leipzig (LEJ), Cluj (CLJ) und Timisoara (TSR) pausiert oder eingestellt. Auch Air Dolomiti und Ferienflieger Discover Airlines sind verstärkt im LH-Netz unterwegs und führen Linienverbindungen von und nach Frankfurt und München durch.
Zusätzlich kommen Flugzeuge im Wetlease samt Crews von airBaltic und CityJet. Laut Spohr wird man in diesem Jahr die Rekordzahl von über 50 Wet-Lease-Flugzeugen erreichen, „um einen einigermaßen stabilen Flugplan darstellen zu können“. Diese Maßnahmen sind nicht freiwillig, man versucht den Schaden zu begrenzen. Begeisterung sieht anders aus, Spohr dazu: „Das habe ich in meinen über 30 Jahren bei Lufthansa noch nicht erlebt.“
Lufthansa muss in diesem Jahr über 50 Flugzeuge anmieten | Frankfurtflyer Kommentar
Nicht nur Boeing ist Schuld. Die ursprünglich von Lufthansa bestellten Dreamliner werden vermutlich nicht mehr in diesem Jahr abheben, die 777X kommt ohnehin nicht vor Ende 2025. Auf der Kurz- und Mittelstrecke macht Airbus Probleme, rechnerisch fallen 20 Jets der A320neo Familie aus.
Die Anzahl von 50 Wetlease-Flugzeugen ist überraschend hoch, hier werden sicherlich noch weitere Kapazitäten anderer Anbieter benötigt.
Dass überhaupt 50 Maschinen einfach so verfügbar sind…
Ähnliche Probleme plagen vermutlich alle Fluggesellschaften.
Manchmal drängt sich mir der Eindruck auf, als ob nur Lufthansa Probleme hätte.
Wie Weltfremd und Realitätsfern das ist stellt man nun fest?