Lufthansa oder auch Streikhansa. Diesen nicht ganz schmeichelhaften Spitznamen hat sich der Kranich in den letzen Jahren hart erarbeitet, nachdem man die Geduld der Passagiere mit unzähligen und teils sehr unangenehmen Streiks mehr als überstrapaziert hat. Dabei entstand der Eindruck, egal ob Piloten, Flugbegleiter, Bodenpersonal oder Dienstleister, irgendeiner streikt bei Lufthansa immer und dies führte zu teils chaotischen Zuständen.
In den letzen Monaten ist es aber wieder ruhiger bei Lufthansa geworden und Streiks sind erst einmal ausgeblieben. Nun droht aber wieder Ungemach, denn zum 30. Juni endet die Friedenspflicht zwischen den Piloten der Kernairline und Lufthansa. Hier muss nun ein neuer Tarifvertrag her oder es drohen wieder Streiks, auch in den Sommerferien werden Pilotenstreiks aktuell nicht ausgeschlossen.
In den letzten Wochen gab es bereits eine ganze Reihe von Verhandlungen zwischen den Piloten und Lufthansa, allerdings ist man bisher zu keinem Ergebnis gekommen und die Zeit drängt, denn eigentlich müsste man hier in den kommenden Wochen zumindest einen Abschluss in Aussicht haben, wenn man neue Pilotenstreiks vermeiden will.
Über die Forderungen der Piloten werden keine genauen öffentlichen Angaben gemacht, aber es geht hier vorrangig natürlich um eine Gehaltserhöhung. Wie hoch diese sein soll will man nicht konkret sagen, aber bei anderen Flugbetrieben konnte man zuletzt Erhöhungen von „weit über 20 Prozent“ erreichen.
Lufthansa selbst hat zu den letzten Verhandlungen im Sommer mitgeteilt, dass die Piloten gerne die Gehaltserhöhung direkt an die Inflationsrate koppeln würden (was problematisch ist, denn die genaue Inflation kann man nur rückwirkend mit deutlichem Abstand berechnen) und man fordere eine „Mindestvergütung“ von 12.650 Euro pro Monat für Kapitäne.
Mit letzteren will Lufthansa wohl noch einmal deutlich machen aus welchem Elfenbeinturm die Spitzenverdiener im Konzern hier verhandeln und einer der Gründe warum Lufthansa die Gehälter der Piloten nicht beliebig schnell anheben will ist, dass man den Abstand zwischen Kernairline und den Töchtern so unangemessen vergrößert in der Vergütung.
Aber es geht nicht nur um Geld, sondern auch der Manteltarifvertrag soll neu verhandelt werden. Hier werden die Arbeitsbedingungen geregelt und es geht um Dinge wie Flugdienstzeit, Grenzwerte für leistungswirksame Zeiten, Standby und Reserve, dienstfreie Tage an der Heimatbasis und Dienstplanänderungen.
Ein weiterer Streitpunkt ist, wie groß die Flotte der Lufthansa Kernairline sein wird, welche dann von den hoch bezahlten Piloten mit hier zu Debatte stehenden Tarifverträgen geflogen werden. Bis 2021 hat Lufthansa hier 325 Flugzeuge garantiert, aber an dieser Garantie will man aufgrund des Kostendrucks nicht mehr festhalten.
Lufthansa will vor allem auf den Kurzstrecken die Kosten senken und man hat hierfür mit City Airlines eine neue Tochter gegründet, die mit bis zu 40 Airbus A320 Familie Flugzeugen ab München Kurzstrecken für Lufthansa fliegen soll. Diese Airline ist bereits startbereit und dies ist sicherlich auch ein Thema in den Verhandlungen. Verhindern wird man die neue Airline aber wohl nicht mehr können.
Lufthansa Piloten drohen mit Streik im Sommer | Frankfurtflyer Kommentar
Ich hoffe sehr, dass sich die Piloten und Lufthansa nun sehr schnell annähern, denn auf Streiks im Sommer hat wohl niemand wirklich Lust, auch wenn es ein enormes Druckmittel gegenüber Lufthansa ist. Gerade im Sommer wird die Lage noch einmal angespannt und das System der Lufthansa am absoluten Maximum ausgelastet sein, sodass Streiks mehr oder weniger der GAU wären.
Danke: aero.de
Bei aller Begeisterung für die Luftfahrtbranche und allem Respekt gegenüber ihren Mitgliedern ist es trotzdem verwunderlich, wenn Angestellte mit einem (risikolosen) Fixgehalt im deutlich sechsstelligen Bereich für weitere Gehaltsforderungen mit Streik drohen und damit der breiten Masse die Sommerferien vermiesen würden.
Mal ehrlich, welchem Lufthansa Kapitän macht denn die aktuell erhöhte Güterinflation jetzt wirklich zu schaffen? Wenn man all-in jeden Monat frische €10.000 netto aufs Konto überwiesen kriegt, dann sind doch die Ein- oder Zweihundert mehr für den Einkauf beim REWE kaum zu spüren. Oder seht ihr das anders?
Wo ist die Grenze des Gehalts wo man sagt, ach, ich brauche keine Gehalterhöhung? Ich bin kein Pilot, verdiene zwar ähnlich, aber ich freue mich auch über eine Gehaltserhöhung. Vor allem wie viel Geld hat der Vorstand mehr bekommen?
Die Grenze gibt es nicht, da gebe ich dir Recht. Mir geht es eher um die Wege und Mittel, die dabei zur Anwendung kommen.
Normalerweise (auch mit einem hohen Gehalt) geht man zu seinem Chef und fordert mehr Geld für mehr Leistung (Erfolge, Erfahrung, Verantwortung, etc). Alternativ findet man ein besseres Angebot und wechselt bzw. droht mit dem Wechsel. Das ist dann einfach der reguläre Arbeitsmarkt zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, dabei kommt niemand zu Schaden.
Die Piloten sprechen sich hier zusammen ab und nutzen ihre gebündelte Macht mittels der Drohung, den Betrieb lahm zu legen. Dadurch würden Arbeitgeber und Kunden signifikante Schäden erleiden, die es natürlich ab einem bestimmten Level abzuwenden gilt. Ich sehe hier nicht das Leistungs- bzw. Marktprinzip…
An sich ist diese Situation gar nicht das Problem. In Betrieben, die im Wettbewerb stehen, wissen die Gewerkschaften sehr wohl, dass Streiks Gewinn kosten und letztlich damit Lohn. Natürlich wissen die Firmenbesitzer auch, dass die Gewerkschaften dies wissen. 🙂
Deshalb geht die Auseinandersetzung um die Verteilung des Kuchens letztlich nicht ohne gelegentlichen Streik ab.
Bei LH stimmt m.E. das Kräftegleichgewicht nicht ganz. LH ist durchaus kaputtbar, ganz so einfach geht das dann aber auch nach sehr ausgiebigen Streiks nicht. Einrichtungen, die wirtschaftlich nicht derart solide dastehen, kommen auch mit einem ganzen Bündel an Spartengewerkschaften recht gut zurecht. Als Beispiel fällt mir immer die Metropolitan Opera in New York ein.
https://kurier.at/kultur/teileinigung-im-gehaltsstreit-an-der-metropolitan-opera/81.034.606
Wenn man jetzt etwas pragmatisch darauf schaut, dann scheint dieser übliche Weg, Wechseldrohung zu einem besserzahlenden Arbeitgeber, nicht zu funktionieren. Eventuell ist den besserzahlenden Fluggesellschaften die Leistungsbereitschaft der potentiellen neuen Mitarbeiter nicht hoch genug oder diese sind bereits in einem Unternehmen beschäftigt, welches schon die höchsten Gehälter zahlt.
Nunja, der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht.
Entweder weil auch eine Lufthansa die ständigen Streiks nicht verkraftet. Kunden haben ja noch Alternativen die sich freuen über neue Kunden.
Oder bis die Führung den Konzern soweit zersplittet hat, dass LH nur noch eine Ticketverkaufsorganisation ist und die Flüge durch diverse Töchter durchgeführt werden.
Bei allem Verständnis für Gewerkschaften und den dahinter stehenden Prinzipien, fehlt mir gerade bei der Lufthansa und der Bahn jegliches Verständnis für das agieren der (vielen verschiedenen) Gewerkschaften. Statt sich wenigstens ein wenig abzusprechen nutzt jede Einzelgewerkschaft sein Streikrecht und die damit verbundene Betriebsstilllegung scheinbar Gnadenlos aus.
Mal sehen wie lange unsere Konzerne das durchhalten.
Eine absolute Frechheit wenn man jetzt vielen die Sommerferien vermiesen würde!
Sehen diese Grossverdiener nicht so, denn: Jeder ist sich selbst der Nächste !
Nutzen halt ihre Machtposition schamlos los, ohne Skrupel und Gewissensbisse!
Ist doch egal, wenn sie denjenigen, welche ihnen den Lohn zahlen, den Urlaub vermiesen.
Schämt Euch !!!
Weiß nicht, sind nicht alles Großverdiener.
Die Problematik bei LH besteht weniger im Streit um den Kuchen an sich. Zwei Parteien können sich durchaus auf die einfache Tatsache einigen, dass der Kuchen erst einmal gebacken werden muss, bevor man das Messer ansetzt. Bei LH geht es m.E. darum, dass so viele Parteien etwas abhaben möchten. Dadurch entsteht auf Gewerkschaftsseite ein Konkurrenzdenken, das einer sachlichen Auseinandersetzung nicht unbedingt dienlich ist. Sieht bei der Bahn ein wenig ähnlich aus.
Der Niedergang des weltweiten britischen Empires hat auch ein wenig mit konkurrierenden Spartengewerkschaften zu tun.
Ich wünschte, diese Kartell-Bande hätte während Corona noch deutlich länger und härter finanziell (und psychisch) leiden müssen. Mir fallen keine anderen Worte ein als diese Lebewesen ein widerwärtiges, erbärmliches, raffgieriges Pack zu titulieren 🤮🤬
Ich sehe es genau wie phil.
diese miese Kartell-Bande des Vorstands, die sich die eigenen Taschen voll macht und dann die Arbeitnehmer gegeneinander ausspielt. dann noch gezielte Fehlinformationen streuen, um Neid & Missgunst zu erzeugen. erbärmlich!
am schlimmsten ist allerdings, daß das auch noch funktioniert.
Die Gehälter liegen je nach Flugzeugträger auf dem Niveau von GmbH-Geschäftsführern zwischen 150.000 und 300.000 EUR, tragen kein unternehmerisches Risiko, dürfen (Warn-)streiken und gehen früh in den Ruhestand.
Das ist dauerhaft Aktionären und Passagieren kaum noch erklärbar.
Ich habe vollstes Verständnis für die Piloten, bei dem unmöglichen Vorstand und der unsäglichen Personalpolitik der LH ist der Streik mehr als 109% gerechtfertigt, und ja es wird mich betreffen als Pax
Was im Artikel leider unter den Tisch gefallen ist:
Hätte der Vorstand die bestehende Vereinbarung im letzten Jahr nicht kurzsichtig gekündigt ständen jetzt seitens der Piloten auch keine Streiks im Raum.
Sicherlich ist der nächste Streik bei LH immer nur ein Frage der Zeit, dass er jetzt aber wohl genau in die Sommerferien fallen könnte ist eindeutig vom Vorstand verschuldet, nicht von den Piloten
Nein. Dass ein Streik vom tatsächlich unsympathischen LH Management „verschuldet“ ist mag sein (dazu habe ich zu wenig Interna). Aber dass dieser wieder zur Ferienzeit sein muss, ist allein Sache der Gewerkschaften und dem Personal. Ja, ein Streik muss „wirken“ – aber Flüge gehen täglich; in Ferienzeiten haben sich hart arbeitende Familien nach Monaten einen Urlaub erspart und werden somit vor teils massive Probleme gestellt; allein schon finanziell! Es ist nicht immer der Luxusurlaub der reichen Mittelschicht. Auch Geringverdiener sparen sich mühsam eine Woche Kanaren o.ä. ab – und dürfen dann Familie und Arbeitgeber klar machen, warum es jetzt doch nix wird. Es trifft hier tatsächlich die Falschen. Immer un den Ferien. Diese finanziellen Probleme kennt aber der Pilot m/w/d nicht, auch wenn er immer schreit „Ich bin für Menschenleben verantwortlich und 6.000 netto pro Monat reicht niemals zum Überleben!“. Ich könnte täglich kotzen über diese Einstellung und diesen Realitätsverlust! Vorstand UND Cockpit Crew sind beides widerwärtige Gesellen.
Wie Sie ja zugeben, haben Sie keine Ahnung. Dass der Streik jetzt stattfindet ist sehr wohl die Schuld des Vorstandes, die ohne Not die bestehende Vereinbarung gekündigt hat und trotz des Aussetzens des Streiks im letzten Jahr es in all der Zeit nicht geschafft hat, ein vernünftiges Angebot vorzulegen. Da endet am 30.06. nun mal die Friedenspflicht.
Ich weiß nicht. Kommentare (in praktisch beliebigen Foren) gehen gern oft so:
In der Firma läuft es schief -> unfähiger Vorstand, selbst die phantastischen Mitarbeiter können da nix ausrichten
Die Firma funktioniert bestens -> allerbeste Mitarbeiter, selbst die Chaoten im Vorstand stören nicht
Ja, wozu gibt es überhaupt einen Vorstand? Und wie kommen gerade die unfähigsten Menschen zu den bestbezahlten Posten?
LH hat sich bekanntlich mit der Kündigung der Pilotenvereinbarung zum 30.6.22 verzockt. Im letzten Spätsommer hat man sich dann auf eine Friedenspflicht bis zum 30.6.23 verständigt, um sich über offene Fragen zu einigen. Leider ist dahingehend wohl nicht viel passiert. Stattdessen hat LH das neue „noch billiger“ Projekt in die Tat umgesetzt.
Was soll man jetzt gewerkschaftsseitig tun? Sich weiter vertrösten lassen bis LH weitere Tatsachen geschaffen hat? Nach den Sommerferien kommen die Herbstferien, dann Weihnachten usw.
Wer erinnert sich noch an denn Streik bei Lufthansa der über 1 Jahr gedauert hat. Und die am wenigsten dazu konnten mussten darunter Leiden.
Ich finde die Lohnfoderungen von denn Piloten ist übertrieben. Von diesen Gehältern die Piloten hier fordern kann manche anderen nur Träumen.
Wurde auch nicht bei der Lufthansa einmal dafür gestreikt das man mit über 50 noch fliegen darf.
Ich finde es reicht so langsam. Mit diesen Übertrieben Lohnerhöhung.
Gerechterweise muss man allerdings auch die Zugeständnisse der Piloten 1992 erwähnen.
Hier eine in meinen Augen recht ausgewogene Analyse:
https://www.deutschlandfunk.de/lufthansa-genesungsplan-fuer-den-kranken-kranich-100.html