Lufthansa Piloten lehnen 18,5% mehr Gehalt ab: „Wir erachten das Angebot als absolut nicht ausreichend.“

Lufthansa und die Pilotengewerkschaft „Vereinigung Cockpit“ (VC) verhandeln aktuell einen neuen Tarifvertrag für die Piloten der „Kern Airline“, also der Piloten von Lufthansa selbst. Hier drängt inzwischen die Zeit, denn Ende Juni läuft die allgemeine Friedenspflicht aus und sollte bis hier keine Einigung erfolgt sein, dann droht auch im Sommer ein Streik der Lufthansa Piloten.

Inzwischen ist aber wieder einiges an Bewegung in die Verhandlungen gekommen und Lufthansa hat den Piloten unter anderem 18,5% mehr Gehalt angeboten und auch dass die Germanwings Piloten, die sich aktuell in einer Übergangsgesellschaft befinden, zur Lufthansa wechseln. Dieses Angebot hat die Tarifkommission der VC nun aber zurückgewiesen.

In einem Rundschreiben an die Mitglieder, über welches aero.de berichtet, hat die VC das Angebot von Lufthansa als „absolut nicht ausreichend“ bezeichnet. So lege man weiterhin weit auseinander, weshalb man hier aktuell noch keine Einigung erzählen könne.

Dabei ist wohl weniger die Gehaltserhöhung das Problem, welches die VC ablehnt, sondern vor allem einige Detailforderungen die die Piloten haben. So geht es vor allem um die Vergütung der Copiloten, denn bei Lufthansa sei der Aufstieg zum Kapitän extrem langsam und man sei überdurchschnittlich lange auf dem rechten Sessel im Cockpit. Hier wolle man eine Anpassung der Vergütungstabelle erreichen, bzw. eigentlich eine grundlegend neue Vergütungsstruktur verhandeln.

Der Tenor des Angebotes von Lufthansa gegenüber der Piloten ist hier überraschend negativ:

Dieses Angebot geht auf wesentliche Kernforderungen nicht ansatzweise ein und bleibt in der Gesamtbetrachtung bei Weitem unter unseren Forderungen und Erwartungen. […] Wir erachten das Angebot als absolut nicht ausreichend.

Man sieht hier aber auch einiges Positives, denn Lufthansa hat in dem Angebot an die Piloten wohl viele Forderungen komplett übernommen, was durchaus ein Zugeständnis ist.

Zu vielen zuvor nicht aufgenommenen Themen eine Replik auf unsere Forderungen.

Aber natürlich geht es auch ums Geld, denn Lufthansa bietet die üppigen Gehaltssteigerungen über 30 Monate an, während die VC dies über 12 Monate fordert. Hier werden sich wohl beide Seiten noch etwas bewegen müssen um nun schnell zu einer Einigung zu kommen.

Lufthansa Piloten lehnen 18,5% mehr Gehalt ab: „Wir erachten das Angebot als absolut nicht ausreichend.“ | Frankfurtflyer Kommentar

Die Lufthansa Piloten verhandeln aktuell ganz offensichtlich aus einer Position der Stärke, denn sie wissen dass sich Lufthansa eigentlich absolut keine Streiks mehr leisten kann und das System ist auch weiterhin so am Limit, dass die Piloten auch voll gebraucht werden. Aktuell konkurrieren die Airlines der Welt eher um Berufspiloten, da es grundsätzlich zu wenige gibt und entsprechend hoch sind auch die Forderungen.

Als Außenstehender wirkt die Zurückweisung von 18,5% mehr Gehalt in mehreren Stufen innerhalb 30 Monate als recht hochnäsig und hier fällt das Verständnis für den harten Arbeitskampf bei den top Verdienern doch wieder einmal schwer. Laut Lufthansa würde der Verdienst eines Ersten Offiziers auf 5.751 bis 10.842 Euro pro Monat steigen und Kapitänsgehälter rangieren dann nach Tabelle zwischen 11.416 bis 16.253 Euro pro Monat. Wohlgemerkt „Basisvergütung“ und entsprechend fällt das Mitleid hier durchaus schwer.

Dennoch ist nun Eile geboten, denn Streiks im Sommer sind wohl das Letzte, was irgendeine Seite will!

27 Kommentare

    • Naja die Langfristige Inflationsrate bleibt abzuwarten und sollte diese bei den aktuellen Werten bleiben, wird Lufthansa vermutlich wegen der daraus resultierenden Weltwirtschaftskrise Pilotenstellen abbauen müssen.

      Man muss sich hier Langfristige Mittelwerte anschauen und nicht eine Spitze herausgreifen. Aktuell liegt die Inflation in Deutschland bei 6,3% und der Wert nimmt recht zügig ab. Wenn in 6 Monaten die Inflation wieder bei 3,5% liegt, geben die Piloten dann Gehalt zurück? Dann wäre die Argumentation schlüssig.

      • Traumtänzerei, was das Absenken der Inflationsrate anbelangt. Bereits die jetzt veröffentlichte Inflationsrate ist das Ergebnis von Tricks und Kunstgriffen!

        • Was sollen das für Tricks sein? Beispiele wären nett.

          Rein praktisch erfolgt die Ermittlung der Inflationsrate sehr deterministich. Da gibt es einen Warenkorb, bestehend aus 20% Lebensmitteln, 5% Kultur, 35% Wohnkosten usw.
          Die Zahlen sind jetzt willkürlich gewählt, sie könnten völlig falsch sein.

          Jedenfalls werden regelmäßig anstelle der prozentualen Verteilung konkrete Produkte eingesetzt.
          Kann jetzt natürlich sein, dass ein Produkt mit der Wichtung von 1% 100% teurer wird, ein anderes mit der Wichtung von 10% um 10% günstiger. Ergibt eine Inflationsrate von 0%,was aber der Nutzer des zuerst genannten Produktes ganz anders wahrnimmt.

    • Wobei die Inflationsrate zwar ein Anhaltspunkt für Verhandlungen ist, aber keinerlei Garantie, dass ein künftiges Salär darüber liegt. Klar, wäre schön.

      Wir haben jetzt drei Jahre hinter uns, in denen die Produktivität stärker zurückgegangen ist, als die Löhne. Dieses Missverhältnis wirkt sich aus, weltweit. Jetzt kann man versuchen, auf Biegen und Brechen jeglichen Abschluss oberhalb der inflationsrate anzusetzen. Gab es bereits einmmal. Dann schlägt die Inflationsrate zurück.

    • Schon. Aber was soll das sagen?

      Das machbare Einkommen – ist jetzt egal, ob es sich um Lohn oder meinethalben Stundensätze von Freelancern handelt – ist keine Funktion der Inflationsrate. Das hat etwas mit Produktivität zu tun. Im statistischen Durchschnitt natürlich, an der Produktivität meinethalben eines Schauspielers lässt sich wenig ändern.
      Sind Einkommenserhöhungen durch entsprechend höhere Produktivität gedeckt, bleibt die Währung stabil. Wenn nicht, kommt im Nachgang die Inflation ins Spiel und bügelt das Missverhältnis wieder glatt.

  1. Teures Personal, miserables Produkt… nur weiter so.

    Hab gerade 14 Std LH Biz von HKG nach FRA hinter mir. Danke, braucht man nicht nochmal….

    • fliegt mit denen nicht mehr,so einfach ist das,bis die kundenfreundlich sind und normale gehälter akzeptieren.luftha sa ist sowas von schlecht geworden,dass ich lieber mit rayenair fliege

    • Ein angemessenes Gehalt ist immer das, welches das Unternehmen bereit ist für eine Arbeitsleistung zu zahlen und zu der eine Person bereit ist seine Arbeitsleistung zur Verfügung zu stellen. Unabhängig davon ob ein Dritter das für angemessen hält oder nicht (mit Ausnahme von Gewerkschaften vielleicht).

      • Laienansicht. Sorry, dass ich das so hart sage, aber ist so.

        Bei Gütermärkten ist Laien das Monopol bekannt und Oligopol sowie Monopson werden zumindest halbwegs verstanden, wenn man anschauliche Beispiele gibt.

        Beim Arbeitsmarkt für Piloten gibt es – für Fachleute offensichtlich – ein eklatantes Marktversagen, dass darauf beruht, dass der kleine Personenkreis der Piloten durch Arbeitsniederlegung ein seeehr viel größeres Unternehmen weitgehend lahmlegen kann.

        Die beträchtliche Marktmacht der Piloten führt zu Löhnen und Gehältern, die unter Wohlfahrtsgesichtspunkten eben nicht angemessen, sondern zu hoch sind. Dieser Zusammenhang scheint für Laien weniger intuitiv zu sein.

        • In solch einem Fall muss ein Unternehmen doch dafür sorgen, dass es möglichst viele Piloten gibt. Also Ausbildung kostenlos. Oder Busfahrer umschulen. Macht aber auf mir unbekannten Gründen keiner.
          Und parallel finden die Jungs aus Irland weiterhin genügend Flugzeugführende Personen.
          Der Markt funktioniert also.

  2. Von solchen Gehaltsforderungen kann so mancher Arbeitnehmer nur träumen.

    Gute Arbeitnehmer sind Mangelware. Und darum verstehe ich nicht diese unnötige Forderung von den Piloten nicht.

    Ich erinnere da mal an den Rekordstreik aus dem Jahre 2015. Da wurde 1 Jahr lang gestreikt.

    Und das in der Urlaubszeit. Ich nenne die ganze Macht missbrauch. Da sparen Arbeiter auf ihren Urlaub. Und können wegen des Streikes nicht fliegen.

    Und jetzt schon wieder der Streik?

    • 1 Jahr gestreikt, Geschichten aus dem Paulanergarten…Und die Logik hinter „gute Arbeitnehmer sind Mangelware, deswegen verstehe ich die Forderungen derselbigen nicht“

  3. Völlig realitätsfremd. Das ist mir schon bei der DB aufgestosssen, die auch eine 2Stellige Prozentualsteigerung haben wollten. Gehts noch? Im Einzelhandel wärest du froh über 5%, bekommst aber bei AG, die Kleinunternehmen sind NICHTS!

    Und was Ein Pilot einer 777 im Monat verdient, da muss der Angestelltem Einzelhandel 9 Monate für Arbeiten…..

  4. sowas gibt es auch nur in Deutschland. Neidkultur pur anstatt das mal sachlich zu betrachten. Ich kann verstehen das die Piloten so viel rauszuholen versuchen wie es nur geht. Im Jahr 2020 bis 2022 wurden sie nämlich von der Firma links liegengelassen ohne Perspektive. Auch wenn man z.B. nach USA schaut bekommen die Piloten dort grandiose Abschlüsse hin dieses Jahr. Wer würde denn nicht 50000 Euro mehr im Jahr nehmen wenn es sich durchsetzen lässt? Die Piloten sind am längeren Hebel. Als Passagier sehe ich das ziemlich emotionslos. Ich weiß nun das ab 1.7. mit Streiks zu rechnen ist. Konsequenz ist dann LH erstmal zu meiden bei Flüge wo ich Termine einhalten muss und ich kein Risiko eingehen kann. Aber bisher hat im Streik dann auch LH auf alle möglichen anderen Airlines umgebucht oder mich mein Ticket auf einen Wunschtermin legen lassen. Erfolgt die Streichung kurzfristig stehen (dank Personal bei eigenem Streik) einem noch bis zu 600 EUR Entschädigung zu.

    • Links liegen gelassen ohne Perspektive ist eine ziemlich spannende Umschreibung für „Bei 90% Lohn (aufgestockt vom Arbeitgeber) Zuhause die Pandemie aussitzen, ohne sorge um den Arbeitsplatz“.

      Gerade in den USA sind diese extremen Gehaltssteigerungen genau das wo die Fed große Sorge hat! Man will hier unbedingt die Lohn- Preis- Spirale vermeiden, welche in vielen Fällen zu ausgewachsenen Rezessionen geführt hatte. Dann sind die 50k mehr pro Jahr in Kaufkraft nichts wert und der tolle Piloten Job ist in den USA dann auch einfach weg. Kurzarbeit, Sozialpläne und solche tollen Dinge gibt es da ja quasi nicht.

      • das Thema Inflation wird sich im 2. Hj erledigt haben. In D sieht man das schon sehr gut in den Supermarktpreisen. In USA auch nicht anders. Und nochmal: Angebot und Nachfrage. Wenn Du für Dich mehr rausholen kannst würdest Du auch nicht nein sagen. Ich gratuliere den Piloten zur richtigen Berufswahl und wünschen ihnen viel Erfolg bei den Verhandlungen.

        Du beziehst Dich übrigens auf eine kleine Gruppe der LH Piloten. Was ist mit denen die in Ausbildung waren, was war mit den Piloten bei Germanwings. Die waren lange Zeit ohne Gewissheit wie es weitergeht.

        Bin nun mal gespannt ob es Anfang Juli schon zu Streiks kommt.

  5. Man kann immer Argumente für und wider finden. Ich kann allerdings für mich sagen daß die ewigen Streiks der Grund sind warum LH für mich gestorben ist

  6. Ist das nur LH oder die gesamte LH group? Habe ein paar Zubringerflüge mit OS gebucht…
    Wenn Alle 25% mehr bekommen , wird Alles um 25% teurer.
    Das trift natürlich Leute härter die mit dem € (Der€ wird so stark , wie die Mark , hahaha)rechnen müssen .
    LH piloten können nu etwas weniger Geld bunkern.

  7. Ich halte die 18,5 auch für völlig übertrieben. Andererseits wenn der CEO bei seinem Gehallt ein paar Milliönchen drauflegen lässt, warum nicht. Es ist halt kein klassischer Familienbetrieb wo sich der Chef auch mal um dennKrankenhausaufenthalt der Schwiegermutter kümmert und in der Rezession sich um die Mitarbeiterarbeitsplätze sorgt. Jeder will nur abkassieren und der Kunde möglichst wenig bezahlen. Nur sollten sie dann den Mythos uns Fliegen etc endgültig abschaffen und endlich zugeben, dass der Pilot auch nur ein besserer Busfahrer ist!

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