Lufthansa will ITA durch Vernetzung mit der Bahn rentabel machen

Lufthansa will die italienische ITA Airways übernehmen, welche aus Alitalia hervorgegangen ist. Dabei hat man bereits ein verbindliches Angebot für eine Beteiligung an der Airline in Rom abgegeben und nachdem Lufthansa wohl der einzige verbleibende ernstzunehmende Kandidat für eine Übernahme von ITA Airways ist, wird der Kranich den Zuschlag voraussichtlich auch bekommen.

Auch wenn die Details des Angebotes von Lufthansa nicht öffentlich sind, berichten italienische Medien recht detailliert darüber und man will sich an ITA Airways wohl zu Beginn mit 200 Millionen Euro beteiligen, was nach der Bewertung von Lufthansa für die Airline 40% von ITA Airways sind. Zusätzlich will man das Recht darauf erwerben, ITA Airways zu einem späteren Zeitpunkt zu 100% zu übernehmen.

Die finanzielle Beteiligung an ITA Airways ist allerdings nur ein Teil des Angebotes von Lufthansa, denn man will ITA Airways umstrukturieren und in die Strukturen von Lufthansa integrieren, was einen massiven Kostenvorteil für die Airline bedeuten würde. Daneben hat man wohl auch Pläne für eine enge Vernetzung mit der italienischen Staatsbahn, Ferrovie dello Stato (kurz FS), mit welcher man eine „intermodalen Partnerschaft“ eingehen will.

Dabei kennen wir dieses Konzept aus Deutschland bereits recht gut, denn man kann schon heute Lufthansa Flüge mit einem Anschluss im Zug der Deutschen Bahn buchen. Dabei sind die Zugfahrten wie Flüge zu werten, laufen unter Lufthansa Flugnummer und man erhält auch eine Meilengutschrift.

 

Foto: Deutsche Bahn

Mit einem vergleichbaren Konzept will Lufthansa auch in Italien punkten und dabei nicht nur der Regierung in Rom schmeicheln, welche sich sicher darüber freut, dass man der staatlichen FS mehr Passagiere zuschustern will. Vielmehr geht es wohl um den sehr schweren und verlustreichen Markt von Inlandsflügen in Italien. Je mehr Flüge ITA Airways hier mit Zügen ersetzen kann, desto profitabler kann man werden und man kann die Kapazitäten (Flugzeuge, Slots, Crews) auch für andere, lohnendere Flüge nutzen.

Innerhalb von Italien und auch auf Kurzstrecken in Europa ab Italien herrscht ein massiver Preiskampf, da die Billigflieger wie Ryanair und EasyJet hier sehr aktiv sind und große Marktanteile haben. Für ITA Airways ist es daher fast unmöglich, Kurzstrecken rentabel zu betreiben, weshalb man durch die Zusammenarbeit mit der FS vermutlich versuchen wird hier Koten zu senken.

Lufthansa will ITA durch Vernetzung mit der Bahn rentabel machen | Frankfurtflyer Kommentar

Lufthansa will das erfolgreiche Konzept der AirRail Züge nun offensichtlich auch nach Italien bringen, was aus einer ganzen Reihe von Gründen viel Sinn macht. Dabei könnte es in Italien auch überraschend gut funktionieren, denn auch wenn man es nicht erwartet bei Italien, die Züge sind hier erstaunlich zuverlässig.

Der Flughafen in Rom verfügt auch über einen Bahnhof, allerdings ist man nicht direkt an das Fernverkehrnetz angeschlossen, was immer eine non-Stop fahrt in die Stadt aktuell bedeutet. Vielleicht findet man hier aber auch noch andere Lösungen. Spannend ist diese Entwicklung auf jeden Fall.

4 Kommentare

  1. OMG, was für eine öffentlich wirksame Sensation: LH investiert lächerliche 200 Millionen aus der Portokasse und zeigt „nachhaltiges“ Engagement.

    Der Airrail (jetzt Express Rail) wurde Anfang der Nullerjahre (also vor 20 Jahren!!!) zwischen ZWS und FRA also großer Durchbruch gefeiert: mit vollen Meilenguschriften konnte man das sogar ohne Weiterflug buchen, Gepäck checkin in ZWS an eigenem Schalter und DB Lounge. Irgendwann die „perks“ aus Kosten- und Akzpetanz gründen eingestampft, ist das aktuelle Angebot (einige weiter Städte im Angebot) eine pure Marketingposse für den Nachhaltigkeitsteil des Geschäftsberichts. Wer bucht eigentlich München-ZRH oder QUL-FRA?
    Airports sind für die klassische Reise-Infrastruktur vorbereitet (angefangen von Parkpätzen über täglich geöffnete Geschäfte, Mietwagen und weitere Services), Bahnhöfe in den Innnenstädten stammen meist aus der Jahrhunderwende 1900.

    Hier muss zunächst grundlegendes am Bahnhof und der Bahn geändert werden, dann kann das Thema „Flug-auf-Schiene“ auch klappen!

    Ausgerechnet das soll jetzt in Italien funktionieren? IMHO wären hier Länder wie Skandinavien oder CH der bessere Platz.

    Kann sein, dass die Forderung mit der Ferrovie aus der nationalistischen Regierung kommt um es den Italienern besser verkaufen zu können.

    Lufthansa wird hier -am Ende- nichts anderes machen als mit SN, LX oder OS: die Integration in die LH-G, vorrangig in die Tarifstrukturen.

    Gut dass FR in Italien 40% Marktanteil hat!

    • Airrail wurde nicht Anfang des Jahrtausends erfunden. Die erste deutsche Verbindung war der Lufthansa-Airport-Express von Düsseldorf HbF, später DUS-Tiefbf nach FRA-Regionalbf. Die Verbindung wurde einige Jahre vor der Fertigstellung der Neubaustrecke Köln-Frankfurt durch ICE ersetzt.

      • kann sein, ändert aber nichts an der Tatsache, dass 20 Jahre lang rumgewurschtelt wurde um den Nachhaltigkeitsteil des Geschäftsbereichts zu frisieren.

        So wie LH das seit gerne auch 25 Jahren in DE macht, wird das nichts werden in Italien!

        Ja es bleibt spannend, ich befürchte es ist wieder nur Alibi wie in DE seit 25 Jahren

  2. Italien hat ein durch politischen Willen über Jahrzehnte errichtetes hervorragendes Schnellbahnnetz – nicht so ein Stückwerk wie bei uns -, und die FS ist auf diesen Hauptachsen auch deutlich zuverlässiger als die DB, nicht zuletzt getrieben von der potenten privaten Konkurrenz auf diesen Strecken.
    Da kann die Intergration der FS in das Gesamtkonzept schon funktionieren.
    Und der Regierung in Rom wird es recht sein, wenn die Frankfurter für das Vorhaben die FS wählen und nicht die private Konkurrenz.

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