Personalknappheit: EasyJet muss Sitze aus Flugzeugen ausbauen

26 Passagieren eines Easyjet-Fluges wurde das Einsteigen verwehrt. Archivfoto: Frankfurtflyer

Personalknappheit ist aktuell ein großes Problem in vielen Branchen, aber besonders in der Luftfahrt. Hier fallen nicht nur viele Mitarbeiter wegen einer angeordneten Quarantäne aus, sondern man hat in der Corona Krise auch teilweise so massiv das Personal abgebaut, dass man nun einfach nicht mehr die Mitarbeiter hat um den Flugbetrieb vernünftig aufrecht zu erhalten.

EasyJet muss nun wegen der Personalknappheit einen sehr ungewöhnlichen Weg gehen, denn die Airline baut aus ihren Airbus A319 Flugzeugen nun eine Sitzreihe aus um die Kapazität von 156 auf 150 Sitze zu verringern. Hierdurch kann man einen Flugbegleiter auf den Flugzeugen einsparen, was die Personalnot des Billigfliegers lindern soll.

Dabei kommt dieser Schritt nicht einer gewissen Komik, denn dass der EasyJet Airbus A319 überhaupt 156 Sitze haben darf, geht tatsächlich maßgeblich auf den Billigflieger zurück, denn Airbus hat hier extra eine Variante für Low Cost Airlines entwickelt, welche bei besonders enger Bestuhlung 156 Passagiere per Zulassung fassen darf. Hierfür musste unter anderem ein zweiter Notausgang über den Tragflächen installiert werden.

Ein Preis für die 156 Passagiere war allerdings auch, dass man statt der im Airbus A319 üblichen drei Flugbegleiter dann vier brauchte, denn in der Luftfahrt gilt die Regel: Pro 50 Sitze braucht man einen Flugbegleiter.

Um den vierten Flugbegleiter einzusparen, baut man nun bei EasyJet temporär die letzte Sitzreihe aus. Der Komfort wird sich für die Passagiere hierdurch aber nicht erhöhen, denn man lässt hier einfach einen freien Bereich in den Flugzeugen.

Reduzierte Sitzplätze zum Einsparen von Personal ist nichts Ungewöhnliches

Dabei ist der Schritt von EasyJet in der Branche noch nicht einmal etwas Ungewöhnliches, denn auch andere Airlines haben schon die Kapazität ihrer Flugzeuge reduziert um Personal einsparen zu können, wobei man es meistens eleganter gemacht hat als der Billigflieger.

So waren im Lufthansa Airbus A320 vor Jahren nur 150 Sitze verbaut, damit man diesen mit drei Flugbegleitern fliegen darf, was das Flugzeug zu einem ausgesprochen bequemen gemacht hat. Inzwischen sind üblicherweise 180 Sitze im Lufthansa A320 verbaut und es fliegen vier Flugbegleiter mit.

Noch deutlicher wird es in den älteren A321 von Lufthansa, denn diese haben eigentlich 205 Sitzplätze, aber man hat in den ersten Reihen die Mittelsitze mit einem Tisch unnutzbar gemacht, sodass man auf dem Papier nur 200 Sitze hat und so den 5. Flugbegleiter einsparen kann.

Lufthansa Business Class Kurzstrecke

Noch drastischer ist der CRJ 550 von United Airlines, denn dieses Flugzeug basiert auf dem CRJ 700 für üblicherweise bis zu 78 Passagieren. United Airlines verbaut hier allerdings nur 50 Sitze, wodurch die Bestuhlung extrem großzügig wird und man nur einen Flugbegleiter braucht.

Auch wenn hier noch andere Faktoren eine Rolle spielen, wie dass die Gewerkschaften verlangten, dass weitere Regionaljets mit mehr als 50 Sitzen von United Airlines selbst und nicht von einer Tochter betrieben werden müssen, ist dies ein sehr gutes Beispiel für die „50 Passagiere auf einen Flugbegleiter“ Regelung.

Personalknappheit: EasyJet muss Sitze aus Flugzeugen ausbauen | Frankfurtflyer Kommentar

Der Personalmangel zwingt EasyJet nun zu recht kreativen Lösungen, wobei ich mich tatsächlich immer gefragt habe, warum man das Flugzeug mit 156 und nicht mit 150 Plätzen betreibt. Wenn die Flugzeuge nicht voll ausgelastet sind, fliegt der vierte Flugbegleiter quasi umsonst mit und muss dennoch bezahlt werden.

Ich wäre nicht überrascht, wenn EasyJet mittelfristig die Airbus A319 auf 150 Sitze umstellt. Sinn würde es vermutlich in vielen Fällen durchaus ergeben.

6 Kommentare

  1. Vielleicht dumme Frage, aber warum verkauft man ncijht einfach weniger Sitze so dass das Flufzeug eben weniger belegt ist. Das wäre doch einfacher, oder?
    Oder geht es hier um das theoretische Vorhalten vomn Sitzen, auch wenn diese dann nicht belegt werden?

  2. Nach meiner Kenntnis muss man die Sitze technisch „unbrauchbar“ machen. Einfach nur blocken wird nicht von den Behörden akzeptiert werden.

    • Genau so sind die vorgaben…. Man hätte wohl auch die Sitzgurte und Polsterung einer Reihe ausbauen können, aber das ist min. genau so viel aufwand, wie eine Sitzreihe raus zu schrauben.

  3. Ist es nicht ein wenig unsinnig die letzte Reihe auszubauen? Warum hat man nicht einfach eine Reihe mitten drin ausgebaut und die Reihe dahinter als Extra legroom verkauft? Gerade sowas ist doch mittlerweile ein gängiges Geschäftsmodell, nicht nur bei Billigfliegern.

    • Gute Frage und ich denke da hat niemand drüber nachgedacht. Es ist allerdings einfacher die letzte Reihe auszubauen, als eine in der Mitte (Teilweise ist das auch nicht möglich ohne alle Reihen dahinter auszubauen, denn so eine Bank ist immer am Stück und doch recht sperrig).

  4. In der Regel sind die Sitzreihen auf Schienen montiert und werden von hinten „aufgereiht“. Um eine Reihe auszubauen, musst du alle Reihen dahinter auch ausbauen. Darin dürfte die Antwort liegen, warum es die letzte Reihe geworden ist.

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