Einige Tage nach dem Erstflug auf der Kurzstrecke zwischen Madrid und Paris, hatte ich das Vergnügen mit diesem neuen und weltweit ersten Flugzeugmuster unterwegs zu sein. Iberia hat am 06.11.2024 den weltweit ersten Passagierflug mit dem Airbus A321XLR (EC-OIL) von Madrid nach Paris CDG absolviert. Die A321XLR wurde sehnlichst erwartet und befand sich im November auf Passagierflügen innerhalb Europas, vor allem auch zu Trainingszwecken für die Crews am Boden und in der Luft. Nach einigen Lieferverzögerungen war es dann am 30. Oktober soweit, IBERIA übernahm den weltweit ersten Flieger dieses Musters. IBERIA hat 8 Flieger dieses Typs geordert.
Anmerkung der Redaktion:
Hier könnt Ihr einen Überblick darüber bekommen, wie Iberia Ihre neue Business Class im A321XLR präsentiert hat.
Der erste Airbus A321XLR von Iberia mit der Registrierung EC-OIL hob am 06.11.2024 zum ersten Mal von Madrid nach Paris mit Flugnummer IB 1499 mit Passagieren ab. Seit dem hat der A321 XLR einige Trainingsflüge mit Passagieren absolviert zwischen Madrid, Paris und Stockholm. Die ursprünglich auch nach London geplanten Trainingsflüge wurden gestrichen, aufgrund der verzögerten Übernahme des Flugzeugs von Airbus. Inzwischen erfolgte am 14.11.2024 auch der Erstflug als Linienflug über den Atlantik nach Boston.
Bei der Konfiguration des Flugzeugs hat sich Iberia für ein Zwei-Klassen-Layout entschieden, das Platz für insgesamt 182 Passagiere bietet, von denen 168 Gäste in der Economy Class mit einem Sitzabstand von 31 Zoll untergebracht sind. Die 14 Sitze in der Business Class sind als Flachbettsitze in einer 1-1-Konfiguration ausgelegt.
Der aktuelle Einsatz des Airbus A321XLR auf den europäischen Iberia-Strecke von Madrid diente lediglich dazu Trainingsflüge für die Crews zu ermöglichen, wie sie von den meisten Langstreckenflugzeuge absolviert werden (z.B. die 787-Trainings-Flüge bei Lufthansa oder der AUA in den letzten beiden Jahren), bevor sie auf die Interkontinentalstrecken gehen.
Iberia hat zunächst Ziele an der Ostküste der USA im Flugplan: Ab 16. November sind Boston (BOS) und ab Januar Washington Dulles (IAD) sind als erste Langstreckenflüge mit der A321XLR ab Madrid vorgesehen.
Ich hatte das Vergnügen mir am 11.11.2024 mit IB823 von Madrid nach Stockholm einen Eindruck von dem neuen Flugzeugmuster in der Businessclass zu verschaffen.
Trainingsflug A321 XLR Iberia Business Class von Madrid nach Stockholm | Der Flug
Das Einsteigen lief reibungslos, aufgerufen wurde nach Boardinggruppen. Und pünktlich vermeldete die Crew bereits „Boarding compleated“.
Abflug und Service
Das Gate wurde pünktlichst verlassen und um 9:33 hob der A321LXR fast pünktlich in Richtung Stockholm von der Startbahn ab. Da es sich um einen Mittelstreckenflug handelte, entfielen typische Langstreckenthemen. Ein Willkommensdrink wurde nicht angeboten, wohl aber ein Frühstücksangebot, sowie heiße und kalte Getränke. Auffallend, das aufwändig gestaltete Sicherheitsvideo, das ich sehr empfehlen kann.
Um es kurz zu sagen: Der Service war insgesamt nicht herausragend. Hier sind andere Fluggesellschaften auch auf mittleren Strecken in der Business Class deutlich aktiver und kundenorientierter unterwegs. Die Flugbegleiter waren über die gesamte Dauer des Fluges präsent in der Kabine, aber reagierten nur auf gezielte Ansprache. Übrigens ein Phänomen, das ich bei IBERIA wiederholt registrierte. Aber um den Service ging es heute weniger. Die Businesskabine stand eindeutig im Vordergrund.
Trainingsflug A321 XLR Iberia Business Class von Madrid nach Stockholm | Kabine und Sitz
Der A321XLR ist mit 14 Thompson Aero Vantage Einzel-Sitzen ausgestattet, die in einer Fischgrätenanordnung schräg zum Gang angeordnet sind. Das bedeutet, sie sind von den Fenstern weg, in Richtung des Gangs schräg aufgestellt. Die Anordnung erinnert an die Business Class-Kabine, die JetBlue einsetzt.
Insgesamt macht die Kabine einen hellen Eindruck, doch beschleicht einen beim Betreten durchaus ein Gefühl von Enge, anders als etwa in den Großraumflugzeug-Typen der üblichen Langstreckenflotten. Die Farben sind in grau und beige gehalten, was letztlich einen freundlichen Eindruck erzeugt.
Auffallend sind die 5 auf jeder Seite vorhandenen extragroßen Gepäckablagen über den Sitzen. Die Rollkoffer wurden seitlich eingeschoben und somit platzsparend untergebracht. Aber nicht alle diese 10 Fächer stehen den Passagieren zur Verfügung. Im vorderen Gepäckfach auf jeder Seite ist das Notfallequipment untergebracht. Dennoch sollte das Platzangebot für die gestattete Handgepäckgröße der 14 Passagiere ausreichend sein.
Die Sitze in der Business Class-Kabine sind identisch zueinander angeordnet. Anders als im A350 von IBERIA verfügen diese Sitze nicht über Sichtschutztüren. Genügend Privatsphäre bietet dieser 21 Zollsitz allemal, denn die Schale um den Sitz herum bietet viel Schutz vor dem Gang und die Passagieren auf der anderen Seite des Ganges sind nicht wahrnehmbar.
Die schräge Anordnung der Sitze bietet dem Passagier keinen direkten Blick aus dem Fenster. Will man wirklich eine Weile nach draußen schauen, muss man den Kopf leicht drehen. Das könnte den ein oder anderen Passagier stören. Sitzt man auf der Sonnenseite, muss man, die Sonnenblenden tatsächlich schließen, denn wenn man vielleicht arbeitet oder das IFE nutzt scheint einem die Sonne ansonsten permanent in den Nacken. Ich fand es auf 4F schade, die Sonnenblenden unten zu haben. Offensichtlich ging es nicht nur mir so, denn auch andere Passagiere schlossen zunehmend die Blenden, was letztlich die Kabine recht dunkel macht.
Angekündigt war ein Sitz, der sich in ein flaches Bett verwandeln läßt. Und dem ist auch so. Über eine Steuerung am Sitz lassen sich verschiedene Positionen einstellen bis hin zum 193 cm langen Bett. Die Polsterung ist sehr gut und die Zwischenräume der einzelnen Polsterbestandteile sind in der Liegeposition nicht spürbar. Positiv ist der Fußraum zu bewerten, der viel Platz lässt für die Füße. Das Raumgefühl im Liegen ist sehr angenehm, da die Fensterseite nicht durch viele Ablagen zugebaut ist und in anderen Flugzeugmustern zu einem eher engen Raumgefühl beiträgt. Dennoch – dieses Bett bietet nicht jenes Raumgefühl wie die Betten in vielen Großraum-Business-Klassen, auch z.B. gegenüber dem Bett im A350 von IBERIA oder dem von Turkish Airlines.
Für die Reihe 1 muss man wissen, daß es sich um Sitze hinter einer Trennwand handelt. Vorteil – es gibt einen Kleiderhaken und eine Ablage am Fenster mehr. Der Fußraum ist etwas kleiner aber das Raumgefühl durch die größeren Ablagen etwas besser als auf den anderen Sitzen.
Stauraum am Sitz gibt es leider nicht wirklich viel. Ein kleines Fach für kleine Gegenstände wie Brille, Telefon oder Kabel ist unter dem Fenster angebracht. Im Fußbereich unter der Ottomane kann man die Schuhe verstauen. Eine kleine Reling im Tischbereich bietet nochmal Platz, um eine Zeitschrift oder ein Buch oder auch eine Flasche Wasser sicher zu verstauen. Rechts unten am Sitz gibt es noch ein kleines Staufach, in dem man etwas unterbringen kann. Bei ausgefahrenem Sitz, kommt man an dieses Fach allerdings nicht heran. Das Stauangebot ist also am Sitz begrenzt, alles andere muss in die Overheadbins. Angenehm ist die kleine Leselampe am Sitz. Wer mehr Licht benötigt, nutzt die Lampe in der Decke über dem Sitz, die über die Fernbedienung gesteuert wird. Auch die Frischluftdüse in der Decke über dem Sitz ist ein gutes Feature, denn so kann man selbst steuern und ist nicht von der Crew abhängig. Das ist für den A321 nicht wirklich überraschend, doch erwähnenswert, denn in den anderen Langstreckenfliegern hat der Passagier auf dieses Detail keinen Einfluss.
Der Tisch lässt sich auf Knopfdruck in einem Stück ausklappen. Er ist nicht, wie oft üblich geteilt und nochmal hälftig ausklappbar, bietet aber ausreichend Platz für ein normales Notebook. Der Tisch ist nach vorn verschiebbar, lässt sich allerdings dann nicht fest arretieren. Daher verrutscht er, wenn er sich nicht in der arretierten Position befindet. Daher sollten Getränke beim Arbeiten eher auf der seitlichen Ablagefläche über der Sitzsteuerung abgestellt werden.
In Flight Entertainment
Zur Nutzung des IFE bietet die Ausstattung einen 18 Zoll-Touchescreen mit 4K-Auflösung. Auch Kopfhörer befinden sich am Platz, obwohl die Kopplung des IFE mit den eigenen Kopfhörern via Bluetooth möglich ist und somit jeder seine eigenen Kopfhörer benutzen kann. Gleich in der Nähe befinden sich eine universelle AC-Steckdose, ein USB-A-Anschluss und ein USB-C-Anschluss. Das Unterhaltungsprogramm von IBERIA ist recht gut. Diverse Musik- und Filmkanäle bieten Abwechslung für die Zeit an Bord. Ich habe z.B. 350 Filme im Angebot gezählt.
Der Bildschirm ist an einer der Seitenwände schwenkbar zum Passagier hin. Diese Schwenkbarkeit kann für die Flugbegleiter beim Servieren durchaus mal zum Problem werden, denn ein Ärmel bleibt schnell mal an der Ecke des Bildschirms hängen. Aber die Klippe werden die Flugbegleiter sicher schnell händeln können. Im Sitzen kann man den Bildschirm gut bedienen. In der Liegeposition braucht es dann doch die Fernbedienung, die allerdings in der Nutzung nicht ganz intuitiv ist und die man aus der Halterung nehmen sollte, bevor man das Bett ausfährt. Ansonsten ist die Fernbedienung unter dem Bett.
Trainingsflug A321 XLR Iberia Business Class von Madrid nach Stockholm | Frankfurtflyer Kommentar
Sicherlich ist es eine wirtschaftliche Entscheidung von IBERIA in Zukunft auf einigen Transatlantikstrecken auf dieses Flugzeugmuster zu setzen, denn die Business-Class-Gäste sind auch hier deutlich zurückgegangen. Die, die aber treu geblieben sind, sollten den bestmöglichen Komfort erwarten dürfen, denn schließlich sind die Ticketpreise auch bei IBERIA nicht im Sinkflug. Wer bisher auf den ab kommender Woche für den A321XLR geplanten Strecken den Komfort eines Großraumflugzeuges gewohnt war, wird mit dem Komfort im 321XLR hadern, denn ein Blick in die Buchungsmaschine zeigt, dass die Ticketpreise nicht dem Komfortverlust im Vergleich zum bisherigen IBERIA Angebot im Großraum-Flugzeug folgen. Eher umgekehrt. Preise deutlich nach oben, aber der Komfort ist eingeschränkter als bisher.
Wenn die Flugstrecke alternativlos, ausschließlich von einem A321XLR beflogen würde, würde ich dieses Flugzeug wählen, wäre mir aber bewußt, daß das Flugerlebnis ein anderes als im Großraumflieger ist. Das Erlebnis auf den knapp 4 Stunden nach Stockholm war ok aber ich mag dann doch mehr den Großraumflieger für Strecken über den Atlantik.
Lieber Peter, wir bedanken uns herzlich für den Einblick in den Trainingsflug und die ausführliche Review!
Gastautor: Peter Wittkowsky
Spannend! Danke für die Review!
Danke für dein Review, Peter. Du sprichst Themen an, die auch für mich wichtig sind: Raumgefühl und die Möglichkeit aus dem Fenster zu sehen.
Ich persönlich würde für einen Langstreckenflug nur Widebody buchen. Die dicken Pötte gehören einfach zum „Feeling“ dazu, wenn man auf einen anderen Kontinent reist. Ich denke allerdings, der A321 bietet den Airlines auf dünneren Langstrecken viel Potenzial und wird sich am Ende auch durchsetzen. Dem Großteil der Passagiere werden die Unterschiede Widebody/Narrowbody gar nicht klar sein und somit für sie auch keine Rolle bei der Buchung spielen.
Ja, auch ich sehe gerne aus dem Fenster. Durch die Sitzanordnung in der C ist es aber oft so, dass die Fensterplätze nicht direkt am Fenster liegen. Den Nachteil muss man für die C halt in Kauf nehmen. Bin neulich mit QR geflogen: In der Q-Suite saß ich entgegen der Flugrichtung und somit direkt am Fenster, super. In der 787 aber hingegen schräg.
Ich vermute, dass die meisten Passagiere (wohl auch auf der Nicht-Sonnenseite) auf deinem Flug die Sonnenblenden deshalb geschlossen hatten, weil die Möglichkeit bestand, Filme zu schauen und das dann besser geht. Auch eines unserer liebsten Themen hier auf FF…