Streit mit Piloten: Lufthansa droht damit reine Langstrecken Airline zu werden

Foto: Lufthansa

Bei Lufthansa bahnt sich gerade einiges an Ärger mit den Piloten an, denn die Airline verhandelt mit der Pilotengewerkschaft über eine niedrigere Kostenstruktur, um die Kosten der Pandemie aufzufangen und um die Schulden abzubauen, welche sich inzwischen auf einen elfstelligen Eurobetrag summieren. Hierbei droht man nun sogar damit, dass sich Lufthansa von der Kurzstrecke zurückziehen könnte und selbst nur noch Langstrecken fliegen könnte.

So ist Lufthansa aus der Perspektivvereinbarung (PPV) mit den Piloten zu Ende Juli 2022 ausgestiegen, welche den Piloten eine Flotte bei Lufthansa selbst von mindestens 325 Maschinen zugesichert hatte. Diese Zahl könnte man nun ab Mitte 2022 deutlich verkleinern und vor allem die Kurzstreckenflotte könnte dann abgebaut werden.

Dies würde im Detail wohl bedeuten, dass Lufthansa selbst nur noch die lukrativen Langstrecken fliegt und die Kurzstrecken an eine andere Airline des Konzerns, wie z.B. der Lufthansa CityLine ausgliedert, welche im Wet Leasing für Lufthansa die Zubringer fliegen würden.

Hierbei könnte man durch günstigere Tarifverträge die Kosten für das Cockpit deutlich senken, so zumindest ein denkbares Szenario. Lufthansa stellt dies gegenüber den Piloten auch recht deutlich dar:

Die Dimensionierung des PPV-Bereichs und damit der Flottenzusage kann keine Konstante sein! Je nach Grad der Kostenveränderungen können wir Größe und Umfang des Kontgeschäfts dimensionieren: von wenigen, ausgewählten Strecken bis zu einer vergleichbaren Größe zu heute.

Hierbei will Lufthansa die Piloten dazu bringen, deutlich die Kosten zu reduzieren und man spricht hier von etwa 30 Prozent. Damit ist klar, dass man von den Piloten deutliche Zugeständnisse erwartet. Nur in diesem Fall sei man wohl bereit, auch die Kurzstrecken unter dem Dach von Lufthansa selbst weiter zu führen.

Die Pilotengewerkschaft, Vereinigung Cockpit (VC), reagiert auf diese Drohung und den Ausstieg aus der PPV natürlich entsprechend verärgert und mit Unverständnis.

VC-Tarifchef Marcel Gröls, sagte gegenüber aero.de

Die Pilotenschaft soll sich ein und dieselbe Leistung immer wieder neu verhandeln und erkaufen. Die Flottenzusage der PPV wurde mit erheblichen Produktivitätsgewinnen in Höhe von 15 Prozent bezahlt. Eine möglicherweise erneuerte PPV auf gleichem oder niedrigerem Niveau soll nun wiederum bezahlt werden.

Streit mit Piloten: Lufthansa droht damit reine Langstrecken Airline zu werden | Frankfurtflyer Kommentar

Die Verhandlungen zwischen Lufthansa und den Piloten werden im kommenden Jahr noch spannend. Hierbei ist wohl klar, dass Lufthansa dringend Geld sparen muss, allerdings werden die Piloten nicht zu beliebigen Zugeständnissen bereit sein.

Hier wird nun die Frage sein, wie hoch der Druck bei Lufthansa ist und auch wie effizient die Ausgliederung der Kurzstrecke in eine andere Gesellschaft Kosten senken kann. Sicher ist, dass sich die Piloten nicht kampflos geschlagen geben werden und man darf befürchten, dass es im kommenden Jahr wieder Pilotenstreiks bei Lufthansa geben könnte.

Die Passagiere würden übrigens nicht viel davon merken, wenn die Kurzstrecken nicht mehr von Lufthansa selbst, sondern von einer anderen Airline geflogen werden. Vermutlich würde auf den Flugzeugen sogar weiterhin Lufthansa stehen. Schon jetzt werden einige Airbus A319 von Lufthansa CityLine betrieben und ich würde behaupten, dass maximal 5% der Passagiere wissen, dass sie hier nicht bei Lufthansa selbst an Bord sind.

 

3 Kommentare

  1. Als Außenstehender kann ich nur spekulieren. Natürlich unter Verwendung der bisher bekannten Fakten, beispielsweise der deutlichen Stärkung von Eurowings.

    Nach der Spekulation ist eine reine Langstrecken-Lufthansa schon lange in der Planungspipeline. Das erfolgreiche Vorbild kann man ja nur einen Ärmelkanal weiter seit etwa 10 Jahren bestaunen.

    Vermutlich ist das Thema zu heiß für ein Stimmungsbild aus Sicht der Mitarbeiter.

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