Eurowings hatte gerade mit einem ausgedehnten Pilotenstreik zu kämpfen, welcher von Montag, 17. Oktober bis 19. Oktober um Mitternacht weitergeführt wurde. Dabei war dies schon die zweite Streikrunde der Eurowings Piloten in kurzer Zeit und Entspannung im Tarifkonflikt ist nicht in Sicht, denn Eurowings will nun erst einmal Fakten schaffen und sieht unter diesen Verhandlungsbedingungen keine andere Chance, als eine massive Verkleinerung und einem Stopp des Ausbaus.
Im Detail will Eurowings nun als direkte Folge des Tarifkonflikts mit den Piloten für das kommende Jahr die Flottenstärke um fünf Flugzeuge verringern, was bedeutet, dass etwa 200 Stellen im Cockpit und der Kabine in Deutschland nicht besetzt werden und zusätzlich will man die Piloten der Flugschule nun nicht dauerhaft übernehmen. Diese sollen nur noch einen befristeten Vertrag bei Eurowings bekommen, anstelle einer Festanstellung.
Mit diesen Maßnahmen trifft man nun vor allem die Personen, welche auf eine Stelle bei Eurowings im kommenden Jahr gehofft haben, diese nun aber nicht erhalten. Für aktuelle Eurowings Piloten gibt es aber auch schlechte Nachrichten, denn alle Beförderungen zum Kapitän werden mit sofortiger Wirkung gestoppt.
Grund für den Streik der Piloten ist, dass diese bessere Arbeitsbedingungen fordern und mehr Entlastung wollen. Hierbei hat Eurowings angeboten, dass die Piloten 10 Ruhetage pro Jahr mehr bekommen und drei Stunden weniger Dienstzeit im Monat. Mit diesem Entlastungspaket sei nach Ansicht von Eurowings die „Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren“ erreicht, wobei es die Gewerkschaft zurückweist.
Da Eurowings sich nicht in der Lage sieht ein besseres Angebot den Piloten zu unterbereiten, hat man nun die nächste Eskalationsstufe gestartet und macht recht unmissverständlich klar, dass man Eurowings nicht beliebig vergrößern muss (oder kann), wenn die Bedingungen es nicht hergeben, sprich wenn man zu hohe Kosten hat.
Dabei besteht Eurowings nicht nur aus Eurowings selbst, sondern z.B. auch aus Eurowings Europe, welche nicht bestreikt wird und schon 50% der Flüge von Eurowings durchführt, weshalb auch erstaunlich viele Flüge von Eurowings trotz Streik durchgeführt wurden.
Wegen Pilotenstreiks: Eurowings wird kleiner und stellt nicht mehr ein | Frankfurtflyer Kommentar
Die Tarifverhandlungen in der Luftfahrt sind oft ein Trauerspiel! Gewerkschaften drohen oft und schnell mit Streik und nehmen damit vor allem die Passagiere in Geiselhaft, was dem Ruf einer Airline nachhaltig schaden kann und die Lufthansa Gruppe fühlt sich durch die teils wirklich hohen Forderungen immer wieder dazu genötigt noch einen neuen Flugbetrieb zu gründen, der das Problem dann aber auch nicht dauerhaft löst.
Es sind hier beide Seiten nun gefordert eine langfristige Kompromisslösung zu finden, welche es sicherlich gibt. Es ist aber zu befürchten, dass dies nun nicht die letzte Streikrunde bei Eurowings war und dass die VC auf die Ankündigung von Eurowings nicht positiv reagieren wird.
Danke: aero.de
Das Management sägt auf dem Ast, auf dem es sitzt. Qualifiziertes und motiviertes Personal pflückt man nicht von den Bäumen. Befristete Verträge für Mitarbeiter zeigen keine vernünftige Personalentwicklungspolitik. Die Mutter LH macht diesen Mist vor und die Eurowings Vasallen toppen diese Managementnichtleistung noch. Solange Manager Boni bekommen, wenn sie gegen die Belegschaft und die Kunden arbeiten und Entlassungen und Servicereduzierungen bonusfördernd sind, wird das Modell „soziale Marktwirtschaft“ weiter absterben und die amerikanische „hire-and-fire-“ und „rein-in-die-Kartoffeln-und-raus-aus-den-Kartoffeln“-Unternehmenspolitik sich weiter ausbreiten. Offensichtlich hat man aus dem Gepäckdesaster nichts gelernt. Mitarbeiter sind nicht nur Kosten, sondern auch Kundenbindung. Die Bürokratieebene von Eurowings sollte mal von oben nach unten durchforstet und minimiert werden: Vorstandsressorts zusammenlegen, Hierarchieebenen deutlich verringern und die Untergesellschaften auflösen.
Ganz allgemein müsste bei einer arbeitsteiligen Gesellschaft das bisherige Streikrecht überdacht werden, da die bisherige Methode des Arbeitskampfes nicht zeitgerecht ist und die Tarifparteien nicht die alleinigen oder hauptbetroffenen Parteien sind(z.B. Streik bei Schulbuspersonal bzw. ÖPNV usw.) und z.B. beim ÖPNV die Arbeitgeber kein Finanzrisiko tragen(Abonnenten bekommen keine Erstattungen). Eine Möglichkeit wäre, dass während eines Streiks weiter gearbeitet wird, aber alle Einnahmen des Arbeitgebers für die Dauer des Streiks auf einem Sonderkonto gesperrt werden, weil die Arbeitsnehmer ebenfalls keine Bezüge erhalten.
Ich finde es bedenklich und nervig, dass die Unternehmen des Verkehrssektors (DB, LH Group, aber auch viele regionale Verkehrsbetriebe) und die Gewerkschaften es nicht schaffen, sich ohne schier endlose Streikwellen auf neue Tarifverträge zu einigen. In anderen Branchen wird auch hart verhandelt, es kommt aber selten zu monatelangen Streiks.
Teils schon, nur kriegt man es kaum mit, wenn mal bei Amazon, Pflege, usw. Schon seit Monaten wird in der Pflege gestreikt, merkt nur niemand und interessiert niemanden. Wenn man eben nicht in den Urlaub fliegen kann, dann regt sich jeder auf.
……und dann streiken die Piloten, weil sie nicht zum Kapitän befördert werden —- und so weiter und so fort!
Die Spirale dreht sich.
Ich meine, dass +10 Ruhetage im Jahr und -3 Stunden im Monat ein recht gutes Angebot ist. Wenn ich will, dass der Dienstplan mehr auf mein Familienleben Rücksicht nimmt, dann muss ich mich nicht für diesen Job entscheiden, denn ich weiss ja, dass ich unregelmäßigen Dienst arbeite.
Es sind oft die Gewerkschaften, die nicht merken wann Zeit ist, aufzugeben und sie das Angebotene akzeptieren sollten.
Müssen halt einfach etwas tun, denn sonst laufen die Mitglieder davon.
Die Streiks können sich sehr schnell ins Gegenteil umkehren. Den Beginn erleben wir momentan mit der Verkleinerung der Flotte.
Das mit dem Gegenteil haben die Briten ausgiebig ausprobiert.
In der Vor-Thatcher-Zeit waren die britischen Gewerkschaften außerordentlich stark. Allerdings auch zersplittert und recht gut mit Konkurrenz untereinander beschäftigt.
Der beispiellose Niedergang des mächtigen Empire zum heutigen Schattenreich ist natürlich nicht nur, aber auch ein Werk der Gewerkschaften.
https://www.iwkoeln.de/studien/hagen-lesch-grossbritannien.html
https://www.deutschlandfunk.de/margaret-thatcher-war-autoritaer-und-durchsetzungsfaehig-100.html
Letztes markantes Trauerspiel war das Ende von Rover. Da hatten die Gewerkschaften einen „Dienst nach Vorschrift“ organisiert, weil sie den Besitzer BMW unbedingt loshaben wollten. Hat auch funktioniert, freilich mit einem so nicht erwartetenb Finale …
Generell funktioniert gewerkschaftliche Arbeit in Deutschland aber gut. Gewerkschaftliche Arbeit hat sich bewährt, den Gewerkschaften ist durchaus bewusst, dass die Firma erst einmal Gewinn erwirtschaften muss, bevor man den verteilen kann. Klar gibt es da Reibereien, die aber fast immer verhandelt werden können.
Die großen Ausnahmen sind irgendwie die Verkehrsunternehmen, egal, ob auf Flügeln, Reifen oder Stahlrädern.