Discover Airlines vor neuen Streiks: Gewerkschaften stimmen für unbefristete Arbeitskämpfe

Bei Discover Airlines wird wieder gestreikt. Foto: Stephan

Der Sommer verlief für viele Fluggäste ruhig. Zumindest bezogen auf Arbeitskampfmaßnahmen hielten sich die Fluggesellschaften des Lufthansa-Konzerns zurück. Nun sind in vielen Bundesländern die Ferien vorbei, und beim Lufthansa-Urlaubsflieger Discover Airlines stehen die Zeichen wieder auf Streik.

Immer wieder legten die Crews von Discover Airlines zu Beginn des Jahres die Arbeit nieder. Zuletzt rief die Vereinigung Cockpit (VC) im Februar 2024 zu einem dreitägigen Streik auf. Damals konnte noch ein erheblicher Teil der Flüge ersatzweise durchgeführt werden. Nach einem guten halben Jahr Pause hatten nun gleich zwei Gewerkschaften zur Urabstimmung aufgerufen. Sowohl die Flugbegleitergewerkschaft Ufo als auch die Vereinigung Cockpit, welche die Piloten vertritt, ließen ihre Mitglieder über weitere Arbeitskämpfe abstimmen.

Am Mittwoch, den 21. August 2024, wurde das Ergebnis der Abstimmungen bekannt, und ein Großteil der Wähler entschied sich für unbefristete Streiks. Während bei der Vereinigung Cockpit 81 % der Mitglieder für Streiks stimmten, waren es unter den Flugbegleitern sogar fast 92 %.

Beide Gewerkschaften stehen in Konkurrenz zur Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft (Ver.di), mit der Discover Airlines bereits Tarifverträge geschlossen hat. „Das Grundgesetz gibt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines Unternehmens das Recht, selbst zu entscheiden, von wem sie sich vertreten lassen. Die Mitglieder der Vereinigung Cockpit haben mit deutlicher Mehrheit entschieden, dass sie es nicht hinnehmen werden, dass die Arbeitgeberseite über ihre Köpfe hinweg Tarifverträge mit einer ihr genehmen Gewerkschaft abschließt“, erklärte Marcel Gröls von der Vereinigung Cockpit gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Noch haben die beiden Gewerkschaften keine Streiktermine bekannt gegeben. Dennoch könnte es jederzeit zu unbefristeten Arbeitsniederlegungen kommen. Auch Solidaritätsstreiks bei den Mitarbeitern der Lufthansa sind nicht auszuschließen.

So spitzte sich der Arbeitskampf bei Discover Airlines zu Beginn des Jahres zu:

Discover Airlines vor neuen Streiks: Gewerkschaften stimmen für unbefristete Arbeitskämpfe | Frankfurflyer Kommentar

Man könnte die vergangenen Monate so bewerten, dass es richtig schön ruhig war und gerne so hätte bleiben können. Doch das ist sicher zu einfach gedacht. Die tarifliche Situation bei Discover Airlines ist immer noch nicht geklärt, und so werden wir uns nachvollziehbarerweise wieder auf Streiks einstellen müssen.

Als eher arbeitgeberorientierte Person stelle ich immer wieder mit hohem Interesse fest, welche Relevanz und Macht Gewerkschaften im Bereich der Luftfahrt doch haben. Wenn man das so betrachtet, ist es fast schon unglaublich, dass der Lufthansa-Konzern immer wieder mit Ausgliederungen in neue Tochterfirmen durchkommt. Zumindest so lange, bis deren Mitarbeiter dann auch auf die Idee kommen, dass sie ein Stück vom Kuchen haben wollen.

Quelle: aero.de

8 Kommentare

  1. War doch klar:

    Es gibt noch mehr Streiks, und wir werden eine weiter steigendende Unzufriedenheit bei den Reisenden sehen.

    Von wegen Zuverlässigkeit und Stabilität im Flugplan!

    Immer, wenn es zu teuer wird, gründet der CEO eine neue Billig-Airline.

    Was für ein Irrsinn!

    Die Lufthansa fliegt künftig nur noch einige Langstrecke, den Rest übernehmen die Discount-Töchter.

    Vom einst renommierten Kranich bleiben noch der Name und die Erinnerung.

  2. Ich bin bei dieser ganzen Sache ziemlich zwiegespalten. Das mag aber auch daran liegen, das ich seit über 20 Jahren in einen Unternehmen arbeite, die ’nur‘ einen Haustarif hat und Gewerkschaftsabschlüsse maximal als Blaupause verwendet. Interessanter Weise versucht eine Gewerkschaft nun aber schon seit längeren, teilweise sogar Aggresiv, in unser Unternehmen rein zu kommen. Hier könnte es also sogar eine Parallele zu Discovery geben, wo Verdi (evtl.) ja zum Zuge gekommen ist. Dementsprechend kann ich VC und UFO sogar verstehen. Auf der anderen Seite kenne ich KEINE Zahlen, wieviel der Discovery Mitarbeiter überhaupt Gewerkschaftlich angebunden sind und wenn bei welcher. Auch kann ich Discovery/LH Verstehen, das man sich sagt, mit einer Gewerkschaft zu verhandeln ist einfach einfacher als wenn ich für jede Mitarbeitergruppe separat Verhandeln muss und das dabei oft die schlechter Gestelten Berufsgruppen in einen Unternehmen profitieren darf man auch nicht vergessen. Aber, VC und UFO sehen hier natürlich die Gefahr, das sie wirklich Mitglieder verlieren und somit an Bedeutung verlieren. Und gerade die Piloten (auch wenn es hier ’nur‘ 81% waren) haben wahrscheinlich auch angst, das Ihre Tarifabschlüsse unter Verdi geringer ausfallen als unter VC.

    Es ist halt alles sehr schwierig. Das einzig wirklich Ärgerliche ist, das diese ganzen Machtspielchen mal wieder auf den Rücken der Kunden ausgetragen wird. In keiner anderen Branche (mit ausnahme der Deutschen Bahn) hat halt ein Streik gleich so viele ‚Nebenwirkungen‘ (und ist am Ende vielleicht sogar schädlich für das Unternehmen)

    • Die Rolle von Gewerkschaften darf in der Tat kritisch hinterfragt werden, gerade wenn mehrere Gewerkschaften in einem Unternehmen im Spiel sind. Darüber, wie viel Piloten und Kabine verdienen sollen, kann man viel diskutieren.

      Aber:

      Der alleinige Grund für die Existenz von Eurowings, Discover Airlines, City Airlines und allen noch zu gründenden weiteren Billigfliegern der LH Group ist, dass am Personal gespart werden soll.

      Für Mitarbeiter bedeutet das in aller Regel schlechtere Konditionen in fast jeder Hinsicht (Geld, Arbeitszeiten usw.).
      Wie man bspw. mit den Mitarbeitern der Lufthansa Cityline umgeht und sie in schlechtere Verträge drängen will, ist nichts anderes als eine Sauerei.

      Ich würde mich als eher arbeitgebernah einordnen. In diesem Fall hoffe ich allerdings, dass die Rechnung des Managements der LH nicht aufgehen wird.
      Diese wiederholte Vorgehensweise der Neugründungen von Billigtöchtern ist ein Unding. Auch für Kunden verkompliziert dies die Situation.

      Andere Airlines haben den Wert von „Personal“ verstanden – bei der LH Group scheint dies immer noch nicht der Fall zu sein.

      • Auch hier bin ich zu wenig in der Materie drin um mir ein Fundiertes Urteil zu erlauben und kann nur ’schwammig‘ (oder von mir aus auch Stammtisch mässig) was dazu sagen.
        Ich unterschreibe sofort das die Unterfirmen auch dafür da sind, ich nenne es mal Neue Bedingungen für das Person durch zu bekommen (ich scheue mich davor schlechter zu sagen, weil ich es einfach nicht weiß). Und ob das aber der Hauptgrund für LH ist und nur ein Grund entzieht sich halt auch meines Wissens (Ich kann mir auch vorstellen das hier Rechtliches mit rein spielt).
        Aber gerade hier bei Discovery ist es doch so, das wir ja wohl nun einen Tarif Vertrag haben, mit dem auf jedenfall Verdi zufrieden war und der ja wohl auch ziemlich dem entspricht, was VC und UFO wollten. Also wird er ja nicht SO schlecht sein. Also ist doch aktuell nur der Grund, das VC und UFO Ihre eigene Existenz bedroht fühlen.

  3. So langsam reicht es aber die Probleme auf Kosten Flugreisender, die viel Geld für ihre Flüge bezahlt haben, auszutragen. Kein Wunder, dass immer mehr Reisende Abstand von Discover nehmen. Leider habe ich Discover noch einmal eine Chance gegeben und wieder muss ich um meinen Flug bangen. Habe es schon jetzt bereut. Es ist einfach nur zum K…! Ich werde garantiert nicht noch einmal diese Airline wählen. Ist doch kein Wunder: Je weniger Fluggäste diese Airline wählen, desto weniger Flüge finden statt, desto weniger Personal wird gebraucht. Discover – es reicht!!!!

  4. Auch ich bin hier sehr „zwiegespalten“: Die Lufthansa muss zu deutschen Löhnen produzieren, jedoch mit „Günstiglohnländern“ konkurieren!
    Also muss gespart werden. Über das wo und wie kann man verschiedener Ansicht sein.
    Leider ist bei der Entscheidungsfindung der Mehrheit der Kunden erst mal der plakative Preis das Einstiegskriterium. So what.
    Jedoch ohne Gewerkschaften geht es halt nicht. Sonst würden die Kinder heute noch im Bergwerk schuften. (Ist etwas Polemik mit drin).
    Die Piloten haben sich als erste von denen „da hinten und denen vom Boden“ abgetrennt und ihre „eigene“ Gewerkschaft gegründet. So haben sie als nicht so leicht zu Ersetzende ordentliche Abschüsse erreicht.
    Dass andere sich auch daran orientieren, kann man ihnen nicht verübeln.
    Für die Arbeitgeber verkompliziert sich dadurch alles erheblich.
    So ist nun mal die freie Marktwirtschaft mit deren Konkurenz.

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