Flugzeugessen ist der Wohlfühlfaktor Nummer 1 bei Passagieren | Wie kann man hier nur sparen?

Flugzeugessen hat nicht immer einen guten Ruf, aber es gibt durchaus Airlines, die hier unglaublich viel Wert auf das Catering an Bord legen. Als ich vor einer Woche bei einem Besuch in Singapur die Chance hatte, die Catering Küche von Singapore Airlines zu besuchen und mir hier anzuschauen konnte, mit wie viel Hingabe die neuen Menüs in allen Klassen kreiert werden, wurde mir auch klar, weshalb das Catering der Airline eine so fantastischen Ruf hat. Gleichzeitig stellte ich mir die Frage, warum eigentlich andere Airlines so wenig Wert darauf legen.

Dass Ganze könnte durchaus eine Philosophiefrage sein, denn Singapore Airlines möchte vor allem durch ihren „World Class Service“ in Erinnerung bleiben und auch wenn dies deutlich mehr bedeutet als nur ein gutes Flugzeugessen, gerade dieses hat offensichtlich einen sehr bedeutenden Einfluss auf das Reiseerlebnis der Passagiere.

Singapore Airlines hat gerade den Service in der Premium Economy Class deutlich aufgewertet und hierbei hat man neben Dingen wie einem neuen Amenity Kit, Menükarten, Kopfhörer und Champagner vor allem aber das Essen aufgewertet, sowohl in der Menge, als auch insbesondere in der Präsentation. Die Qualität, die hier geboten wird, entspricht schon dem Catering in der Business Class bei anderen Airlines.

Ganz ohne Grund ist dies auch nicht passiert, denn Singapore Airlines hat direkt die Erklärung für dieses große Investment geliefert. In Kundenumfragen haben 56% der Passagiere das Inflight Food and Baverage Angebot als entscheidenden Faktor für die Bewertung der Wertigkeit des Premium Economy Class Produktes genannt. Damit war das Flugzeugessen in den Umfragen von Singapore Airlines der wichtigste Wohlfühlfaktor in der Premium Economy Class für die Passagiere, interessanterweise noch vor dem Sitzkomfort, den 55% als bedeutend ansehen, bei einer Auswahl an 3 Punkten.

Entsprechend hat Singapore Arlines auch in des Catering investiert und gerade wenn man sich den vorher (links) und nachher (rechts) Vergleich ansieht, wird die Aufwertung doch durchaus beachtlich. In meinen Augen (und offensichtlich auch in den Augen der meisten Passagiere), hat Singapore Airlines hier alles richtig gemacht mit dieser Entscheidung.

Wirklich Premium: Singapore Airlines wertet Premium Economy Class deutlich auf

Warum gehen nicht alle Airlines diesen Weg?

Die Frage, die ich mir schon oft gestellt habe ist, warum manche Airlines, anders als z.B. Singapore Airlines, Turkish Airlines oder Emirates, so wenig in ihr Catering investieren und hier gerade immer die Daumenschrauben ansetzen, wenn es um das Thema Sparen geht. Mein ultimatives Negativbeispiel war hier immer die Lufthansa Economy Class auf Langstrecken in den Jahren 2020 bis Ende 2022.

Lufthansa hat hier in der Corona Kreise den Service gerade in der Economy Class auf das absolute Minimum reduziert und das nicht aus „hygienischen Gründen“, sondern schlicht und ergreifend um Kosten zu reduzieren. In wirklich schlechter Erinnerung ist mir hier aus unserem Frankfurtflyer 4-4-4 Trip die Auswahl aus „Pasta or nothing“ im Kopf geblieben, wobei das „nothing“ wohl die bessere Wahl gewesen wäre, oder auch der „apparently it is food – wrap“, der in den allermeisten Fällen von den Passagieren kurz angebissen zurück gegeben wurde.

Auch wenn sich hier inzwischen bei Lufthansa wieder vieles zum Besseren entwickelt hat, kommt man nicht umher sich die Frage zu stellen, wie man auf die absurde Idee kommen konnte, genau hier bis ins unerträgliche zu sparen. Weder der „Passanger Experience“ noch der Reputation von Lufthansa hat diese Entscheidung gut getan.

Die Economy Class illustriert den Untergang der Lufthansa

Diese sehr dunkle Episode der Lufthansa (die damit nicht alleine ist und hier nur als plakatives Beispiel herhalten muss), liegt inzwischen zum Glück hinter uns, auch wenn man gerade am Catering sicherlich noch Luft nach oben hat. Die Wertigkeit genau dieses Punktes scheinen einige Airlines als nicht so bedeutend anzusehen, was interessant ist, denn quasi alle Umfragen, die ich gefunden habe, sehen ist die Verpflegung an Bord als einer der wichtigsten Faktoren, wenn nicht der wichtigste Faktor für die Kundenzufriedenheit der Passagiere.

Um bei der Lufthansa Gruppe zu bleiben, auch hier gibt es nämlich durchaus Airlines, die das auch so sehen. So war Austrian Airlines die erste Airline, die mit Do&Co zusammen gearbeitet hat, welche sich auch mit Gourmet Entertainment betiteln. Die Idee ist also, dass das Flugzeugessen nicht nur der Nahrungsaufnahme dienen soll, sondern vor allem auch ein positives Erlebnis darstellt, dass den Passagieren in Erinnerung bleibt.

So kommt es nicht von Ungefähr, dass bei Austrian Airlines Köche in der Business Class mitfliegen, eine Idee die inzwischen von Airlines wie Turkish Airlines oder auch Etihad übernommen wurde. All diese Airlines sind für ihr gutes Essen an Bord bekannt und haben (überraschenderweise) auch einen guten Ruf unter den Passagieren.

Es war der Emirates Chef, Sir Tim Clark, der einmal sagte, dass der Kostenunterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem sehr guten Business Class Essen bei weniger als 3 Dollar liegt. Er kam damals zu dem Schluss, dass man mit diesem Investment sehr einfach das Erlebnis verbessern kann und wenn man durch diese 3 Dollar Investment in das Essen plötzlich 20 Dollar mehr für das Ticket nehmen kann, hat es sich mehr als gelohnt.

So kommt es auch nicht von ungefähr, dass Emirates einen hervorragenden Ruf hat und auch in der Business Class seit Jahren als beste Airline der Welt unter den Passagieren gilt und das, obwohl man zwar mit top Catering, aber mit einem teils deutlich veralteten Produkt durch die Welt fliegt. Man sollte hier nicht vergessen, dass es bei Emirates immer noch eine 2-3-2 Bestuhlung auf über der Hälfte der Langstreckenflotte unterwegs ist, die sich oft noch nicht einmal 180° flach stellen lassen.

Aber gerade diese 3 Euro mehr pro Passagier für ein tolles Flugzeugessen werden von manchen Airlines gescheut und wenn man es hochrechnet was dies bedeutet, wird auch schnell klar warum. Wenn eine Airline wie Untied Airlines mit 162 Millionen Passagieren pro Jahr, nur einen Dollar pro Passagier am Catering einspart, dann sind dies 162 Millionen Euro Ersparnis, bei 3 Dollar sogar fast eine halbe Milliarde Dollar.

Die Verführung ist bei den Controllern also groß, insbesondere wenn man bedenkt, dass bei Airlines wie United Airlines, American, Lufthansa oder British Airways die Flugzeuge gerade über dem Nordatlantik sehr voll sind, bei gleichzeitig hohen Erträgen. Warum also in das Produkt investieren, wenn man die Sitze dennoch teuer verkauft bekommt?

Ein weiteres Problem ist aber auch, dass ein guter Service personalintensiv ist. Man sollte nicht unterschätzen, welchen zusätzlichen Aufwand es auch in der Economy Class mit sich bringt, wenn man z.B. mehrere Auswahlessen hat und ein großes Getränkeangebot bietet. Hier wird schnell ein zusätzlicher Flugbegleiter gebraucht und dieser kostet zum einen auch Geld und zum anderen ist Personal aktuell Mangelware in der Industrie.

Quasi alle Airlines bereiten Investments in das Produkt vor

Wir befinden uns aktuell in einer besonderen Zeit, denn nach wie vor ist die Nachfrage nach Flugtickets auf vielen Strecken noch höher, als das Angebot. Dies führt dazu, dass man quasi jeden Sitz zu unglaublich hohen Preisen verkaufen kann und noch dazu mit schlechtem Service durch kommt. Dies wird aber nicht auf alle Zeiten so bleiben und man kann jetzt schon absehen, dass sich dies wieder ändern wird.

Wenn das Angebot wieder hochgefahren ist und Airlines um die Passagiere kämpfen müssen, haben sie nur wenige Optionen um sich hier zu positionieren und neben dem Preis und dem passenden Angebot, wird es auch der Service an Bord sein, der hier die Kaufentscheidung der Passagiere beeinflussen wird.

Auch wenn man davon teilweise noch nicht viel merkt, die Airlines haben dies alle bereits erkannt und sind dabei teils deutliche Aufwertungen im Service zu implementieren. Solche Prozesse brauchen Zeit und noch dazu haben manche Airlines hier auch noch nicht den Druck möglichst schnell zu arbeiten, denn die Auslastungen und Ticketpreise sind immer noch hoch.

Aber wie so oft verläuft in der Luftfahrt vieles in Zyklen und nach dem Tal der Tränen, kommen auch wieder bessere Zeiten.

Flugzeugessen ist der Wohlfühlfaktor Nummer 1 bei Passagieren | Wie kann man hier nur sparen? | Frankfurtflyer Kommentar

Flugzeugessen kann nie so gut wie in einem Restaurant am Boden sein und dennoch spielt es für die Passagiere eine entscheidende Rolle. Dabei sind Dinge wie Menge, Auswahl und auch Präsentation wichtig für das Empfinden der Passagiere und tatsächlich haben wir doch alle schon auf die Frage „wie war dein Flug?“ gehört: Toll! Das Essen war richtig gut!

Wenn man sich aber anschaut, wie manchen Airlines mit viel Mühe ein Premiumcatering entwickeln und hierfür auch bereit sind etwas Geld zu bezahlen, dann wird auch klar, wo der jahrzehntelange, gute Ruf von Singapore Airlines her kommt. Manchmal wünscht man sich es würden mehr Airlines machen!

 

8 Kommentare

  1. Der Vermutung, die „dunklen Seiten“ seien vorbei, muß lich leider widersprechen. Selbst wenn sich in Eco manches verbessert hat, ist in Business und First alles noch unterstes Niveau. Interessanterweise ist heute die Qualität ab Deutschland besonders schlecht – auf dem Rückflug hat man manchmal mehr Glück. Offensichtlich hat man bei Gate Gourmet an den Heimatstationen die Sparschraube besonders stark angezogen.

  2. Ich kann zwar nicht mehr für Eco Essen sprechen auf der Langstrecke, aber ich finde das BA Essen in der Business inzwischen sehr gut. Mir schmeckt es da immer. Mag auch an der anderen Auswahl der Gerichte als bei LH liegen, keine Ahnung, aber lecker fand ich das immer. Die Optik ist halt manchmal nicht ganz so toll, was aber daran liegt, dass man den ganzen Teller erwärmt und nicht in der Maschine anrichtet. Do&Co hat sich da schon ausgezahlt, finde ich.
    Habe den Unterschied auch gleich gemerkt, als ich neulich mal wieder von LCY geflogen bin, wo ein anscheinend ein anderer Caterer tätig ist.

    • Du hats es ja gesagt, BA nutzt eben Do&Co, so wie Austrian, TUrkish und Singapore Airlines, und das merkt man. Lufthansa hat ja selbst Do&Co im FCT in Frankfurt gekündigt, weil man bei den First Class Gästen sparen will, das sagt alles.

  3. 100% und mein Dauerthema.
    Gepaart mit einer so semi motivierten crew auf 1 A ist es max bescheiden!
    du steigst aus und fühlst dich als ob du prem eco geflogen bist!
    null wow effekt…
    lg aus mex city!

  4. Swiss Business Class Europaflüge Essen mit Flugzeiten bis zu 2h ist von der Menge her, ziemlich enttäuschend. Tirana-Zürich, 3 Scheibchen Aufschnitt, 2 Stücklein Käse, 1 kleines Dessert und 1-2 Brötchen.

  5. Lufthansa gleicht schon eher einer Billig Airline als alles andere. Als Österreicher bin ich mit dem Angebot, auch generell der Lufthansa Group anzugehören Nicht begeistert. Wenn man sich zum Vergleich Türkisch Airlines, Emirates, Singapur usw anschaut…vermisst man einfach nur die Alten Zeiten. Einer Lauda Air konnte hier keiner nach, selbst die Austrian Airlines Nie. Auf der Langstrecke, wählte man sich nicht grundlos Lauda Air, oder eben auch nicht Europäische Fluggesellschaften.
    Lufthansa kann nur Froh sein und das es oftmals keine andere Möglichkeit gibt, als diese zu fliegen. Nicht weil man davor so begeistert ist 😁

  6. Ausgerechnet Emirates als positives Beispiel zu bringen lässt mich erschauern.Seit der Erfahrung die ich als Desaster umschreiben möchte(Ich hatte mich als Folge bei der Beschwerdestelle der Airline
    beschwert,erfolgte auch eine Entschuldigung.
    Seit dem fliegen wir nicht mehr mit Emirates.
    Dafür mit Türkisch Airline die es in diesem Jahr hinbekommen haben von HH nach Istanbul und von dort nach Bangkok nur Gerichte mit Käse anzubieten…Ist schon spaßig,da weder meine Frau noch ich das Zeugs essen.

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