IndiGo-Passagier verprügelt Piloten nach stundenlanger Verspätung – Fluggäste relativieren Angriff

Auf einem Indigo-Flug wurde ein Pilot von einem Passagier angegriffen. Symboldbild: Airbus

Die indische Luftfahrt ist ein weiteres Mal mit einem Vorfall viral gegangen. Nachdem im vergangenen Jahr Pinkel-Passagiere Schlagzeilen machten, sorgte diesmal ein gewalttätiger Angriff auf einen Piloten von IndiGo für Aufmerksamkeit. Kurioserweise relativieren andere Mitreisende die Tat.

Was war passiert? Der Indigo-Flug 6E2175  war am Sonntag, 14. Januar 2024 auf der Route von Delhi (DEL) nach Goa (GOA) angesetzt. Geplant war der Start um 07:40 Uhr und sollte um 10:10 Uhr im indischen Goa landen. Doch das Boarding verzögerte sich um mehrere Stunden. Auch als die Passagiere den Airbus A320neo geboardet hatten, ging es noch lange nicht los. Dichter Nebel am Flughafen von Delhi verzögerte den Abflug weiter. Nicht nur Indigo musste zu diesem Zeitpunkt erhebliche Verspätungen hinnehmen, viele andere Flüge konnten ebenfalls nicht auf das Rollfeld.

Screenshot: Flightradar24.com

Irgendwann verließ dann einer der Piloten das Cockpit und wendete sich per Durchsage an die Fluggäste. In diesem Moment springt ein Fluggast im gelben Pullover auf und stürmt Richtung Pilot. Mit einem Faustschlag trifft er den Piloten, ehe er zurückgehalten wurde. Der Vorfall wurde auf einem Video festgehalten, welches mittlerweile viral gegangen ist:

Der Täter konnte noch an Bord festgenommen werden und wurde später als Sahil Kataria identifiziert. Nach Zahlung einer Kaution wurde er wieder freigelassen.

IndiGo-Passagier verprügelt Piloten nach stundenlanger Verspätung | Darum relativieren Fluggäste den Angriff

Statt jedoch den gewalttätigen Passagier zu verurteilen, zeigen einige der Mitpassagiere Verständnis dafür, dass es zu dem Ausraster kam. Wie BusinessToday.in berichtet, habe in der Situation wieder einmal Airline und Crew total versagt haben.

So seien die Passagiere bei der fünfstündigen Verspätung bis zum Boarding weder mit Essen noch mit Getränken versorgt worden. Dabei seien auch zahlreiche Kinder und ältere Menschen auf dem Flug gebucht gewesen. Auch nach dem Boarding wurden die Türen erst nach über zwei Stunden geschlossen. Währenddessen hätten Passagiere mehrfach nach Wasser gefragt, was von der Crew jedoch ignoriert wurde. Erst nach verbalen Auseinandersetzungen zwischen Crew und Passagieren sei um 16 Uhr Essen an die Gäste an Bord verteilt worden.

In dem Bericht kommt außerdem ein russisches Model zu Wort, welches das Video auf Instagram geteilt hat. Sie verurteilt dabei zwar die Gewalt, beschreibt den Täter jedoch als keinen Bösewicht. Es seien alle Passagiere frustiert gewesen. Sie behauptet außerdem, dass der Pilot den diskutierenden Passagieren die Schuld gab, dass sie einen Slot zum Abflug verpasst hätten. Aus ihrer Sicht hätte das alles verhindert werden können, wenn die Crew freundlich gewesen wäre und die Fluggäste mit Essen und Getränken versorgt hätte.

Mit etwas mehr als zwölf Stunden Verspätung landete der Airbus A320neo mit der Registrierung VT-ISV dann um 19:55 Uhr in Goa.

IndiGo hat mittlerweile eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls angekündigt, verurteilt den Angriff auf einen ihrer Piloten jedoch scharf. IndiGo wirbt in diesem Zusammenhang mit einer Null-Toleranz-Politik und setzt den Schläger auf die No-Fly-List.

IndiGo-Passagier verprügelt Piloten nach stundenlanger Verspätung | Frankfurtflyer Kommentar

Gewalt an Bord geht gar nicht und hat weitreichende Konsequenzen. Im günstigen Fall landet man nach einer Gewalttat an Bord auf die No-Fly-List, im schlimmeren Fall kommen jede Menge Kosten auf einen zu. Nämlich dann wenn es zu einem Flugausfall, Verspätungen oder Umleitung kommt und die Airline die daraus resultierenden Kosten zurück haben möchte. Von den strafrechtlichen Konsequenzen mal ganz abgesehen.

Und trotzdem kommt es immer wieder zu Ausrastern an Bord, an denen Reisende „unruly“, so der Fachbegriff, werden. Häufig geraten dabei Passagiere gegenseitig aneinander, manchmal betrifft es aber auch die Crews, wie in diesem Fall von IndiGo.

Wie sieht es bei Euch aus, habt Ihr schon einmal einen Vorfall erlebt, bei dem es zu Gewalt an Bord kam?

Quellen: Twitter, NDTV und BusinessToday.in

 

3 Kommentare

  1. Gewalt geht wirklich nicht in diesem Fall! Allerdings ist es höchst problematisch, dass Fluggesellschaften ihre Gläubiger (d.h. Passagiere) ewig auf die Leistug warten lassen können, ohne dass diese die Möglichkeit haben, sich gegen den Vertragsbruch zu wehren (hier die mangelnde Versorgung) indem sie z.B. einfach gehen. Was fehlt sind eindeutige strafrechtliche Regeln gegen die gesamt Crew sowie empfindliche Geldbußen für die Airline sowie empflindliche Entschädigungszahlungen an alle passagiere, wenn sich nicht an Passagierrechte IM FLUGZEUG gehalten wird (z.B. zuletzt in München am 27. Juli 2023 in der Presse).

    Daneben fehlt es an einer klaren gesetzlichen Regelung nach den Zeiten hierfür, denn klar ist, dass irgendwann ein strafrechtliches Fehlverfahren der Crew bereits derzeit vorliegen kann. Nur ohne klare gesetzliche Regelung hat am Ende immer der Passagier das Problem überhaupt Hilfe rufen zu können (bzw. in der Gruppe die Crew zu überwältigen und sich zu befreien), wie endlose Wartezeiten in Medienberichten jedes Jahr zeigen, bei denen Passagiere sich nach vielen Stunden z.T. per Notrutsche befreien mussten.

  2. Also GOA ist Genua, das muss ich als Ligurien-Fan hier mal feststellen 😀

    Ansonsten muss ich mich Thorsten anschließen, die Crews/Airlines verhalten sich da inzwischen zu oft „neokapitalistisch“ und einfach zuwenig serviceorientiert – und bei dem Zeitraum hier ja fast schon freiheitsberaubend; zumindest klare gesetzliche Regelungen (und deren Durchsetzung!) braucht es hier. Gewalt ist (im Leben allgemein) nie eine Lösung, aber während der Passagier dafür sicherlich belangt wird, dürfen Crews/Airlines immer weiter stümpern…

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