Lufthansa verärgert Belgien mit Zukunftsplänen für Brussels Airlines

Brussels Airlines Symbolbild

Lufthansa ersucht gleich in mehreren Ländern Staatshilfen, um die Coronakrise zu überwinden. Dazu zählt auch Belgien für den Konzernteil Brussels Airlines. Doch zwischen Lufthansa und belgischer Regierung kommet es jetzt zu Spannungen. Zunächst sorgte nur ein ausgeschlagenes Angebot für Fragezeichen bei den belgischen Regierungsvertretern. Nun überrascht der Lufthansa Konzern mit umfangreichen Plänen zur Flottenreduzierung und zum Stellenabbau unser Nachbarland. Keine gute Ausgangslage für am Freitag (15. Mai 2020) laufende Gespräche.

Lufthansa verärgert Belgien mit Zukunftsplänen für Brussels Airlines | Kleinere Flotte und Arbeitsplatzabbau

Das Konstrukt um die Staatshilfen für den Lufthansa Konzern und die dazugehörigen Fluggesellschaften ist komplex. Da der Konzern systemrelevante Airlines in gleich mehreren europäischen Ländern betreibt, sitzt die Unternehmensführung parallel mit mehreren Regierungen an separaten Verhandlungstischen. Während die deutsche Regierung hier noch als der einfachere Verhandlungspartner scheint, ist es in Österreich und Belgien anders. Beide Länder wollen im Zuge einer Staatshilfe deutlich mehr Mitspracherecht.

Und während eine Entscheidung über eine staatliche Hilfe Belgiens noch lange nicht gefällt wurde, zieht sich Lufthansa den Unmut der belgischen Regierung zu. Grund sind die Zukunftspläne, die Lufthansa mit Brussels Airlines hat. Wie Frankfurtflyer.de bereits berichtete, soll die Flotte der Lufthansa-Tochter von 54 auf 38 Flugzeuge reduziert werden. Treffen wird es neben einigen alten Airbus A319 und A320 wohl vornehmlich die über 22 Jahre alten Airbus A330-200. Damit ist zu erwarten, dass zukünftig ab Brüssel deutlich weniger Langstrecken-Ziele im Flugplan stehen. Mit den Flugzeugen sollen parallel auch rund 1000 Mitarbeiter eingespart werden. Ein Viertel der Belegschaft würde wegfallen.

Nur zu verständlich, dass diese Entwicklung der belgischen Regierung nicht gefällt. Uns so äußerte sich der belgische Finanzminister Alexander De Croo in einem Fernseh-Interview, dass Lufthansa nun endlich Vernunft beweisen müsse. Der Zeitpunkt dafür war klug gewählt, denn für Freitag (15. Mai 2020) sind weitere Gespräche der belgischen Regierung mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr geplant.

Lufthansa verärgert Belgien mit Zukunftsplänen für Brussels Airlines | Einheitliche Lösung mit Deutschland und Österreich

Dies auch vor dem Hintergrund, dass Lufthansa wohl am Montag (12. Mai 2020) ein Angebot Belgiens zur staatlichen Unterstützung abgelehnt habe. Die Belgier verlangten für ein Hilfspaket in Höhe von 290 bis 390 Mio. Euro als Gegenleistung 25% plus eine Aktie von Brussels Airlines. Über ein ähnliches Engagement denkt auch die deutsche Regierung nach. Mit dem Unterschied, dass Belgien – ähnlich wie Österreich bei Austrian Airlines – sich darüber hinaus weitere Einflussmöglichkeiten sichern will.

Auch der belgische Finanzminister de Croo will keinen Flickenteppich über Europa. Für Austrian Airlines, Brussels Airlines und Lufthansa müssen übereinstimmende Vereinbarungen mit den jeweiligen Regierungen getroffen werden.

Lufthansa verärgert Belgien mit Zukunftsplänen für Brussels Airlines | Frankfurtflyer Kommentar

Wer die Verhandlungen um potentielle Staatshilfen für den Lufthansa Konzern und ihre nationalen Airlines verfolgt, dem tun sich, wie mir, vermutlich Fragezeichen auf. Lufthansa fordert, ist aber auf der anderen Seite zu keinen Zugeständnisse bereit. Üblicherweise funktionieren Verhandlungen anders.

Nun würde ich mich mit niemandem streiten, dass eine Regierung die Geschicke einer Fluggesellschaft kaum besser lenken kann, als die Unternehmensführung selbst. Trotzdem ist es verständlich, dass die betroffenen Länder den Flugverkehr an ihren Drehkreuzen sicherstellen wollen.

Die Verstimmung der belgischen Regierung ist vor dem Hintergrund verständlich. Im Gegenzug sollte man jedoch auch eingestehen, dass die veröffentlichten Pläne zur Zukunft Brussels Airlines Teil eines Business Plans sein werden. Und welcher Staat will schon in ein Unternehmen investieren, dass keinen sinnvollen Business Plan für die kommenden Jahre vorlegt.

Vielleicht ist die Sorge zu weit hergeholt, aber ich sehe trotzdem schon Staatshilfen aus Österreich und Belgien platzen, während Deutschland den Geldbeutel aufmacht, um damit den ganzen Konzern inklusive Austrian Airlines und Brussels Airlines durch die Krise zu führt.

Danke für den Hinweis an aerotelegraph.com

6 Kommentare

  1. Aus Insider Kreisen weiß ich, dass die Bundesregierung dass eingesetzte Kapital mit 9% verzinst haben wollte. Das hat Sport im ersten Gang mal abgelehnt…. Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass Behördenvertreter auf die Tour ihre Staatshaushalte Sanktionieren wollen. Und angesichts einer Niedrigzinspolitik ist doch 9% zu fordern schon unmoralisch……

    • Von 9% Zinsen ist nirgendwo die Rede. Das ist so ein wenig die Geschichte, wie aus minimalen sprachlichen Auslegungen dann richtige Fehler werden. Es geht um eine garantierte Dividende.
      Wie die sich berechnet, weiß ich leider auch nicht. Findet man nirgendwo, zumindest finde ich nicht.
      Nehmen wir an das wäre die garantierte Dividende nach dem 25%igen Einstieg der Bundesregierung zum Tageskurs, dann wären das 2,25% Zinsen. Nicht so extrem abenteuerlich.

      Wie gesagt meine Vermutung, keine gesicherte Information. Passt aber zumindest auf gängige Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 14.

    • Lufthansa sollte den Spiess umdrehen und die Staaten + die Belegschaft + Airports und andere Supplier in ein Bieterverfahren schicken.

      Lufthansa sagt Nachfrage sinkt um xy % und demzufolge muessen sich die Kosten anpasen. Zum Beispiel muessten 20 A320 ausgeflottet werden.
      Die Staaten koennen dann im Wettstreit bieten, damit der Wegfall nicht bei Ihnen stattfindet.

      Bei der Belegschaft kann man sagen Kosten um 25% runter, die Mitarbeiter koennen dann mit weniger Arbeitszeit + Lohnkuerzungen mitbieten bis das Ziel erreicht ist.

      Wie so oft ist die volkswirtschaftlich korrekte Loesung naemlich nicht weniger Markt, sondern mehr Markt.

  2. Ich denke im Moment pokert jede Partei um für sich das Beste raus zu holen. Dazu gehört auch viel Getöse auf beiden Seiten. Ich sehe das LH Mgmt schon seit einiger Zeit sehr kritisch (siehe das Hin und Her bei EW), aber wenn jetzt auch noch der Staat im Mgmt mitmischen will ist der ‚Absturz‘ vorprogrammiert. Absicherung des Kredites – ja, Mitsprache des Bundes – nein

  3. Wirklich suspekt finde ich, dass wenn ich für z.B. 12.6.20. MUC-LIS auf LH.com suche, werden mir Umsteige Flüge über BRU mit OP-SN angezeigt?

    Völlies Chaos oder wie?

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