Bereits zum zweiten Mal trat ich nun die Reise mit dem Dreamliner der Südamerikaner an, ohne überhaupt deren finale Destination Santiago de Chile anzusteuern. Seit einigen Jahren verbindet die Airline nun schon Chile mit Madrid und bietet eine Erweiterung nach Frankfurt als sogenannten 5th Freedom Flug also als einzeln buchbare Teilstrecke an. Letztes Mal war die Kombination dieser Teilstrecke mit x-beliebig vielen Flügen innerhalb Spaniens mit Iberia ab Madrid kombinierbar. Damals füllte ich noch fleißig mein topbonus Konto und gewann gleichzeitig Einblicke in das Business Class Produkt auf Inlandsflügen inkl. der kanarischen Inseln sowie die teilweise überraschend guten Lounges der Iberia. Allerdings ist die Ära der air berlin nun auch schon eine ganze Weile vorbei und meine Erinnerungen an die Details von damals verblassen.
Grund genug für mich bei einem neu aufgelegten Angebot der LATAM im Zusammenhang mit der Frankfurt-Madrid Route zuzuschlagen. Es gibt zwar permanent gute Angebote von teilweise unter 200€ für einen Returnflug in Business Class nach Madrid, neu war für mich diesmal die Kombination mit Zubringern der Lufthansa für genau dieses Routing. Da ich in Nürnberg lebe und unser Flughafen hier gut an den Rhein-Main Airport angeschlossen ist (on top kommen die Codeshares mit der Bahn welche ebenfalls in dem Paket buchbar sind), war dies ein Angebot welches mich durchaus hellhörig werden ließ. Es existieren Berichte zwei oder gar noch mehr Segmente mit LH einzubinden, teilweise sogar über das benachbarte Ausland wie z.B. Prag, Zürich oder Luxemburg was ein Meilenkonto der Star Alliance durchaus gut füllten kann- ich gab mich zunächst aber mit einem innerdeutschen Zubringerflug zufrieden.
In meinem Fall entschied ich mich für eine getrennte Buchung von Hin- und Rückflug da es auch attraktive oneway Tarife gibt und es eine gute Gelegenheit war für den Rückflug das Reiseguthaben meiner AMEX Platinum einzulösen. Ich buchte ein Ticket für 2 Personen und konnte so die 200€ Guthaben voll ausschöpfen.
Google Flights half mir schnell eine Übersicht der Verfügbarkeiten für den nächsten Zeitraum zu finden und mich direkt zu den entsprechenden Buchungskanälen wie Expedia weiterzuleiten. Der Direktflug von Frankfurt war schon für etwa 95€ oneway zu haben, der Aufpreis für den Zubringer ab Nürnberg nur 20-30€ und mit einem weiteren Umstieg in München kam ich dann auf einen Gesamtpreis von 162€- einem Angebot dem ich nicht Wiederstehen konnte und mich letztendlich für diese Variante festgelegt habe.
Lufthansa Check-In, Lounge & Boarding
Mein Partner begleitete mich und wir konnten im Vorfeld ohne Probleme auf der Homepage der jeweils durchführenden Airline Sitze reservieren und einchecken. Da es aber Probleme gab gleichzeitig meine Miles&Bonus Nummer der Aegean und die Vielfliegernummer der British Airways für das spätere Leg der LATAM einzulesen gingen wir noch kurz zum leeren Check-In Bereich der Lufthansa und holten uns auch Papierbordkarten ab. Diese sammele ich gerne und fand es interessant eine LATAM Bordkarte in Optik der Lufthansa Group zu ergattern. Nürnberg ist ein Flughafen der kurzen Wege und im Nu sassen wir schon in der Senator Lounge, unmittelbar in der Nähe des späteren Abfluggates nach München. Überrascht stellte ich fest dass es in der Lounge kein Buffet für Speisen mehr gab, vielmehr informiert eine Menükarte über ein individuelles Angebot welches bei den Mitarbeitern bestellt werden konnte. Suppe und Salat hörten sich gut an, die Portionen waren nicht allzu gross aber man konnte hier sicherlich die Bestellung erweitern. Insgesamt eine gute Idee wenn man bedenkt dass ein Buffet permanent und aufwendig sauber gehalten werden muss und mit dem neuen Konzept vielleicht weniger Abfälle entstehen. Darüberhinaus hatte die Bestellung und der Kontakt zu den Mitarbeitern eine persönliche Note.
Das Boarding begann überpünktlich, in Hinblick auf die knappe Umsteigezeit später in München war ich darüber alles andere als böse! Wie so oft flog heute ein CRJ900 der Cityline nach München und Busse brachten uns zu der Aussenposition des Canadair. Priority-Boarding ist hier also wie so oft bei einem Busgate ziemlich sinnbefreit.
Lufthansa Zubringerflug & Umstieg
Was erwartet man von einem 20-minütigen Flug von Nürnberg nach München? Einfach ankommen! Denn Klimatechnisch handelt es sich um DIE umstrittene Strecke schlechthin in Deutschland aber zugleich bleibt es die einzige Möglichkeit den Hub München bequem an die Frankenmetropole anzubinden. Der ICE erreicht München in straffer Taktung zwar in nur einer Stunde Fahrzeit- das Umsteigen und die S-Bahn-Fahrt zum Flughafen verdoppeln jedoch die Reisezeit und eine frühere Partnerschaft der Lufthansa mit dem ADAC Postbus verschwand genauso wie das Busunternehmen selbst.
In der Businessclass bietet die Lufthansa (genaugenommen war es in diesem Fall die Cityline) an Bord immer einen freien Nebensitz und auch auf kurzen Strecken einen Imbiss mit Getränken. Obwohl ich diese Tage von Engpässen bei der LSG (dem hauseigenen Cateringbetrieb der LH) gelesen habe gab es auf diesem Flug keine Einschränkungen und ich erfreute mich an einem Käsekuchen mit Erdbeeren und einem Glas Winzersekt.
Viel durfte bei einer geplanten Umsteigezeit von 55 Minuten in München nicht schiefgehen- eine lange Rollzeit und ein paar Minuten Wartezeit auf den Bus auf dem Vorfeld hätten wohl schon gereicht den Puls zu erhöhen. Dem war aber nicht so und da der Weiterflug nach Frankfurt von G boardete hatte ich sogar noch Zeit für einen Cappuccino in meinem heiss geliebten Senator Café. Ein herrlich ruhiges Idyll in Mitten des Trubels!
Schon ging es weiter und das Priority Boarding für Frankfurt wurde aufgerufen- wie so oft gibt es auf diesen Rennstrecken gefühlt mehr Gäste mit Berechtigung zuerst an Bord zu gehen als ohne.
Boarding, push back und take off fanden auch bei diesem Flug zügig und pünktlich statt, die Triebwerke des 320 neo auch für einen Laien als auffällig leise wahrnehmbar. Und jetzt kam auch der Hinweis an die Passagiere über den Engpass der LSG und einem eingeschränkten Service auf diesem Flug- es waren keine Tabletts mit Essen für die Gäste der Business Class beladen und Getränke auf Softdrinks in Plastikbechern beschränkt. Mich persönlich störte das auf dem kurzen Flug gar nicht, zumal ja auch schon der nächste Loungebesuch in greifbare Nähe rückte. Eine Information im Vorfeld wäre dennoch wünschenswert gewesen- zumindest für Gäste der Business Class in Form einer Ansage am Gate oder Benachrichtigung per Push.
LATAM Business Class Boeing 787-9 | Lounge & Boarding
Bei A angekommen musste ich in den non-Schengen Bereich von B wechseln, da der Flug nicht nur Passagiere nach Madrid beförderte sondern auch solche die mit der gleichen Maschine später von Madrid nach Santiago de Chile reisten. Eine weitere Sicherheitskontrolle bleibt einem aber erspart und mit einem Pass oder Ausweis eines EU-Mitgliedsstaates kann man schnell und unkompliziert die automatische Passkontrolle nutzen.
Direkt nach dem Passieren zog es mich in die Maple Leaf Lounge der Air Canada. Ein besonderes Erlebnis und auch immer eine gute Möglichkeit gerade wenn man mit einem Star Alliance Partner reist, wobei sich die Senator Lounge der Lufthansa bei Abflug B wirklich nicht verstecken muss. Diese kam aber heute gar nicht in Frage und so begaben wir uns dem kanadischem Flair. Es war wenig los und das Angebot an Sitz- und Ruhemöglichkeit ist breit gefächert. Getränke und Essen erfüllen hier die Erwartungen einer anständigen Lounge, das Buffet wurde permanent aufgefüllt und sauber gehalten. Ich stellte fest dass die Einsteigezeit laut Bordkarte eine volle Stunde vor Abflug erfolgen soll, was ich etwas ignorierte und mich etwa 40 Minuten vor Abflug auf den Weg zum Gate machte. Eine gute Entscheidung denn da wurde gerade die Boarding Zone 1 aufgerufen- ich vermute für Emerald Mitglieder der oneworld und Familien mit Kindern, sowie hilfsbedürftigen Gästen. Wir gehörten zur Gruppe 2 und konnten unmittelbar danach einsteigen.
LATAM Business Class Boeing 787-9 | Kabine & Flug
Optisch wirkt die Kabine auf mich trotz der 2-2-2 Anordnung geräumig und offen. Noch am Boden wurden Getränke und Nüsse gereicht, dabei hatten die Flugbegleiter keine Schwierigkeiten auch zu den Fensterplätzen zu treten um das Willkommensgedeck abzustellen. Der Flug schien auch in der Economy Class gut gebucht gewesen zu sein und somit hatten wir noch genügend Zeit um uns dem Champagner zu widmen. Leider gab es keine Menükarten um eine Übersicht über das Angebot zu bekommen und der Champagner war schon zu diesem Zeitpunkt aufgebraucht und ich konnte keinen Blick mehr auf die Flasche werfen.
Pünktlich hoben wir dann in der Abendsonne in Richtung Madrid ab, eine schöne Atmosphäre gerade weil der Dreamliner keine Fensterblenden hat und die Mehrzahl der Passagiere nicht die Dimmfunktion in Anspruch genommen haben. Es dauerte bestimmt 40 Minuten bis die Crew mit dem Service begann, es wurden heisse Tücher gereicht und dann lief der Service relativ zügig. Ich habe mich gefragt warum es bei manchen Flügen verhältnismäßig lange dauert bis die Flugbegleiter zu sehen sind, was sicherlich mehrere Gründe haben kann. Das können manchmal die Anschnallzeichen sein die noch lange eingeschaltet sind und beachtet werden müssen, in unserem Fall auch fordernde Mitreisende die sofort ein Getränk haben wollten oder um einen Reset des Unterhaltungsprogramms bitten oder schlicht die Laune und Zusammensetzung der Crew.
Die Tische wurden eingedeckt und ein Tablett mit einer kalten Platte, Früchten und Schokolade gereicht. Dazu gab es Brötchen aus dem Korb und ich musste gleich an Christophs letzte Review denken als er kaltes und hartes Brot serviert bekommen hat, dies scheint sich inzwischen geändert zu haben denn die Brötchen kamen aus dem Ofen und waren nicht allzu ausgetrocknet. Dieser Verbesserung steht allerdings eine Verschlechterung gegenüber: den Pisco Sour, das Nationalgetränk in Chile und Peru ist nicht mehr erhältlich. Schade, denn durch solch einprägsame lokale Spezialitäten kann man sich meiner Meinung nach gut differenzieren und seinen Gästen etwas landestypisches präsentieren. Immerhin gab es gleich sechs verschiedene Weine, auch hier hätte ich mir eine Menükarte einfach zur besseren Übersicht gewünscht, die Flugbegleiter waren aber geduldig und sprachen auch Empfehlungen aus.
LATAM Business Class Boeing 787-9 | Frankfurtflyer Kommentar
Mir blieb nicht viel Zeit den Sitz und das Entertainment Programm auszuprobieren, ich könnte mir lediglich vorstellen dass mir der Bildschirm und dessen Bedienung inzwischen zu altbacken geworden wäre auf Dauer. Für einen Flug von etwa zwei Stunden jedoch etwas was mich absolut begeistert, insbesondere bei den Preisen die für diese Leistung abgerufen werden. Manche Leute mussten für den Flug in Economy und beispielsweise einem extra Gepäckstück unterm Strich mehr bezahlen als ein Tarif in Business am richtigen Tag mit einer exzellenten Leistung an Service, Loungezugang, erhöhter Freigepäckmenge und Komfort.
Über Robert: Obwohl Robert bereits in seinem Beruf als Flugbegleiter viel Zeit in Flugzeugen verbringt, packt ihn auch privat immer wieder seine Leidenschaft. Vergünstigte Mitarbeitertickets sind toll, allerdings muss er hierbei immer auf Loungezugang oder Statusvorteile verzichten, weshalb er ein treuer Leser von Frankfurtflyer.de geworden ist und über Tipps rund um Meilenausbeute, Statuserhalt und interessante Routing dankbar ist. Sein Motto „Der Weg ist das Ziel!“ passt perfekt zu unserem Blog.
Wenn Ihr auch einen Gastbeitrag schreiben möchtet, meldet Euch gerne bei Nicole unter nicole@frankfurtflyer.de.
Finde online nur gute Preise für den Direktflug ab FRA…
Hat jemand einen Tipp, wie ich den Abflug ab Prag machen kann?
Meine Freundin hat dort ihre Wurzeln und ich möchte Sie gerne damit als „Heimreise“ überraschen.
Vielen Dank für den Bericht. Das Paket mit Zubringer (ich wohne in Mac) hört sich interessant an. Gibt es einen Tipp wo/wie das buchbar ist?