Review: Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 von Barcelona (BCN) nach Doha (DOH) – Wer braucht da schon die Qsuites?

Es muss auf Flügen mit Qatar Airways nicht immer die Qsuite sein. Auch in der Boeing 787 gibt es mit der Business Class Suite mittlerweile einen vorzeigbaren Sitz – zumindest dann, wenn man, wie ich auf dem letzten Flug, in der 787-9-Version des Dreamliners unterwegs ist.

Diese Business Class Suite war auf meinem Qatar Airways Flug von Barcelona (BCN) nach Doha (DOH) eine so große Überraschung für mich, dass ich mich kurzfristig entschloss doch einen Erfahrungsbericht über diesen Flug zu schreiben. Denn ursprünglich wollte ich den Flug einfach nur genießen und euch nicht mit noch einer Qatar Airways Review langweilen.

Doch bevor wir uns dieses stiefmütterlich behandelte Produkt von Qatar Airways genauer ansehen, möchte ich eine kleine Anekdote teilen. Eigentlich wollte ich gar nicht nach Katar reisen, sondern nur von Alicante (ALC) nach Frankfurt fliegen. Nicht nur habe ich einen Umweg über den Nahen Osten gemacht – nein, ich musste auch noch einen zusätzlichen Zubringerflug von Alicante nach Barcelona absolvieren. Ich werde in die Klima-Hölle kommen!

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 von Barcelona (BCN) nach Doha (DOH) | Buchung

Es war mal wieder an der Zeit mein Avios-Konto zu plündern, das ich gemeinschaftlich im British Airways Executive Club und im Qatar Airways Privilege Club führe. Ich hatte zahlreiche Optionen geprüft, wie ich nach einem kurzen Aufenthalt in Alicante möglichst komfortabel nach Hause reisen könnte. Mittlerweile habe ich sämtliche Billigflieger, die gesamte Lufthansa-Gruppe und sogar Turkish Airlines zwischen der Costa Blanca und Deutschland ausprobiert.

Der lange Weg mit Qatar Airways war jedoch noch unerkundet. Nach einigem Hin und Her war klar, dass nur der morgendliche Abflug ab Barcelona mit einem längeren Stopover in Doha in Frage kam. 85.500 Avios und 183,18 Euro wechselten kurz darauf den Besitzer.

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Flugdaten

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Check-In

Beim Check-In habe ich mal wieder etwas gemacht, das die Fluggesellschaft nicht gerne sieht: online einchecken, ohne Gepäck aufzugeben. Qatar Airways hatte somit keine Möglichkeit, meine Dokumente vor dem Boarding zu kontrollieren – das wurde dann zu meinem Ärgernis später nachgeholt. Aber dazu gleich mehr.

Unabhängig davon ist der Online-Check-In bei Qatar Airways verbesserungswürdig. Ein Download der digitalen Bordkarte in die Wallet war nicht möglich. Stattdessen erhielt ich eine SMS, über die der QR-Code abgerufen werden konnte. Das dauert natürlich einen Moment und könnte zu Verzögerungen beim Boarding führen. Offensichtlich ist man sich dessen bei Qatar Airways bewusst, weshalb man den Fluggästen immer eine Papier-Bordkarte in die Hand drückt. Dies ist auch deshalb wichtig, weil auf dieser Bordkarte irgendwann immer irgendeine Bemerkung kritzelt wird.

Was soll’s – ich hatte den Check-In erfolgreich hinter mich gebracht und war bereit zum Abflug.

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Am Flughafen

In Barcelona El Prat kam ich bereits „airside“ mit einem Vueling-Flug von Alicante an – pünktlich, sodass ich mich beim Wechsel in den Non-Schengen-Bereich nicht beeilen musste. Es war sogar noch Zeit für einen Besuch der Joan Miró Lounge, die allerdings auf der anderen Seite des Terminals lag. Mein Aufenthalt dort war entsprechend kurz. Nicht einmal für einen Kaffee reichte es, bevor ich mich wieder auf den Weg machte.

Review: Sala VIP Joan Miro Barcelona (BCN) Non-Schengen Lounge – Einen Besuch wert

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Boarding

Auf dem Weg zum Gate nahm ich an, dass das Boarding schon begonnen haben müsste – doch das Gegenteil war der Fall. In mehreren nach Priorität abgetrennten Warteschlangen vertrieben sich die Fluggäste die Zeit. Auch in der Business-Class-Schlange warteten die Menschen geduldig auf ihren Aufruf, was ich mir ersparte.

Dann wurde es endlich geschäftig am Gate, und kurz darauf begann das Boarding der Business Class und der Statusgäste – wozu ich in diesem Fall gehörte. Doch kurz bevor ich meine digitale Bordkarte auf den Scanner legen konnte, wurden einige Namen aufgerufen, darunter auch meiner. Ich wusste sofort Bescheid: Bis zu diesem Zeitpunkt hatte mich Qatar Airways nur digital „gesehen“. Nun mussten meine Dokumente geprüft und mir eine Papier-Bordkarte überreicht werden. Dieser Prozess dauerte einige Zeit und das allgemeine Boarding hatte bereits begonnen – so hatte ich mir das Priority Boarding anders vorgestellt. Die Passagierkontrolle hätte früher erfolgen können, aber das war nicht meine Entscheidung.

Schließlich durfte ich an Bord und fand meinen Weg zu Sitz 1A durch eine schon gut gefüllte Business Class Kabine.

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Kabine & Sitz

Als ich die Kabine betrat, erwartete mich eine Überraschung: Die Boeing 787-9 war mit der Qatar Airways Business Class Suite ausgestattet – dem Ersatzprodukt für die größeren Dreamliner, in denen die hochgelobte Qsuite nicht eingebaut werden kann.

Bevor ich mich dem Sitz widme, ein kurzer Blick auf die harten Fakten: Qatar Airways besitzt 48 Dreamliner, von denen 18 vom Typ Boeing 787-9 sind. Die restlichen Flugzeuge gehören zur kleineren Version, der Boeing 787-8.

In der Boeing 787-9 gibt es Platz für 311 Passagiere. 281 davon reisen in einer 3-3-3-Bestuhlung in der Economy Class, während 30 Sitze in der Business Class zu finden sind. Diese sind auf acht Reihen in einer 1-2-1-Reverse-Herringbone-Anordnung verteilt. Der Mittelblock ist etwas versetzt zu den Fenstersitzen, wodurch nur sieben Reihen zur Verfügung stehen. Diese Anordnung schafft mehr Privatsphäre.

Die Business Class im Dreamliner von Qatar Airways kannte ich bisher nur aus der kleineren 787-8. Dieser Sitz hatte mir damals schon gut gefallen, obwohl er wesentlich offener war als die Qsuite. Die Business Class Suite hingegen fühlt sich so privat und durchdacht an, dass ich als Alleinreisender die Qsuite auf diesem Flug nicht vermisst habe. Mit dem jetzigen Wissen würde ich mich nicht mehr explizit für die Qsuite entscheiden, wenn dieses Produkt eine Alternative ist.

Auf dem Sitz warteten bereits eine Decke und zwei Kissen auf mich. Eines der Kissen war mit einem der Qatar Airways-Ziele personalisiert, in meinem Fall Berlin. Dieses kleine Detail lud zum Mitnehmen ein. Zum direkten Gebrauch war hingegen eine kleine Geschenkschachtel von Diptyque vorgesehen. Das Konzept, outbound von Doha ein echtes Amenity Kit anzubieten und inbound nur eine Pappschachtel zu verteilen, ist für mich unverständlich. Es macht das Produkt inkonsistent. Aber Inkonsistenz ist eine Eigenschaft, die Qatar Airways über die Jahre perfektioniert hat.

Natürlich bietet der Sitz die gleichen Annehmlichkeiten wie andere Business-Class-Produkte von Qatar Airways. Er lässt sich in ein flaches Bett verwandeln, das die Flugbegleiter auf Wunsch mit einem Topper beziehen. Ein großer Monitor lädt dazu ein, das Unterhaltungsangebot zu durchforsten, und es gibt sogar ein gut durchdachtes Fach zum induktiven Laden von Mobiltelefonen.

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Catering

Eines meiner Lieblingsfeatures bei Qatar Airways ist die Vorbestelloption für mein Wunschgericht, die ich auch bei diesem Flug genutzt habe. Zur Auswahl stand folgende Menüabfolge:

Vorspeisen:

• Tagessuppe
• Klassische arabische Mezze
• Tuna Tataki mit Sesamkruste

Hauptgerichte:

• Black Angus Rinderfilet
• Qatari gewürztes Hühnchen Machboos
• Hummer Thermidor
• Kürbis-Ricotta-Mezzelune

Nachspeisen:

• Käseplatte
• Dunkle Schokoladenpralinen-Mousse
• Saisonale frische Früchte

Vorab kann nur das Hauptgericht gewählt werden. Ich entschied mich gegen die Klassiker Steak und Hummer Thermidor und für das Qatari gewürzte Hühnchen. Da habe ich etwas zu viel experimentiert, denn ich hatte nicht bedacht, dass in Katar nahezu jedes Gericht mit Reis zubereitet wird. So stand ein großer Berg Reis vor mir, obwohl ich fast keine Kohlenhydrate esse. Mein Fehler. Dafür verzauberte mich das Tuna Tataki mit Sesam und die Amuse-Gueule umso mehr.

Das Essen hätte man mir jederzeit während des Fluges servieren können. Ich entschied mich jedoch, wie die meisten anderen Passagiere, so früh wie möglich zu speisen. Wäre ich später noch hungrig gewesen, hätte es noch Rippchen mit Trüffelgnocchi oder Lamm-Köfte gegeben.

Überzeugt hat mich wieder die Auswahl an Getränken – sowohl die alkoholischen als auch die nicht-alkoholischen. Ein Iced Latte an Bord, was hätte es zum Frühstück Schöneres geben können? Gesündigt habe ich beim Karak Chai mit Safran.

Vor dem Essen probierte ich mich durch die Weinkarte, um die passenden Optionen zu den Gerichten zu finden. Die Käseplatte begleitete natürlich wieder ein Gläschen Port – die nächste kleine Sünde.

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Inflight-Entertainment-System

Das Inflight-Entertainment-System (IFE) kommt natürlich auf dem riesigen Bildschirm besonders gut zur Geltung. Geboten wird ein umfangreiches Programm aus Filmen, Serien, Dokumentationen, Spielen und auch Musik. Als Aviation-Geek haben mich jedoch hauptsächlich die Flugroute und der Kamerablick unterhalten. Die geräuschabsorbierenden Kopfhörer sorgten dafür, dass ich weitgehend von den Geräuschen der Kabine verschont blieb – wobei der Dreamliner von Natur aus schon relativ leise ist.

Übrigens: Auch deutsche Synchronfassungen finden sich von einigen Filmen im Programm des Oryx Entertainment Systems.

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Service

Der Service von Qatar Airways wird häufig als sehr mechanisch beschrieben, da sich kein Mitarbeiter der Airline traut, einen Fehler zu machen oder vom Handbuch abzuweichen. Das gilt in der Regel sowohl am Boden als auch in der Luft. Deshalb sind meine Erwartungen meist niedrig. Umso überraschender ist es, wenn es doch etwas persönlicher wird oder man ein gutes Gespräch mit der Crew führt.

Auf diesem Flug war das der Fall, und besonders in Erinnerung geblieben ist mir, dass ich vor dem Essen eine kleine Weinprobe durchführen durfte und dabei gut beraten wurde.

Zu den weiteren guten Services gehört, dass Qatar Airways endlich das obligatorische Frühstücksangebot, das zu jeder Tageszeit serviert wurde, abgeschafft hat. Was jedoch nicht abgeschafft wurde, ist der obligatorische Pyjama, auch auf kürzeren Langstreckenflügen wie zwischen Europa und Doha.

Eine nette Geste: Im späteren Verlauf des Fluges verteilte die Crew kleine Schachteln mit Läderach-Pralinen. Das erinnerte mich daran, dass SWISS Läderach seinerzeit aus dem Sortiment genommen hat, weil der Inhaber zu konservativ und wenig „woke“ war. Gut, dass seine Produkte bei Qatar Airways ein neues Zuhause gefunden haben und mir als Fluggast die Möglichkeit bleibt, Pralinen ohne politische Botschaft zu genießen. Ein Gruß in die Schweiz!

Leider bietet Qatar Airways weiterhin kein kostenloses Internet an Bord. Über meinen Qatar Airways Privilege Club Account konnte ich eine Stunde lang kostenlos Nachrichten verschicken, danach war ich gezwungen, einen Internetpass zu kaufen. Aber das wird mit der Einführung von Starlink wohl bald besser.

Qatar Airways führt kostenloses Starlink High Speed Internet ein

Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 | Frankfurtflyer Kommentar

Die Qatar Airways Business Class Suite in der Boeing 787-9 bietet ein hochwertiges, komfortables Produkt, das überraschend viel Privatsphäre und Luxus bietet, auch wenn es nicht die berühmte Qsuite ist. Der Service war freundlich und persönlich, das Catering vielfältig und von hoher Qualität, und das Inflight-Entertainment ließ keine Wünsche offen. Dennoch bleibt der Online-Check-In verbesserungswürdig und das fehlende kostenlose WLAN enttäuschend. Insgesamt ist die Business Class Suite eine sehr empfehlenswerte Option, auch wenn Qatar Airways in einigen Bereichen noch Raum für Verbesserungen hat.

Qatar Airways und mich begleiten weiter eine Hass-Liebe. Zwar hat die Airline einige Macken und noch viel Raum, um sich zu verbesseren, aber wenn man erstmal in einem der Flugzeuge der Kataris Platz genommen hat, ist das alles sehr schnell vergessen. Was ich jedoch bis heute nicht vergessen habe und vermutlich nie vergessen werde, ist mein Namechange-Dilemma. Damals hat die Fluggesellschaft meine Frau nicht mitfliegen lassen, weil sie meinen Familiennamen angenommen hat. Leider gab es in keinem der vielen Handbücher eine Lösung dafür und in dem Fall verlässt dann den Passagier die Exzellenz, die diese Airline bieten will.

Namechange-Dilemma: Oder warum Qatar Airways verheiratete Paare hasst