Singapore Airlines entschädigt Passagiere nach Turbulenzen: Bis zu 25.000 USD pro Passagier

Die Singapore Airlines Boeing 777 in Star Alliance-Lackierung wird am Flughafen Bangkok von Einsatzfahrzeugen empfangen. Foto: X

Schwere Turbulenzen auf einem Singapore Airlines-Flug haben im Mai 2024 für mehrere Schwerverletzte und sogar ein Todesopfer gesorgt. Seitdem kommuniziert die südostasiatische Fluggesellschaft sehr transparent, welche Konsequenzen sie aus den Vorfällen zieht. In einem aktuellen Beitrag veröffentlicht Singapore Airlines sogar die Kompensationsangebote, die den betroffenen Fluggästen gemacht werden.

Es war der 20. Mai 2024, als Singapore Airlines-Flug SQ321 schon fast am Ziel der Reise war. Die Boeing 777-300 war auf dem Weg von London-Heathrow (LHR) nach Singapur (SIN). Die Maschine war schon über der Andamanensee, als sie von schweren Turbulenzen erfasst wurde. Zahlreiche Passagiere wurden durch die Kabine gewirbelt. Dutzende verletzten sich schwer. Ein Passagier verstarb an einem Herzinfarkt.

Über den Vorfall berichteten wir seinerzeit:

Tragödie an Bord von Singapore Airlines-Flug SQ321: Ein Toter und mindestens 20 Verletzte

Singapore Airlines ging unmittelbar in die Kommunikationsoffensive und berichtete regelmäßig, welche Konsequenzen die Fluggesellschaft aus dem Vorfall zog. Unter anderem passte die Airline das Service-Konzept an. Über ein Dutzend mal gab es ein Update auf den Social Media-Kanälen.

Am Dienstag, den 11. Juni 2024 wendete sich das Star Alliance-Mitglied erneut an die Öffentlichkeit. In dem Statement geht es um die Kompensationsangebote, welche den betroffenen Fluggästen gemacht werden. Zwischen 10.000 und 25.000 USD bietet Singapore Airlines allen Fluggästen an, die sich bei dem Vorfall verletzt haben als „Basis“ an. Eine Deckelung ist aber nicht vorgesehen.

Direkt nach dem Vorfall hatte Singapore Airlines allen Fluggästen bereits 1.000 SGD (ca. 690 Euro) bezahlt, um die unmittelbaren Ausgaben nach der Umleitung nach Bangkok abzudecken. Außerdem wurden die Kosten für die medizinische Versorgung übernommen. Nun geht die Fluggesellschaft einen Schritt weiter und hat den Passagieren, die durch die Turbulenzen verletzt wurden, ein Kompensationsangebot zugesandt. Leichtverletzten wird dabei eine Zahlung von 10.000 USD in Aussicht gestellt. Wer bei dem Vorfall schwerere Verletzungen erlitten hat, bekommt ein Angebot über 25.000 USD. Dabei erwähnt Singapore Airlines explizit, dass mit den Betroffenen individuelle Vereinbarungen getroffen werden und dieser Betrag als Vorschuss dient.

Alle Fluggäste – egal ob verletzt oder unverletzt – erhalten den vollen Ticketpreis für den Flug erstattet und werden nach den EU261-Richtlinien bzw. dem UK-Äquivalent kompensiert.

Der Text aus dem Original-Post von Singapore Airlines auf Facebook:

SINGAPORE AIRLINES SENDS OFFERS OF COMPENSATION TO SQ321 PASSENGERS
Singapore Airlines (SIA) deeply apologises to all passengers for the traumatic experience on board flight SQ321 on 20 May 2024. We are committed to providing our full support and assistance during this time.
SIA can confirm that we have sent out the offers of compensation to the passengers on 10 June 2024.
For passengers who sustained minor injuries from the incident, we have offered US$10,000 in compensation.
For those who sustained more serious injuries from the incident, we have invited them to discuss a compensation offer to meet each of their specific circumstances when they feel well and ready to do so. Passengers medically assessed as having sustained serious injuries, requiring long-term medical care, and requesting financial assistance are offered an advance payment of US$25,000 to address their immediate needs. This will be part of the final compensation that these passengers will receive.
In addition to the above, SIA will provide a full refund of the air fare to all passengers travelling on SQ321 on 20 May 2024, including those who did not suffer any injuries. All passengers will also receive delay compensation in accordance with the relevant European Union or United Kingdom regulations.
We provided all passengers with S$1,000 each to meet their immediate expenses upon departure from Bangkok. SIA has also been covering the medical expenses of the injured passengers, and arranged for their family members and loved ones to fly up to Bangkok where requested.
All affected passengers should have received their offers of compensation via email, along with information on how they may proceed with their claims. For any inquiries or further assistance, passengers may contact us using the provided details, and we will address these promptly.
SIA remains committed to supporting the affected passengers who were on board SQ321.
First posted on 11 June 2024, 0900hrs (GMT +8)

Singapore Airlines entschädigt Passagiere nach Turbulenzen | Frankfurtflyer Kommentar

Die Art und Weise, wie Singapore Airlines mit den Vorfällen um Flug SQ321 umgeht, ist vorbildlich. Die Kompensation wirkt auf den ersten Blick großzügig, da die Turbulenzen kaum von der Airline zu vertreten sind. Aber darauf kommt es nicht an. Nach dem Montrealer Abkommen haften Fluggesellschaften unabhängig davon, ob ein eigenes Verschulden vorliegt. Und das Montrealer Abkommen sieht in solchen Fällen auch einen Höchstbetrag vor, der bei 128.821 Sonderziehungsrechten liegt. Der Kurs eines Sonderziehungsrechts liegt derzeit bei 1,23 Euro. Dementsprechend könnte die Höchstkompensation bei über 158.000 Euro liegen. In welchen Fällen ein solch hoher Betrag ausgezahlt wird, darüber entscheiden in der Regel jedoch Gerichte.

3 Kommentare

  1. Absolut vorbildlich, und das überrascht mich auch nicht im geringsten. Hab ich da doch schon wegen der vergleichsweisen Lappalie eines nicht funktionierenden IFE ungefragt einen 200S$ Gutschein bekommen.

    Was würde eigentlich in einem vergleichbaren Fall bei unseren europäischen Vorzeigeairlines passieren? Ich tippe mal auf folgendes:
    Alle Geschädigten müssten ihr Recht aufwändig einklagen. Alle zum Glück Unverletzten würden mit Verweis auf „außergewöhnliche Umstände“ weder eine Entschädigung nach EU261 erhalten, geschweige denn ihren Flugpreis erstattet bekommen.

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