Wie die EU Wettbewerbskommission aktuell vor allem der Konkurrenzfähigkeit der EU Airlines schadet

Lufthansa Europaflieger Livery Beklebung Airbus A320 Kennung AIZG am 23-4-19

Die EU Wettbewerbshüter haben in den letzen Wochen einiges an Schlagzeilen produziert, zumindest wenn man auf die Airlinebranche schaut. So wollen gerade die drei großen Airline Gruppen in Europa alle andere Airlines übernehmen und Lufthansa würde gerne in Italien bei ITA Airways einsteigen, die British Airways Mutter plant eine komplette Übernahme von Air Europa in Spanien und auch Air France/KLM wollen bei SAS in Skanidavien einsteigen und die Airline dicht in ihr System integrieren. So soll die Konkurrenzfähigkeit der EU Airlines sichergestellt werden.

Bei dem Lufthansa und ITA, sowie dem British Airways und Air Europa Deal ist die EU Wettbewerbskomission nun aber auf die Bremse getreten und hat hier zumindest einmal eine längere Prüfung der Übernahmen angekündigt. Eigentlich ist aber allen Marktbeobachtern klar, auf kurz oder lang verzögert die EU Kommission damit nur das Unvermeidliche und wenn man es so will, schadet man damit nur der akuten Konkurrenzfähigkeit der EU Airlines im weltweiten Wettbewerb.

Die Begründung, warum die EU Wettbewerbshüter Bauchschmerzen mit diesen Deals haben ist eigentlich aber sehr verständlich. So erreichen die drei großen Airline Gruppen immer mehr Marktmacht und man wird auf einigen Strecken in Europa wohl auch zum Monopolist. Dies hat vor allem für die Passagiere den Nachteil, dass die Flugpreise steigen werden, was natürlich ganz im Interesse der Airlines, aber nicht in dem der Verbraucher liegt.

Viel Wettbewerb ist also für den Passagier erst einmal gut, dass Problem hierbei ist allerdings, dass die vielen, kleinen nationalen Airlines in Europa alleine nicht konkurrenzfähig sein können. Daher hat es in Europa schon eine massive Konsolidierung gegeben und diese wird auch noch weiter gehen müssen.

Eigentlich hat man in Europa schon vor Jahrzehnten verstanden, dass wir als Kontinent wirtschaftlich stark sind und auch in einer Liga mit den Riesen wie den USA, Indien und China mitspielen können, aber eben nur als vereinter Kontinent und nicht als 27 kleine Einzelstaaten. So ähnlich sieht es auch in der Luftfahrt aus, denn es braucht im globalen Wettbewerb möglichst große Airlines, um konkurrenzfähig zu sein und in Europa haben sich die „drei Großen“ mit der Lufthansa Gruppe, der International Airlines Group und Air France/KLM bereits herauskristallisiert.

Damit ist die Situation hier recht vergleichbar mit den USA (welche ein nicht ganz unbedeutend größerer Markt als Europa in sich selbst sind), denn auch hier hat es über die letzten 20 Jahre eine riesige Konsolidierung gegeben und aus weit über einem Dutzend großen Airlines in America, sind mehr oder weniger nur noch American Airlines, Delta Airlines und United Airlines als Global Player übrig.

Dass die Situation in Europa dennoch etwas anderes ist, sieht man alleine daran, dass die drei großen Airlines in Europa zwar im Grunde versuchen wie eine Airline mit mehreren Hubs zu agieren, genau so wie die drei Großen in den USA. Allerdings hat man in Europa teilweise eine zweistellige Anzahl an Flugbetrieben und Marken in einer Airline Gruppe.

Diese vielen Airlines unter einem Dach haben mehrere Gründe und liegen vor allem darin begründet, dass die Europäische Union doch noch ein recht junges Gebilde ist. So hat jedes Land doch unterschiedliche Regeln aber vor allem auch noch eine eigene, nationale Identität. Letzteres ist in sich nichts Schlechtes, aber es führt dazu, dass man es sich bei einer Marke, die ganz klar einer nationalen Identität zugeordnet wird nicht traut, in einen anderen Markt einzutreten.

So machen sich die Airlines in Europa zwar auf der Langstrecke durchaus Konkurrenz, aber auf der exakt identischen Strecke dagegen eher weniger. So dürfte Lufthansa durchaus ohne Einschränkungen zum Beispiel von Paris nach Madrid fliegen und auch Air France dürfte von München nach Hamburg Flüge anbieten. Dies macht man aber nicht, insbesondere auch da man davon ausgeht, dass man mit der ausländischen Marke direkt einen Wettbewerbsnachteil hätte, da der Kunde diese Airline nicht annehmen würde gegen den Platzhirsch.

Grundsätzlich gab es immer mal wieder solche Vorstöße und Air France bot einmal Flüge von London Heathrow nach Los Angeles an, Eurowings unterhält eine Basis in Mallorca oder man denke nur an Projekte wie die Deutsche BA. Aber im Großen und Ganzen fokussieren sich die Airlines auf ihren Heimatmarkt.

Dies hilft nun aber nicht gerade bei den Übernahmen, denn es führt direkt dazu, dass man bei der Übernahme einer anderen nationalen Airline auf vielen Strecken zwischen den beiden Heimatmärkten zum Monopolisten wird. Im Falle von Lufthansa und ITA, wird man zum Beispiel zwischen Frankfurt und Mailand, sowie Frankfurt und Rom dann nur noch ein Angebot von Lufthansa und ITA (was ja dann quasi die gleiche Airline ist) haben. Genau dies ist das, was die EU Wettbewerbshüter unterbinden wollten.

Wäre es nun in Europa üblich, dass in solchen Fällen z.B. KLM auf diese Strecke springen würde und hier Konkurrenz schafft, wären die Wettbewerbshüter wohl auch deutlich entspannter, denn es gäbe Wettbewerb. Dass KLM solche Flüge abseits der eigenen Märkte aber startet, ist wohl quasi ausgeschlossen.

Das Dilemma der EU Kommission

Das Dilemma für die EU als Regulator ist nun aber, dass man zum einen vermeiden will, dass man Monopolisten in Europa hat und die für Europa immer noch wichtigen Kurzstrecken zum Vernetzen der Länder nicht unattraktiv teuer macht. Dies hätte auch negative Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige. Auf der anderen Seite weiß man natürlich auch in Brüssel, dass die vielen, kleinen nationalen Airlines nicht alleine im globalen Wettbewerb bestehen können.

Für den gesamten Wirtschaftsraum in Europa wären in der Airline Branche „Champions“ hilfreich, allerdings nicht ein „nationaler Champion“, sondern „europäische Champions“. Dabei muss es mehr als eine große Airline in Europa geben, denn ganz ohne Wettbewerb wird es nicht gehen.

Das Ziel muss hier also lauten, dass man die Konsolidierung unter Europas Airlines vorantreibt, ohne problematische Monopolstellungen zu erhalten. Hier ist durchaus der Regulator gefordert, allerdings sollte man auch dem Markt seine Aufgabe zutrauen, denn im Allgemeinen findet sich in Monopolen durchaus ein Wettbewerber, wenn hier Geld zu verdienen ist und nur dann ist ein Monopol auch wirklich relevant. Wichtig ist nur, dass es einem Wettbewerber auch möglich wird in den Markt einzutreten.

Im Falle von Lufthansa und ITA Airways würde dies bedeuten, man müsste sicherstellen, dass eine Airline (vermutlich Ryanair oder EasyJet) die Slots bekommt, die man braucht, um auf den Monopolstrecken in Konkurrenz zur Lufthansa zu fliegen. Ein Vorantrieben beim Ausbau der Infrastruktur würde hier dem Wettbewerb helfen.

©Fraport

Wie die EU Wettbewerbskommission aktuell vor allem der Konkurrenzfähigkeit der EU Airlines schadet | Frankfurtflyer Kommentar

Momentan macht es ein wenig den Anschein als habe man in Brüssel die regulatorische Wut im Bereich der Airlines. So will man auch verhindern, dass z.B. die Lufthansa Gruppe durch die Übernahme von ITA Airways auf Nordatlantikstrecken zu stark wird. Dies liegt aber absolut nicht im Interesse der Luftfahrt (und der Wirtschaft) in Europa, denn man darf sich gerade auf diesen Sektoren sicher sein, dass ein Wettbewerber die Lücke füllen wird, die man einer EU Airline aufzwingt und dies wird dann kein Wettbewerber aus Europa, sondern vermutlich aus Nordamerika sein.

Dass man Monopolstrecken innerhalb Europas vermeiden will ist verständlich, aber hier hat man in der Vergangenheit leider gesehen, dass sich dies manchmal nicht vermeiden lässt. Das Problem hierbei ist auch oft, dass diese Kurzstrecken in Europa nicht rentabel betrieben werden können und hier ist nicht selten auch der Gesetzgeber schuld, der Europa (und übrigens Deutschland im Besonderen) zum teuersten Luftfahrtstandort der Welt macht.

Der Markt findet aber gewöhnlich seinen Weg und inzwischen ist klar, dass man nur mit einigen wenigen, sehr großen Airlines in der EU auf lange Sicht im globalen Markt erfolgreich sein kann. Dies wurde auch weithin verstanden und die desolate Lage von kleinen Airlines wie ITA Airways, TAP Air Portugal oder auch SAS sollte dies recht deutlich machen. Die Konkurrenzfähigkeit der EU Airlines ist durchaus auch an eine Größe geknüpft, welche man in Europa nicht mit nationalen Airlines alleine erreichen kann.

8 Kommentare

  1. Der Flugmarkt in Europa ist besch***eiden -wenn man das mal mit anderen Kontinenten vergleicht- und das liegt eindeutig an zu wenig Playern im Markt – LH macht doch ex-DE sowieso schon was sie will seitdem AB weg ist. Schaut doch mal z.B. nach Asien oder Amerika, was da an Niveau etc. vorhanden ist. Klar, alle hier geiern immer auf die achsotolle Langstrecke, aber damit alleine ist eine stabile Branche auf Dauer auch nicht zu halten…

  2. Es gäbe ja auch deutlich weniger problematische Fusionen – beispielsweise könnte statt Iberia die Lufthansa Air Europa übernehmen und Iberia oder Air France die Ita. Da gäbe es vermutlich sehr viel weniger Überschneidungen.

    Was übrigens auch gern vergessen wird: Auf der Langstrecke in die USA sind alle großen europäischen Airlines JV mit amerikanischen Partnern eingegangen. In Rom fliegt neben ITA noch United in die USA. Aber United ist Lufthansa-Partner. Was da für den Kunden wie Wettbewerb aussieht, ist oft nur ein legales Kartell.

  3. Ein Möglichkeit wäre ja, so wie man es im Bereich Telekommunikation und Post getan hat, den Monopolinhaber einen Preisdeckel aufzuerlegen, der nur einen begrenzten Gewinn pro Monopolstrecke erlaubt.

    Damit dies gelingt müsste allerdings erstmal mehr Preistransparenz her. Es ist bekanntlich nicht gerade selten, dass Flüge mit Zubringer günstiger sind als Direktflüge (bei Lufthansa sind z.B. diverse Routen DUS-FRA-xxx günstiger als die identische Verbindung FRA-xxx).

    Hier eine ordentliche Transparenz zu schaffen würde auch den Kunden und der Umwelt zugute kommen. – Und wahrscheinlich auch den Airlines, die endlich einmal ihre antiken IT-Systeme modernsieren könnten, ohne das Risiko ihre komplexe Preisstruktur nicht mehr umsetzen zu können, denn alle Airlines in der EU wären so im selben Boot und mit deutlich transparenteren Preisen.

  4. Sorry, aber wurde dieser Artikel von Carsten Spohr geschrieben?! Genauso ließt er sich nämlich.
    Spät aber doch, reagiert die EU Kommission endlich auf die Monopolgelüste einer Lufthansa (aber nicht nur der LH!). Es geht nicht darum, einen europäischen „Champion“ zu verhindern, sondern darum, dass eine LHG nicht die einzige bestimmende Airline von Kiel bis Palermo wird! Sowas gibt es in USA auch heute nicht und u.a. deswegen sind Vergleiche EU-USA so schwer und hinken oft sehr! So wie in diesem Artikel!

      • Hey Nicole! Danke für Deine erfrischende Antwort! Aber entweder hast Du meine Kritik fundamental falsch verstanden, oder Du hast ein sehr eigenes Verständnis von Satire! 😉

        • Wenn jemand jährlich zigtausend Euro für eine mittlerweile drittklassige Airline ausgibt (mit Meilenflügen wird man bekanntlich kein HON) muss man schon ein echter Fan sein. Und da ist es nicht verwunderlich, wenn die Marketingsprache des großen Idols zur eigenen wird.

          „3 große US Airlines“ als Vorbild für 3 beherrschende Airlinegruppen in Europa hinkt natürlich völlig. Während man domestic US auf vielen Stecken quer durchs Land die Wahl zwischen den drei großen plus einigen anderen hat, kann man in Europa schon froh sein, wenn es zwei Anbieter gibt, die miteinander nichts zu tun haben. Geneu deswegen hinkt der US-Vergleich gewaltig.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.