Das wohl wichtigste Benefit für Vielflieger ist der Zugang zu einer Lounge am Flughafen. Dadurch wird das Warten vor Abflug, beim Umsteigen und teilweise auch nach der Landung deutlich angenehmer. Dort kann man meist in ruhiger(er) Atmosphäre arbeiten, entspannen, einen Happen essen oder auf den Urlaub anstoßen.
Eine Lounge kostet allerdings auch viel Geld, eine solche Einrichtung muss man sich leisten können. Hat eine Fluggesellschaft keine eigene Lounge vor Ort, bezahlt sie in vielen Fällen den Zugang für ihre Vielflieger und Premiumkunden bei der Einrichtung eines Partners. Beim Thema Loungezugang zeichnen sich allerdings mit der Krise einige Änderungen ab.
Vereinzelte Lounges werden auf Dauer schließen
So hat Lufthansa bereits im letzten Herbst beschlossen, die Räumlichkeiten an fünf deutschen Airports dauerhaft zu schließen. Etwa 60 Kranich-Lounges gab es vor Beginn der Pandemie weltweit. Die Ankündigung ist ein schmerzlicher Schritt, da sich die Einrichtungen im Kernmarkt der Airline befinden. Neben den Kosten argumentierte LH die Schließung mit dem anstehenden Investitionsbedarf, da für die Standorte in Leipzig, Dresden, Bremen, Nürnberg und Köln/ Bonn eine Renovierung anstand.
Vor einem Jahr waren die meisten Lounges pandemiebedingt geschlossen, die ersten öffneten vorsichtig mit einem meist sehr eingeschränkten Angebot und einem bestimmten Hygienekonzept. Im Laufe des Jahres 2020 kamen immer weitere hinzu und das Sortiment wurde gleichzeitig erweitert. Bis zum Lockdown im November- seitdem durften Gäste in Deutschland nichts mehr vor Ort essen oder trinken, entsprechend gibt es einige Snacks und Wasser oder Kaffee erst beim Verlassen der Lounge. Langsam zeichnen erste Lockerungen ab.
Dabei setzt man in anderen Ländern die Covid-Maßnahmen sehr unterschiedlich um. Während eine Vielzahl der Lounges derzeit immer noch geschlossen sind, gibt es in manchen Räumlichkeiten keine Veränderung zu dem Angebot vor der Pandemie. Wie wird sich dieser Zustand mittelfristig verändern?
Aktuell erhalten wir zahlreiche Meldungen von Lounges, die dauerhaft geschlossen werden und auch nach einer Erholung des Flugverkehrs nicht wieder öffnen. Darunter sind nicht nur einige Einrichtungen der Airlines sondern auch unabhängige Lounges. Anbieter wie Priority Pass haben ebenfalls unter den eingebrochenen Passagierzahlen zu beißen. Im April wurde bekannt, dass das Netzwerk demnächst zahlreiche Standorte des Betreibers Plaza Premium verliert.
Das Unternehmen sucht seitdem fieberhaft neue Partner und will seinen Mitgliedern Ende 2021 weltweit wieder über 150 neue Lounges anbieten können. Vor kurzem kamen einige Lufthansa-Lounges in den USA in das Portfolio von Priority Pass, weitere könnten folgen. Vorausgesetzt diese bleiben offen.
Lounges sind aber nicht nur ein Kostentreiber, sondern auch eine Einnahmequelle. Mit dem Scannen der Bordkarte oder dem Mitgliedsausweis fließt Geld. Hat ein Fluggast einen Status bei einer Partnergesellschaft, wird dieser Airline der Loungebesuch in Rechnung gestellt. Dadurch entstehen teilweise die komplizierten Bedingungen für den Zugang oder Regelungen im Bezug auf die Mitnahme von Begleitpersonen.
Was bringt die Zukunft?
Wie sieht also ein Loungebesuch in Zukunft aus? Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis es wieder eine annähernd vergleichbare Anzahl von offenen Lounges gibt. Die Netzwerkairlines werden vermutlich ihre Einrichtungen an kleineren Flughäfen noch länger geschlossen halten, an den Hubs konzentriert man sich auf die zentral gelegenen und großen Räumlichkeiten.
Für eine Panorama Lounge in Frankfurt, ein Senator Café in München oder die Alpine Lounge in Zürich sieht es wohl nicht so gut aus. Dienten die genannten Einrichtungen hauptsächlich als Entlastung während der Peak-Zeiten. Es entstehen aber auch Chancen an Flughäfen, die bisher mehrere unterschiedliche Lounges im Angebot hatten. Hier ist eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Airlines und dem Airport bzw. dem Betreiber denkbar.
Alles hängt von der Erholung der Nachfrage, dem künftigen Passagieraufkommen und der Investitionsbereitschaft der Airlines ab. Wieviel werden die Gesellschaften und Allianzen für das Thema Loungezugang ihrer besten Kunden bezahlen? Kann man es sich auf Dauer leisten dieses wichtige Benefit mancherorts komplett zu ignorieren?
Es gibt verschiedene Ansätze für vorübergehende und längerfristige Lösungen. Neben der Zusammenarbeit mit einer Partnerlounge oder die mit einer bisher konkurrierenden Einrichtungen sind Verzehrgutscheine oder Vorteilsangebote bei Restaurants, Cafes oder Bars am Flughafen möglich.
Es gibt auch Lounges, die ohne eigenem Personal auskommen. Die Zugangskontrolle erfolgt elektronisch, nur gelegentlich kommt jemand einer beauftragten Firma vorbei um das Buffet aufzustocken und abzuräumen. Kosten für diesen Auftrag, die Räumlichkeit und das Catering entstehen dennoch.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt der zu einer Fluggesellschaft gehörenden Lounge ist der dort angebotene Service. Meist kann man dort auch flugspezifische Fragen klären oder bekommt Unterstützung bei Unregelmäßigkeiten. Hinzu kommt die Verbundenheit zur Airline als Marke, die mit einer eigenen Lounge immens gestärkt wird.
Wieviel Lounge leisten sich die Airlines nach der Krise? | Frankfurtflyer Kommentar
Das Thema Lounge kam in diesen Tagen bei uns in der Redaktion auf. Es gab schon vor der Pandemie richtig schlechte Einrichtungen, die noch nicht einmal den Namen Wartezimmer verdient haben. Viele von Euch kennen den fensterlosen, einem Bunker gleichenden Raum in dem einige Cracker oder abgepackte „Snacks“ und ein halbleerer Kühlschrank mit Getränken steht. Wird es in diese Richtung gehen und die Gesellschaften sparen beim Catering um die Lounges finanziert zu bekommen?
Eher unwahrscheinlich, denn eine Lounge ist Aushängeschild und Einnahmequelle zugleich. Das teure daran ist eher die Raummiete und das Personal. In der Vergangenheit wurde auch wieder investiert, sogar in den USA wurden mit den Centurion Lounges von AMEX oder Polaris von United neue Maßstäbe gesetzt.
Sicher ist, dass sich beim Thema Lounge in mittlerer Zukunft einiges verändern wird. Einige bleiben wohl geschlossen, andere werden sich zusammenschließen oder Einschnitte beim Angebot bzw. der Zugangsregelung machen. Ich sehe trotzdem durchaus Chancen für hochwertige Einrichtungen, auch wenn diese nicht in der Überzahl sein werden.
Wenn jedoch die First-Class an Bord immer mehr zurückgefahren wird, so stellt sich mir dann schon die Frage: Wozu noch F-Class Lounges an den Airports ? Es sind pro Flieger und Strecke bloss noch max. 4 Passagiere.
Zumindest bei Lufthansa und Swiss wird es in Frankfurt und Zürich weiterhin noch Flugzeuge mit acht Sitzen geben, zusätzlich dazu kommen Umsteiger (z.B. aus MUC).
Der Großteil der Gäste dürften aber HON-Circle Member sein, die ja immer Zutritt bekommen.
Weil es sich bei diesem Produkt trotzdem noch am Meisten lohnt, da Gewinnspanne am höchsten. Wenn jemand bereit ist für ein Rezurn Ticken einen 5stelligen Betrag auszugeben, will ich den auf keinen Fall verlieren. Und da kann ich den Preis nur mit extrem gutem Service sowie Platz rechtfertigen. Sehe eher Modelle wie bei LH möglich. Premium Eco fliegen und für 25 Euro oder xxEuro in die C Lounge rein.
Nein PE bringt relativ pro Fläche am Meisten.
Ich fliege normalerweise öfters zu einem der Flughäfen, bei denen die LH keine eigene Lounge betreibt. Seitdem LH letztes Jahr alle Vertragslounges gekündigt hat, fehlt nun ein wichtiges Merkmal eines Business Class Fluges. Ohne Lounge besteht der Mehrwert nun im Grossen und Ganzen nur noch aus dem freiem Mittelsitz (liesse sich auch billiger in der Holzklasse zukaufen) und einer Scheibe kaltem Putenschinken (a.k.a. Mahlzeit). Darum fliege ich derzeit eher in Holz mit extra Sitzplatzbuchung und kaufe mir für das Ersparte einen Lounge Zugang. Das kann es doch aber auch nicht sein, das LH will, oder?
@Jakob – Die ECO Klasse als „Holz“ zu bezeichnen finde ich von dir schon arrogant, auch wenn du selber ECO fliegst, oder in deinen Worten “ eher in Holz ..“.
Hoffe das LH und die anderen Airlines nach der Corona-Krise die sehr ansprechenden Lounges wieder für uns Fluggäste anbieten.
Guten Flug
VG Peter