Review: Air France Business Class A330 von Cayenne nach Paris

Der A330 ist bei Air France das Langstreckenflugzeug mit den flexibelsten Einsatzplänen. Mit diesen Flugzeugen bedient die Airline Ziele in Nord- und Südamerika, in der Karibik, in Afrika und sogar in Europa wird das Flugzeug eingesetzt. Damit hat Air France zumindest auf einigen Strecken zeitweise eine Business Class mit Liegesitzen in Europa im Angebot.

Air France Business Class A330 | Daten & Fakten

Airline: Air France

Flugzeug: A330-200 (F-GZCH)

Reiseklasse: Business Class

Konfiguration: 2-2-2 (Business Class), 2-3-2 (Premium Economy Class), 2-4-2 (Economy Class)

Flug: AF768 CAY-CDG

Air France Business Class A330 | Kabine und Sitz

Im A330-200 der Air France befinden sich 36 Business Class Sitze in einer 2-2-2 Anordnung. In der vorderen Business Class Kabine befinden sich vier Reihen mit insgesamt 24 Sitzen, im hinteren Teil noch einmal zwei Reihen mit insgesamt 12 Sitzen. Die beiden Kabinen sind durch eine Galley und Toilette von einander getrennt. Hinter der Business Class befindet sich die Premium Economy Class in 2-3-2 Anordnung, die durch eine Trennwand abgetrennt ist.

Der Business Class Sitz ähnelt stark dem Sitz bei Lufthansa, wobei Air France dem Sitz deutlich mehr „Drumherum“ spendiert, wodurch zum einen mehr Stauraum verfügbar wird, zum anderen die Privatsphäre ein wenig größer wird. Aber diese V-Stellung der Sitze mit dem grauen Sitzbezug, verleitet, Parallelen zu ziehen.

Ein erster kleiner Stauraum befindet sich vor den Kopfhörern, war jedoch von der Wasserflasche schon belegt. Unterhalb des Bildschirms befindet sich ein Fach, in dem kleine Gegenstände abgelegt werden könnten. Allem Anschein nach ist es auch dafür konzipiert, jedoch klebte ein kleiner No Stowage Aufkleber darin. Wahrscheinlich richtet sich dieser an die Crew.

In der Armlehne zur Sitzmitte befindet sich eine Steckdose, die für sehr viele Stecker passend ist. Damit können auch größere Geräte während des Flugs betrieben bzw. aufgeladen werden. Ein USB-Anschluss befindet sich direkt darüber.

Zwischen den Sitzen kann eine kleine Trennwand ausgefahren werden. In der Theorie sicherlich toll, aber nicht mehr als Blendwerk, wie sich später herausstellen sollte.

Vor dem Stauraum für die Kopfhörer befindet sich eine Fernbedienung, mit der das Entertainment System bedient werden kann. Diese kann an einem Kabel hängend aus ihrer Position entfernt werden. Oberhalb der Fernbedienung ist eine Leselampe verbaut, die sich durch einen Druck auf die obere Hälfte ausklappen und gleichzeitig einschalten lässt. Mit der kleinen Vertiefung kann man ihren Leuchtwinkel verstellen.

Mit einem vorhandenen Lichtschalter kann man auch den gesamten Sitz erhellen. Das ist praktisch, wenn man einmal etwas verloren hat und sucht. Mit der Leselampe alleine würde man nicht weit kommen.

Der Dreipunktgurt muss lediglich bei Start und Landung angelegt werden. Das Schulterband kann man am Schloss abnehmen und nutzt während des Fluges nur den Gurt um die Hüfte. Einen Airbag hat der Anschnallgurt nicht.

Der Fußraum ist leider stark beschränkt, da Air France sich entschieden hat, den Raum unterhalb des Fußfachs zu verblenden. Daher kann man die Füße (bzw. die Fußspitzen im Sitzen) nicht weit unter der Fußablage haben. Das hätte sicherlich ein paar Zentimeter mehr Platz gebracht, und den Sitzkomfort erhöht. Wenn man die Beine ausstrecken möchte, ist das nur möglich, wenn man diese hochnimmt und in das Fußfach legt.

Das bringt mich zur zweiten Einschränkung bei dem Sitz: Man kann ihn nur hoch und runter regeln. Eine individuelle Einstellung der Rückenlehne oder der Fußstütze ist nicht möglich. Dadurch gibt Air France sämtliche möglichen Sitzwinkel vor. Andere Sitzwinkel für den Rücken kann man somit nur mit dem Kissen darstellen, was nicht immer optimal sein muss. Immerhin genügen dafür zwei Knöpfe und die Umstellung erfolgt motorisiert.

Die Polsterung des Sitzes empfand ich sowohl zum Sitzen als auch zum Schlafen angenehm.

Air France Business Class A330 | Amenity Kit

Das Amenity Kit wurde noch vor dem Start verteilt. Im Gegensatz zu den Amenity Kits in der Premium Economy Class enthält es in der Business Class Markenprodukte. Die Ohrstöpsel sind keine No-Name-Produkte mehr, sondern stammen von Uvex. Statt einer Minizahnpastatube erhält man hier eine Reisegröße von Signal. Auch die Augenblende und die Zahnbürste scheinen etwas hochwertiger. Außerdem erhält man noch jeweils eine Probentube Hand- und Gesichtscreme. Die Socken hingegen dürften in beiden Kits identisch sein.

Es gibt da draußen weitaus höherwertige Amenity Kits in der Business Class. Aber das, was die meisten während des Fluges benötigen, dürfte Air France hier bereitzustellen. Ein Schlafanzug gibt es bei Air France nur in der First Class.

Air France Business Class A330 | Service

Zum Boardingzeitpunkt standen auf allen Plätzen der Business Class bereits blaue Kissen mit Volant, eingeschweißte Decken, ein Kleiderbügel sowie eine kleine Wasserflasche bereit. Die Kopfhörer waren ebenfalls bereits im Fach verstaut.

Blick auf die Toilette beim Start

Durch meine Zeit auf Guadeloupe ist mein Französisch wieder etwas besser geworden, so dass ich die ersten Dinge und die Essensbestellung auf Französisch hinbekommen habe. Dadurch hatte ich eine – mutmaßlich – normale Behandlung an Bord.

Kurz vor Abflug wurde ein Gast aus der vorderen Businessclasskabine in meine Reihe gebracht. Es handelte sich offenbar um einen sehr geschätzten Gast von Air France, schließlich bekam er eine handgeschriebene Begrüßungsnote an seinen Platz gebracht und innerhalb der nächsten Minuten lernte ich, sämtliche Flugbegleiter der Business Class an ihren Hinterteilen zu erkennen. Beinahe sämtliche Aktivitäten in der Kabine fokussierten sich dann auf diesen Herren.

Was bei ihm wahrscheinlich wie hohe Wertschätzung angenommen wurde, verursachte bei mir leichtes Unbehagen, denn es wäre nicht das erste Mal, dass auf einem meiner Flüge ein Superstatusinhaber wie ein Vampir die ganze Aufmerksamkeit des Personals auf sich zieht.

Der Begrüßungsdrink fiel entweder Corona oder der Fürsorge für diesen Reisenden zum Opfer.

Spätestens kurz vor Start wurde klar, dass die Crew ihren Motivationsregler nicht ganz auf 100% hatte. Der letzte Besucher des WC ließ die Tür offen stehen. Das blieb sie auch, bis der erste Passagier nach Erlöschen der Anschnallzeichen diese aufsuchte. Ein Start mit freiem Blick auf ein Klo. Nur bei Air France in der Business Class.

Kaum in der Luft begann auch schon der Express-Dinner Service. Den hatten in meinem Teil der Kabine zwei Menschen gebucht. Alle anderen mussten sich derweil, auch mit ihrer ersten Getränkebestellung, gedulden.

Der Service „für alle“ begann, als die Tabletts der Expressbesteller abgeräumt wurden. Der Service war dabei freundlich effizient und ohne Highlights.

Nach dem Wecken zum Frühstück passierte mir ein entscheidender Fehler – ich sprach Englisch mit dem Flugbegleiter. Darauf hin wurden die Interaktionen mit mir etwas unentspannter. Es macht einfach einen Unterschied, ob ein Flugbegleiter eine Frage kurz und freundlich stellt oder ob er/sie sich erst sammeln muss und dann ängstlich fragt und bei der Rückbestätigung nur noch nickt, statt noch einmal die Bestellung zu wiederholen oder mit einer Floskel zu antworten.

 

Air France Business Class A330 | Catering

Zum Abendessen gab es eine Auswahl an Gerichten, die von den Flugbegleitern vorab abgefragt wurde. Ich entschied mich für den Thunfisch.

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Das Essen wurde auf einem Tablett serviert. Nachdem ich die Vorspeise (Crevetten) und das Gurkentartar gegessen hatte, wurden die beiden Teller entfernt und der Hauptgang gebracht. Der grüne Salat auf dem Bild bestand tatsächlich nur aus Salatblättern, denen ich eine Öl/Balsamicoessig-Mischung zugeben konnte. Der Thunfisch wurde heiß und frisch aus dem Ofen serviert. Ein wenig zu lang war er wohl drin, aber er war noch genießbar. Von dem Rum in der Soße war allerdings nichts mehr zu schmecken. Die Präsentation weicht von den Werbefotos auf der Homepage doch deutlich ab. Das Dessert war lecker und süß.

Insgesamt war das Essen lecker und auch ein deutliches Upgrade gegenüber der Premium Economy Class.

Die Getränke zum Essen waren tatsächlich die ersten Getränke, die es an Bord gab. Für eine Business Class dann doch recht spät. Es gab auch keine Abfrage, ob ich nicht einen Aperitif zu mir nehmen wollte.

Die Getränkeauswahl war recht frankreichorientiert. Wasser, Weine und viele Spirituosen stammen von französischen Erzeugern. Beim Champagner handelte es sich um Brut Excellence Gosset. Ein Einsteigerchampagner dieses Hauses.

Das Frühstück wurde ca. eine Stunde vor der Landung serviert. Die Tabletts wurden in der Galley angerichtet und Passagiere durften sich entscheiden, ob sie die Omelette-Option wahrnehmen wollten, oder ob das kalte Frühstück ausreicht. Wer erst spät und dafür wenig frühstücken wollte, konnte sich auch für ein Croissant mit einem Heißgetränk entscheiden, was bis ca. 30 Minuten vor Landung angeboten wird.

Die Tabletts wurden nach dem Essen jeweils zügig abgebaut. Für Service außerhalb der Servicezeiten habe ich mich immer auf den kurzen Weg in die Galley gemacht. Alles, was ich dort bestellte, wurde mir kurze Zeit später an den Platz gebracht.

 

Air France Business Class A330 | Entertainment

In der Business Class steht ein breites Angebot an Filmen, Serien, Musikalben usw. zur Verfügung. Es ist identisch mit den Angeboten in der Economy Class und der Premium Economy. Nur der Bildschirm ist größer. Im A330-200 ist der Bildschirm übrigens leicht schräg montiert und lässt sich auch nicht ausfahren oder leicht nach vorne ziehen, um die Schrägstellung auszugleichen. Das ist recht ungünstig. Nicht, dass die Filmqualität stark leiden würde. Die leidet am stärksten darunter, dass man im Flugzeug sitzt und nicht im (Heim)kino.

Circa 250 Filme, Serien und Shows sorgen für gute Unterhaltung an Bord. Allerdings ist zu beachten, dass nicht jeder Film in Synchronfassungen in gängigen Sprachen oder mit entsprechenden Untertiteln vorhanden ist. Eine Außenkamera gibt es beim A330-200 nicht.

WiFi ist vorhanden. So kann man die Flugkarte entweder am Monitor (auch als Picture in Picture) oder am Smartphone verfolgen. Für die Kommunikation mit der Außenwelt gibt es gratis Bandbreite zur Nutzung von Messengern (für Textnachrichten). Wer mehr Bandbreite haben möchte, kann diese erwerben. Das Browsing Paket kostet 8 Euro, das Streamingpaket 30 Euro, wobei ich nicht beurteilen kann, ob man damit Filme oder sogar Livesendungen zufriedenstellend streamen kann.

Durch das starke Spiegeln der Monitore verwandelt sich die Business Class in den Spiegelsaal von Schloss Versailles. Wenn man auf seinen Bildschirm guckt und dieser entweder ausgeschaltet ist oder ein dunkles Bild wiedergibt, sieht man – ohne es zu wollen – die Sitznachbarn. Bei mir waren es die Sitze A und C, auf die ich ungewollt gucken durfte. Mithilfe des Monitors zu meiner Rechten hatte ich sowohl meinen Nebenplatz als auch die Plätze K und L jederzeit im Blick. Und sie mich auch. Deshalb ist die ausfahrbare Trennwand zwischen den Sitzen eher dazu geeignet, direkten Sichtkontakt zu vermeiden, als die Privatsphäre tatsächlich zu erhöhen.

Air France Business Class A330 | Frankfurtflyer Kommentar

Trotz 2-2-2 Konfiguration finde ich die Business Class im A330-200 der Air France nicht schlecht. Der Sitz ist bequem und zweckmäßig. Die Bettlänge von ca. 2m ist angenehm und hat mir geholfen, gut zu schlafen. Wenn ich auf einem 8,5 Stunden-Flug 4,5 Stunden schlafen kann, ist das ein gutes Zeichen.

Der Service kam mir mäßig vor. Da könnte man mit freundlicher Ansprache und etwas mehr Enthusiasmus viel erreichen. Vielleicht wären auch weniger Berührungsängste mit nicht frankophonen Reisenden ein weiterer Vorteil. Denn irgendwie scheint zu gelten, dass ein Gast mit schlechtem Französisch immer noch einen etwas besseren Service bekommt, als der Passagier mit gutem Englisch.

Ich würde jederzeit wieder mit Air France im A330-200 in der Business Class fliegen. Allerdings würde ich nicht auf die Idee kommen, meine Reisepläne danach auszurichten.

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4 Kommentare

  1. Darf ich fragen, wie dir Guadeloupe und French-Guyana generell so gefallen haben und was du dort in Punkto Aktivitäten so gemacht hast? Ich habe mir dieses Routing nämlich auch schon mal überlegt. Auf Guadeloupe soll es ja eine Junglewanderung zu einem Air France Absturzwreck aus den 60ern geben und in French-Guyana dürften ja viele Amazonas-Touren machen.

    • Guadeloupe ist super. Aus meiner Sicht in Deutschland zu Unrecht unterschätzt.
      Da es meine erste Reise dorthin war, habe ich mir mit einem Mietwagen einen Überblick verschafft und habe viele Distillerien und Strände besucht.

      In Guayana war ich in Kourou, um die Weltraumagentur zu besichtigen. Im Amazonas wird es sicherlich eine Menge Dinge zu entdecken geben, aber dafür war meine Zeit vor Ort zu knapp bemessen.

      Traumstrände scheint es in Französisch-Guayana nicht zu geben, da die Flüsse jede Menge Sediment in den Atlantik spülen und das Küstenwasser dadurch häufig braun-grau gefärbt ist.

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