Review: The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead

Das Whitley Hotel im “Nobelvorort” Buckhead gilt als Luxushotel. Im Nobelort Buckhead. Da können die Erwartungen schnell steigen. Dann wiederum gehört das Hotel zu Marriott Bonvoy. Da können die Erwartungen schnell wieder in die entgegengesetzte Richtung umkehren. Ein Hotel etwas nördlich von Midtown kam mir sehr gelegen, also probierte ich es nur allzu gerne aus.

The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead | Lage

Das Hotel liegt in der Nähe dem Phipps Plaza, einer Luxusmall in Buckhead. Direkt am Hotel gibt es viel befahrene Straßen, ein Parkhaus und die weniger bekannte Monach Plaza. Wer auf der Suche nach etwas Grün ist, findet das in ca. 2 km Entfernung im Örtchen Brookhaven (Grundsätzlich ist das alles „Atlanta“).

The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead | Check-In

Meine erste Erfahrung mit dem Hotelpersonal begann schon vor Check-In. Ich habe versucht, das Hotel zu kontaktieren, um etwas über die Parkplatzsituation in Erfahrung zu bringen. Meine Nachrichten wurden gelesen, aber nie beantwortet.

Kurz vor dem Check-In fuhr ich vor dem Hotel vor. Einer der „Valets“ fragte, ob ich für 49 USD den Valet Service nutzen oder für 25 USD selbst parken wolle. Das Parkdeck sei dasselbe, ca. 100m von der Hoteleinfahrt entfernt. Beim Self-Parking müsse ich halt selbst parken und das Parkticket selbst ziehen. Und ich dürfte das Parkhaus nicht verlassen, während ich beim Valet Service das Auto immer wieder bestellen und abgeben könnte. Ersteres klang einfach genug, zweites hatte ich nicht vor. Dennoch sollte sich dies als Fehlentscheidung entpuppen.

Vom Parkdeck kommend, ging ich durch den nächstgelegenen Eingang ins Hotel, der mich in den Konferenzbereich führte. Dort lief gerade eine „Black Women Empowerment“-Veranstaltung. Olé, olé waren die Damen alle energetisch aufgeladen.

Durch ein paar Gänge, die mit schweren Teppichböden ausgelegt waren, gelangte ich zur Rezeption. Der Mitarbeiter dort bedeutete mir erst, zu warten während er (ja was denn eigentlich?) zu Ende machen wollte. Ein anderer Mitarbeiter wies seinen Kollegen an, sich doch um einen ankommenden Gast zu kümmern.

Der unmotivierte Mitarbeiter checkte mich ein und übergab mir die Zimmerkarten. Ich fragte kurz, ob er sehen könne, dass ich ein Hotelguthaben habe. Er verneinte, so jemanden könne er nicht einchecken. Also musste der Mitarbeiter, der ihn gerade zur Arbeit angewiesen hat, selbst einschreiten. Dieser überbot sich selbst im Dauer-„Sir“-Sagen. Bald dachte ich, mein Name wäre wirklich „Sir“. Auf die Frage, ob mein Parkschein mit dem Guthaben verrechnet werden könne, antwortete er, dass das erst am Check-in Tag ginge. Ich ahnte schon, dass es eine erfundene Ausrede sein würde, aber ich wollte aufs Zimmer, duschen und dringend etwas essen. Wie sich noch herausstellen sollte, lief bei dem Check-in nicht alles reibungslos.

Kurz vor den Aufzügen wartet noch ein kleiner Tisch. Dort kann man gratis Kaffee aus Thermoskannen ziehen oder Wasser aus einem Spender zapfen. Gerade in den heißen Südstaaten ist so ein Angebot sehr willkommen.

 

The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead | Zimmer

Ich bekam ein Zimmer im 17. Stock – dem „Club Level“. Damit hat das Hotel mir technisch ein Upgrade gegeben. Leider war die Lounge geschlossen, so dass es ein komplett sinnentleertes Upgrade war.

Hinter der Eingangstür wartet der erste Schock: Eine Blümchentapete und bunter Marmor. Ein Flashback in die späten 80er (und vielleicht noch frühen 90er). Das Zimmer ist auf den ersten Blick schon deutlich größer als viele Zimmer in US Kettenhotels.

Im Flur erwartet die Gäste eine kleiner Barschrank. Allerdings gab es dort nur zwei halbe Liter Wasser, leere Gläser und einen leeren Eisbehälter. Gegenüber der Bar befindet sich das Badezimmer. Es ist angenehm groß, mit einem Waschtisch mit einem großen Waschbecken. Die ebenerdige Dusche ist ebenfalls groß ausgefallen und bietet sogar eine Sitzgelegenheit. Toilettenartikel von Byredo „Le Chemin“ stehen am Waschbecken und in der Dusche bereit. Der Rasierspiegel hängt gar nicht einmal so tief. Dafür gab es von mir gleich einen Pluspunkt.

Der Vorsprung hinter der Bar ist ein als Wand getarnter Kleiderschrank. Er hat eine Drehtür, auf deren Innenseite sich ein fast bodentiefer Spiegel befindet. Zusammen mit dem Spiegel über der Bar kann man den Eingangsbereich des Zimmers gut nutzen, um sich für eine schicke Veranstaltung zurechtzumachen.

Im Hauptraum steht ein großes Kingsize Bett. Gegenüber dann ein nicht kleiner Fernseher, unter dem sich der Schreibtisch befindet. Der Schreibtisch ist klassisch mit Tischlampe und Schreibunterlage ausgestattet.

An der Fensterseite steht noch ein Zweisitzer mit einem Couchtisch. Daneben noch ein etwas höherer Tisch mit Marmorplatte und einem Buch über Hotelgeheimnisse.

Mit den Nachttischen neben dem Bett gibt mehr als ausreichend Ablagefläche in dem Zimmer.

Das Zimmer wirkt wertig, aber auch erratisch. Im Eingangsbereich gibt es die grünweiße Blümchentapete und die Bar mit dem bunten Marmor. Im Hauptraum des Zimmers sind die Wände dunkelgrün und grau, Tischflächen sind entweder weiß oder aus Marmor. So entsteht ein leicht beunruhigender Mix aus Farben und Mustern.

The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead | Bar/Restaurant

Kenner der Hotellerie merken bereits jetzt, dass etwas nicht stimmt. In einem fünf Sterne Haus sollten Bar und Restaurant nicht in einem Atemzug genannt werden und im Idealfall räumlich getrennt sein. Nicht so während meines Aufenthalts im Whitley. Der Restaurantbereich war abends abgesperrt und die Gäste mussten sich auf die wenigen Plätze in der Bar verteilen. Dabei bietet die Bar mehr als nur Plätze am Tresen, aber sie war stets sehr gut gefüllt.

Der Eingangsbereich liegt ungefähr in der Mitte der Hotelfront. Vom Eingang rechts geht es zum Check-in und vom Eingang links geht es an den Sitzgelegenheiten der Lobby vorbei in die Bar. Direkt daneben liegt das Restaurant „Trade Root“.

Die Bar selbst hat einen schwarzen Marmortresen mit Sitzplätzen davor. Das „Herzstück“ ist das große Alkoholregal. An den jeweiligen Enden oben befinden sich Fernseher, auf denen Sportevents übertragen werden.

Die Sitzmöbel in der Bar unterscheiden sich grundlegend. Es gibt Tische mit Holzstühlen und auch Sofas mit Sofatischen. Wo der Barbereich beginnt, ist nicht klar definiert.

Der Service war für ein fünf Sterne Haus unterirdisch. Als ich in die Bar kam, war sie voll und jeder Tisch belegt. Daher sah auch keiner der Mitarbeiter die Notwendigkeit, mich a) zu begrüßen, mich b) zu fragen ob ich trinken und oder essen wolle und c) Hilfe bei der Suche nach einem Tisch anzubieten.

Nach einer Weile sicherte ich mir einen noch nicht abgeräumten Tisch. Dieser wurde dann irgendwann später kommentarlos abgeräumt. Die Zeit zu fragen, ob ich denn etwas trinken oder essen wolle, schien noch nicht gekommen. Nach ca. zehn Minuten fragte eine Kellnerin, ob sie meine Bestellung aufnehmen dürfe. Ich bat zunächst um die Karte. Nur fünf Minuten später kam die Kellnerin mit der Karte unter dem Arm zurück, passierte einen nicht abgeräumten Tisch und begann alsdann, diesen (mit der Karte unter dem Arm eingeklemmt) abzuräumen. Als Ausbilder wäre ich zu diesem Zeitpunkt in Ohnmacht gefallen.

Zeitsprung. Ein anderer Kellner kam, stellte ungefragt ein Glas auf meinen Tisch. Doch bevor er das tat, versäumte er nicht, schwarze Servietten wie Konfetti auf dem Tisch zu verteilen. Das Befüllen mit eiskaltem Wasser erfolgte dann so schwungvoll, dass Servietten, Tisch und Gast nass wurden. Statt sich in Entschuldigungen zu ergehen, machte der Kellner nassforsch auf dem Absatz kehrt und verschwand.

Irgendwann gelang es mir doch, eine Bestellung abzusetzen. Das Steak war wunderbar und die Getränke echt lecker. Insbesondere, da der Cocktail nicht bis zur Unkenntlichkeit verwässert war.

 

The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead | Frühstück

Vom Sport ausgehungert machte ich mich auf den Weg zum Frühstück, kam aber nicht ins Restaurant. Die Dame am Einlass wollte mich ohne Frühstücksvoucher nicht zum Frühstück lassen. Sie ließ mich wissen, dass ich ihn erst an der Rezeption holen müsse. Ein leicht indigniert entgegnete ich, dass ich es für recht außergewöhnlich hielt, wenn Gäste in einem fünf Sterne Hotel die Fehler des Personals selbst wettmachen müssten. Die Dame verstand sofort, geleitete mich zu einem Tisch, wobei sie mir mitteilte, ich könne mir jeden freien Tisch aussuchen – sie würde ihn auch sofort für mich herrichten lassen. Aber mit ihrer Tischauswahl war ich vollkommen zufrieden.

Wasser bekommt man immer wieder an den Platz gebracht, warme Getränke bestellt man beim Personal und wenn man zu faul ist aufzustehen und sich gerade zum Gast des Tages gemacht hat, kann man den Kellnern auch mitteilen, was man vom Buffet haben möchte und bekommt es gebracht.

Die Selbstbedienung am Buffet war sehr entspannt, denn es war von allem mehr als ausreichend vorhanden und das Restaurant war nicht voll. Die Auswahl war aus meiner Sicht vollkommen zufriedenstellend, aber eben auch nur das. Kein Anzeichen eines Wow oder Glamourfaktors. Einfach ein sehr solides und umfangreiches Frühstücksbuffet.

 

The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead | Fitness und Pool

Das Hotel hat im Spa-Bereich (nicht getestet) ein Fitnessstudio und einen Pool. Der Pool ist mit ca. 20m Länge sogar angenehm lang. Drei bis vier Personen können hier vollkommen ungestört (aber mit Rücksichtnahme) ihre Bahnen ziehen. Handtücher und liegen stehen gratis bereit.

Neben dem großen Becken gibt es auch noch einen Whirlpool zur Entspannung.

Das Fitnessstudio bietet abwechslungsreiche Geräte und wirkte gut in Schuss.

The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead | Statusanerkennung

Ich war als Bonvoy Platinum im Hotel zu Gast, hatte jedoch eine Marriott Luminous STARS Rate gebucht. Mit der Rate hatte ich bereits die allermeisten Platinumvorteile inkludiert (Zimmerupgrade, Frühstück, später Check-out, WiFi). Der Status hätte mich also nur noch in die Lounge bringen können, die während meines Aufenthalts jedoch geschlossen war. Ein Goodie als Ausgleich für die geschlossene Lounge gab es nicht.

Ebenso wenig verdoppeln sich die Vorteile aus Status und Rate, d.h. man bekommt kein doppeltes Upgrade, wenn man eines aus der Rate und eines aus dem Status ableiten kann.

Über die Luminous STARS Rate hatte ich ein Hotelguthaben von 100 USD. Mein Plan war, dieses für das Parken und ein Abendessen auszugeben. Beim Abendessen hat das ganz gut geklappt, jedoch wird das Guthaben nur zur Begleichung des Nettobetrags der Rechnung verwendet. Steuern (in Buckhead gibt es eine Liquor Tax…) sowie Trinkgelder müssen beim Check-out vom Gast bezahlt werden.

Was das Parken anging, hätte das Hotel das Guthaben zur Bezahlung des Valet-Parkens heranziehen können, beim Selbstparken geht das nicht, wie mir beim Check-out mitgeteilt wurde. Meine Laune war darauf hin nicht mehr die beste.

Immerhin zeigte sich das Hotel aufgrund der eigenen schlechten Beratung zur Verwendung des Guthabens, der Non-Performance des Services beim Abendessen, der Episode beim Frühstück und noch zwei, drei anderer Faux-Pas zumindest so freundlich, ein paar Tausend Punkte als Kompensation gutzuschreiben.

Apropos Punktegutschrift: Das in der Rate enthaltene Guthaben wird bei der Berechnung der Punktegutschrift vollständig von der Rate abgezogen.

 

The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead | Frankfurtflyer Kommentar

The Whitley – A Luxury Collection Property. So sieht sich das Hotel gerne selbst. Und aus meiner Sicht sprechen auch Gründe dafür, dass das Hotel in diese Gruppe gehört. Die Lage in Buckhead ist günstig, die Zimmer sind groß und überdurchschnittlich eingerichtet, das Hotel bietet einen tollen Pool und so weiter und so fort.

Aber dann gibt es auch Aspekte, die das Hotel eher in Richtung eines sehr guten Renaissance Hotels bringen. Die Einrichtung ist nicht die allerneueste und der Service ist komplett unterdurchschnittlich. Vom Check-in über die Sauberkeit im Zimmer (Haare im Duschabfluss), den Service in der Bar, vom Frühstück bis zum Check-out (Bezahlen mit Guthabenkarte erst nach Mitarbeiterwechsel möglich, Hotelguthaben nicht berücksichtigt) – der Service war für ein fünf Sterne Haus mies. Nur die stellvertretende Hotelmanagerin, die sich dann um den Scherbenhaufen kümmern durfte, hat a) schnell reagiert und b) alle von ihr gemachten Zusagen eingehalten. Also gibt es in dem Hotel Menschen, die wissen wie es geht.

Ich bin gespannt zu sehen, wie sich das Hotel weiterentwickelt, denn es war vorher das Ritz-Carlton Buckhead. Und Marriott stellt an ein Ritz Carlton höhere Ansprüche, als an ein Luxury Collection Hotel.

Daher würde ich dieses Hotel auch wieder besuchen – wenn der Preis stimmt.

 

Tripübersicht

  1. Planung: Wie Eurowings Discover und Miles and More mich zu Air France geführt haben
  2. Review KLM Embraer 190 Economy Class Frankfurt-Amsterdam
  3. Review Delta A330-900neo Economy Class Amsterdam-New York JFK
  4. Review Delta SkyClub JFK Terminal 2 | Amex Platinum rettet die Reise
  5. Review Delta Domestic First Class Boeing 737-900ER New York JFK–Atlanta
  6. Review Delta SkyClub Atlanta | Concourse A bei Gate A17
  7. Review Fairfield Inn Atlanta Airport North (Marriott Bonvoy)
  8. Review Bellyard Hotel West Midtown Atlanta Tribute Portfolio (Marriott Bonvoy)
  9. Review The Whitley – Luxury Collection, Atlanta Buckhead (Marriott Bonvoy)
  10. Review Andaz Savannah (Hyatt)
  11. Review The Club JAX Jacksonville (Priority Pass Lounge)
  12. Review Delta SkyClub Jacksonville
  13. Review Delta Boeing 757-200 Economy Class Jacksonville-Atlanta
  14. Review Delta SkyClub Atlanta International Terminal
  15. Review Air France A350 Economy Class Atlanta-Paris CDG
  16. Review Air France Embraer 190 Economy Class Paris CDG-Frankfurt
  17. Resumee Economy Class mit Air France statt Meileneinlösung bei Miles and More

4 Kommentare

    • Hi Betty,
      da hast Du vollkommen recht. Als Luxury Collection Hotel gibt es dort „STARS“-Raten und keine Luminous Raten. Ich habe es oben angepasst.
      Vielen Dank.

  1. Nobelvorort Buckhead?
    Ich sage erst Mal Glückwunsch, das Du da lebendig raus gekommen bist! Buckhead ist alles, aber nicht Nobel! Mit der Pandemie hat sich Buckhead sehr stark gewandelt, Drogen, Gangs, Banden… 2 bis 3 Shootings, pro Tag, sind mittlerweile normal. Das die meisten davon tötlich ausgehen brauche ich wohl nicht extra erwähnen.
    Typischer Touristenfehler der mir auch schon unterlaufen ist.

    • Es stimmt, dass ein paar Ecken in Buckhead inzwischen sehr heruntergekommen sind. Shootings gibt es dort auch immer wieder. Leider auch auf den Parkplätzen von Malls und günstigen Hotels bekannter Marken.
      Mit der Lage vom Whitley habe ich mich da sicher gefühlt. Es ist nicht weit von Brookhaven. Das ist, soweit ich weiß, immer noch richtig Upscale.
      Das mit dem Nobelvorort bezog sich z.B. auch auf Clubs und die Preise dort, denn die sind immer noch richtig hoch.
      Aber ich bin tatsächlich nur selten in Buckhead und bevorzuge Midtown und Va-Hi.

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