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Ask the Flight Attendant ✈ Heute: Seniorität

Foto: Swiss

Ich reise gerne, oft und viel, nutze jede Gelegenheit dafür und manchmal geht es mehr um den Weg, als das Ziel: Fliegen! Ich liebe es zu fliegen und das verbindet uns alle hier. Und wenn ich nicht gerade Urlaub mache, fliege ich auch. Denn diese Leidenschaft ist mein Beruf und ich kenne dadurch auch den Blick von der anderen Seite. Diese Sicht möchte ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen. Heutiges Thema: Einstellungsdatum & Seniorität

Je länger ein Mitarbeiter in einem Unternehmen ist, desto mehr Vorteile bekommt man. Das ist vielleicht nicht in jedem Betrieb so, bei Fluggesellschaften trifft es fast immer zu. Bei amerikanischen Gesellschaften und auch bei den Golfcarriern ist Seniorität ziemlich bedeutend. Neue Flugbegleiter dürfen dort am Anfang noch nicht einmal in der Business Class arbeiten, Langstrecken fliegen oder Wünsche in Sachen Dienstplan äußern.

Die Regelungen sind aber von Airline zu Airline sehr unterschiedlich und das Einstellungsdatum entscheidet nicht immer über alles. Ich hatte mal in der Bahn einen uniformierten Kollegen eines Lowcosters getroffen und wir haben uns auch über dieses Thema ausgetauscht. Dieser äußerte sich klar über die erste Regel seiner Firma und meinte: „It’s all about Sales“. Wer dort Teamleader werden möchte oder gerne die Stationierung wechseln will, muss zum Vorgesetzten. Dieser wirft dann einen Blick in die Verkaufsstatistiken des einzelnen Mitarbeiters und macht eine Entscheidung davon abhängig wie viel umgesetzt wird.

Foto: Alitalia

Bei manchen Gesellschaften werden auch Punkte vergeben, wobei diese davon abhängen wann man eingestellt wurde, ob man Teilzeit gearbeitet hat, ob man Purser bzw. Chef de Cabin ist oder auch wann man geboren wurde. Bewerbungen auf bestimmte Flugzeugmuster oder die Vergabe von beliebten Rotationen hängen dann davon ab, wie viele Punkte man gesammelt hat.

Auch bei deutschen Airlines hängt vieles von der Seniorität eines Mitarbeiters ab, das fängt schon beim Grundgehalt an. Eine Lohnsteigerung nach Betriebszugehörigkeit ist bei Tarifverträgen ganz normal, wobei die Gehälter von uns Flugbegleitern aus mehreren zum Teil variablen Dingen wie Flugstunden, Zulagen, Spesen oder Provision bestehen.

Bei Lufthansa entscheiden meistens zunächst die Dienstältesten in welcher Klasse sie auf einem Flug arbeiten möchten, wobei für die First Class eine eigene Schulung benötigt wird. Bereits im Vorfeld spielt die Seniorität eine Rolle wenn es darum geht, sich eine bestimmte Rotation in den Dienstplan zu setzen. Bei einem Request fließen aber auch andere Parameter wie eine gewisse Gerechtigkeit mit ein. Mit einer Sache fällt der Kranich allerdings etwas aus der Reihe: Neue Stewardessen werden in der Regel am Anfang nach der Ausbildung zunächst ausschließlich auf der Langstrecke eingesetzt.

Foto: Lufthansa

Bei vielen Fluggesellschaften ist die Langstrecke für die Angestellten in der Kabine in den ersten Jahren wiederum kein Thema. Die muss man sich quasi erst erarbeiten und darf erst nach Jahren interkontinental fliegen. Airlines wie Emirates haben hingegen fast nur Langstrecken im Netz, dort arbeitet man am Anfang allerdings nur in der Holzklasse.

Eine ganz entscheidende Rolle spielt das Einstellungsdatum auf privaten Flügen mit vergünstigten Mitarbeitertickets. Wenn im Flugzeug weniger freie Plätze als Mitarbeiter mit einem Standby-Ticket bleiben, wird die Warteliste abgearbeitet. Im Groben stehen dort zuerst die Angestellten der ausführenden Gesellschaft, danach kommen die Fremdairlines. In der jeweiligen Gruppe geht alles nach Seniorität- selbst für die Angehörigen ist das Einstellungsdatum des Mitarbeiters das worauf es ankommt.

Ask the Flight Attendant ✈ Frankfurtflyer Kommentar

In unserer Branche hängt also wirklich vieles von der Firmenzugehörigkeit ab. Wie man sieht, kocht aber jede Airline ihr eigenes Süppchen und macht bei der Vergabe von Privilegien eigene Vorgaben. Bei manchen Dingen sind zusätzlich zur Seniorität weitere Faktoren wichtig, meistens ist der Bedarf die Voraussetzung.

Der Wunsch nach einem Stationswechsel oder Wechsel auf ein anderes Flugzeugmuster kann nur gewährt werden, wenn es wirklich Bedarf gibt. Mit der Pandemie waren z.B. viele mit der Lizenz auf Airbus A380 plötzlich arbeitslos, nicht nur Lufthansa hat dessen Rückkehr zunächst ausgeschlossen und die entsprechenden Mitarbeiter umschulen müssen.

Manche Dinge sind ziemlich unbeliebt, auch da spielt die Zugehörigkeit eine Rolle. Ich denke da an Urlaub im Januar, Umschulung auf einen neuen, unbekannten Flugzeugtypen oder Stationierung am A.d.W. Dann muss die Airline Freiwillige finden oder nach negativer Seniorität zuteilen.

 

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2 Kommentare

  1. Danke für Deine Information! Sehr interessant ! ich habe von 1993 – 2008 bei LH gearbeitet, bis seit 2008 im Ruhestand. Wo erfahre ich den Stand meiner Seniorität????? Danke für Deine Hilfe !

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