Review: Cathay Pacific Business Class A350-900 Hong Kong nach Singapur

Die Business Class von Cathay Pacific genoss nie den überragenden Ruf, die die First Class der Airline hat. Sie galt jedoch als grundsolide, wenn nicht etwas langweilig. Aus dem Tiefschlaf der Pandemie scheint sie jedoch etwas verkatert erwacht und es gibt viele Berichte über die deutlich schwächere Qualität im Vergleich zu früher. Daher fühlte ich mich fast verpflichtet, dem auf den Grund zu gehen und die Cathay Pacific Business Class nach der Pandemie zu testen. Mein Flug führte mich in knapp vier Stunden in einem Airbus A350-900 von Hong Kong nach Singapur.

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Buchung

Den Flug habe ich mit Asia Miles noch vor der 2023er Abwertung gebucht. Die Meilen hatte ich während der Corona-Pandemie mit einem Bonus durch eine Umwandlung von American Express Membership Rewards Punkten generiert. Die Buchung funktionierte Online und die Bedienung der Cathay Pacific App war einigermaßen intuitiv. Immerhin hat es gereicht, um den gewünschten Flug am richtigen Tag in der angepeilten Reiseklasse zu buchen. Übrigens gibt Cathay Pacific über Asia Miles mehr Award Sitzplätze frei als für Partnerprogramme, deshalb ist dort die Auswahl an Flügen zumeist größer.

Der Flug von Hong Kong nach Singapur kostete 25.000 Asia Miles und 588 HKD Zuzahlung (ca. 70 EUR). Inzwischen würde der Flug 28.000 Asia Miles kosten.

Daten
Flugnr.: CX2717
Sitz: 15K (Gang)
Reiseklasse: Business Class
Konfiguration: 38 Business
28 Premium Economy
214 Economy
Buchungsart: Cathay Pacific Asia Miles
Abflug (Tatsächlich): 11:30 (12:00)
Ankunft (Tatsächlich): 15:25 (15:09)
Reisezeit: 03:09
Vielfliegerprogramm & Status: Cathay Pacific Asia Miles
Gesammelte Meilen:
Flugzeug: Airbus A350-900
Registrierung: B-
Champagner: Thiénot Brut Champagne NV

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Check-In

Der eigentliche Check-In verlief in der App problemlos und zügig. Am Flughafen angekommen gab ich meinen Koffer an einem der vielen Cathay Pacific Business Class Schalter ab. Wartezeit gab es nicht. Allerdings wurde am Schalter ein Foto von mir gemacht. Während das Foto gemacht wurde, sollte ich noch irgendwelche Bedingungen durchlesen, aber faktisch war es da schon zu spät. Ob man das mit dem Foto ablehnen kann, weiß ich nicht, aber ich fühlte mich überrumpelt.

 

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Boarding

Kurz vor Beginn des Boarding fand ich mich an Gate 71 ein. Dort hatten sich bereits lange Schlangen vor den Drehkreuzen gebildet. Das Pre-Boarding von Personen mit eingeschränkter Mobilität dauerte dann eine gefühlte Ewigkeit, da eine große Familie mit zwei stark hilfebedürftigen Passagieren auf dem Flug war. Und alleine die Aufteilung wer nun welche Dinge in welcher Reihenfolge vom Gate zum Flugzeug tragen darf war ein Drama.

Zum Boarding benötigte ich dann kein Ticket. Stattdessen waren an den Durchgängen mit den Drehkreuzen Kameras befestigt. Ein kurzer Blick zur Kamera genügte und ich wurde korrekt identifiziert und konnte mich auf den Weg zum Flugzeug machen. Dachte ich, aber die große Familie flog in der Business Class und hatte es immer noch nicht an Bord geschafft. Nun diskutierte man leidenschaftlich, ob man nicht noch Sitzplätze tauschen sollte und wer dann neben wem sitzen dürfe/solle/müsse.

Kaum an Bord hörte ich die beruhigende Boardingmusik von Cathay Pacific. Vollkommen unbehelligt von der Crew erreichte ich meinen Sitzplatz 15K, rechts am Fenster.

 

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Kabine

Cathay Pacific hat im A350-900 in der Business Class insgesamt 38 Safran Cirrus III Sitze verbaut. Davon befinden sich 30 zwischen der ersten und zweiten Tür und zehn in einem kleinen Kabinenabschnitt hinter Tür 2. An den Fenstern laufen die Sitze immer Richtung Außenwand, in der mittleren Reihe gehen die Sitze an den Fußenden auf einander zu. Die Sitze sind keine Suiten und haben keine Türen. Die Farbgebung ist mit dem vielen grau und hellbeige etwas mutlos, als Farbakzente gibt es Polster in Cathay Pacific Grün und Ablageflächen in Holzoptik.

Über allen Sitzen gibt es große Gepäckfächer, so dass genügend Stauraum in der Kabine vorhanden ist. Insbesondere da Cathay Pacific das Bordgepäck auf 10kg je Passagier in der Business Class begrenzt.

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Sitz

Die Sitze machen einen komfortablen Eindruck und bieten insgesamt viel Platz. Sowohl für die Reisenden als auch für viele Gegenstände, die man im Flug gerne in der Nähe hat.

Außer in den Gepäckfachern hat der Sitz jede Menge Ablageflächen und Fächer, um Gegenstände zu verstauen. Das geht zum Beispiel unter der Fußablage, in einem Fach direkt daneben oder in dem kleinen „Schränkchen“ in dem sich die Kopfhörer befinden. Dort befinden sich auch eine 110V Steckdose und ein USB-A Anschluss.

Der Tisch schwenkt unter einer Ablagefläche heraus und lässt sich nach vorne und hinten schieben. Zusätzlich kann man ihn falten, so dass er nicht immer die volle Größe haben muss.

Der Blick auf den Monitor wäre leicht schräg, könnte man ihn nicht nach vorne klappen. Allerdings lässt er sich nicht nach oben oder unten kippen, um den Blickwinkel zu optimieren, wenn man z.B. liegt.

Liegen kann man in dem Sitz recht bequem, denn er lässt sich in ein ca. 1,92m langes Bett verwandeln.

Zum Gang hin gibt es eine Armlehne, die sich bei Bedarf hoch- oder herunterfahren lässt. Nach dem Hochfahren solltet Ihr auf jeden Fall darauf achten, dass sie arretiert, sonst saust sie bei der geringsten Belastung nach unten. In der Armlehne ist auch ein Getränkehalter versteckt, dessen Benutzung mir bei offenen Gefäßen etwas riskant erscheint.

In dem Sitzpolster gibt es noch einen Metallschalter. Betätigt man diesen, schwingt aus dem Fußbereich eine kleine Bettverbreiterung hervor. Ein durchaus sinnvolles Feature.

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Service

Das Boarding per Gesichtserkennung ist vom Prozess her einfach und effizient. Dass die Crew noch nicht einmal ein „Hallo“ zur Begrüßung übrig hatte, ist zwar ebenfalls effizient, aber nicht freundlich.

Am Platz lagen bereits ein Kissen (mit Bamford Bezug) und die Menükarte bereit. Die Kopfhörer hingen an ihrem Platz und so war ich grundsätzlich startklar.

Immerhin ging die Flugbegleiterin als alle saßen durch den Gang und bot Wasser und oder Champagner von einem Tablett an. Ich erhielt beides und lehnte mich entspannt zurück. Ein warmes feuchtes Handtuch folgte wenig später.

Meine erste „individuelle“ Interaktion mit dem Kabinenpersonal hatte ich, als ich dabei ertappt wurde, zu Beginn des Sicherheitsvideos den Monitor nicht ausgeklappt zu haben. Damit war ich anscheinend als der „Bad Boy“ auf dem Flug gebrandmarkt. Aber mir sollten noch Manieren beigebracht werden…

Denn kurz nach Erlöschen der Anschnallzeichen (oder auch zeitgleich) stand ich auf und machte mich auf den Weg zur Toilette im vorderen Bereich der Kabine. Dort wurde ich von der Cabin Managerin angewiesen, mich augenblicklich wieder hinzusetzen, denn die Toilette wäre noch nicht freigegeben. Also trottete ich zurück zu meinem Platz. Als ich noch auf dem Rückweg war, wurden die Anschnallzeichen wieder eingeschaltet. Ich sah, wie die Flugbegleiterin die Toilette entriegelte und den Abschluss der Maßnahme an die Cabin Managerin meldete. Wenige Augenblicke später erloschen die Anschnallzeichen erneut und ich durfte diesmal tatsächlich die Toilette betreten.

Handyverbot auf der Toilette

Kurz darauf erfolgte eine Durchsage, die die Passagiere anwies, den Service zu genießen. Und bereits eine Minute später wurden meine Essenswünsche abgefragt. Ich entschied mich für das Special des Monats – Shanghai Style. Zehn Minuten später erhielt ich einen Aperitif und warme „Nüsse“ (Mandeln, Cashew & Pistazien) für deren Verzehr ca. 15 Minuten Zeit waren. Nach einer zehnminütigen Pause wurde eine Tischdecke auf den Tisch gelegt, weitere fünf Minuten später folgte die Vorspeise zu der kurz darauf auch (Knoblauch-) Brot gereicht wurde.

Auch für den Verzehr der Vorspeise plante die Crew ca. 15 Minuten ein. (Ich kann nicht umhin, das Essen wie einen Industrieprozess zu beschreiben. Mir kam es nämlich sehr „mechanisch“ und unpersönlich vor.)

Der Hauptgang kam praktisch sofort nach dem Abräumen der Vorspeise. Nach zwanzig Minuten wurde wieder abgeräumt und es folgte eine quälend lange Pause, in der ich zwanzig Minuten Zeit hatte, die leere Tischdecke vor mir zu bewundern. Dann kann endlich der Nachtisch, der wieder pünktlich nach einer Viertelstunde abgeräumt wurde.

Zum Abschluss gab es noch eine Runde mit Heißgetränken. Zum Glück konnte die Ausgabe noch abgeschlossen werden, bevor aufgrund von erwarteten Turbulenzen der Ausschank von Heißgetränken eingestellt wurde.

Schon bald hieß es „Prepare for landing“ und der Flug näherte sich seinem Ende.

Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass es außerhalb der oben beschriebenen „Vorfalls“ und der Entgegennahme meiner Essensbestellungen keine Interaktion mit der Crew gab. Wie auch – die eine Flugbegleiterin hatte mehr als alle Hände vor zu tun, Essen und Getränke an die Passagiere zu verteilen und wieder abzuräumen. Das Servicekonzept auf diesem Flug leuchtete mir deswegen auch nicht ein. Während die eine Flugbegleiterin sich bei der voll besetzten Kabine die Hacken wund lief und immer wieder Dinge auf dem viel zu kleinen Tablett zu den Passagieren brachte, beschränkte sich die Cabin Managerin darauf, ihr Anweisungen zu geben und die Passagiere zu beobachten.

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Cathay Pacific Business Class A350-900 | Catering

Das Essen war qualitativ hochwertig. Leider traf das ausgewählte Essen nicht ganz meinen Geschmack, aber das liegt ausschließlich an mir.

Die Vorspeise mit den Jakobsmuscheln war lecker, allerdings kamen die Granny Smith Äpfel nicht so zur Geltung wie gedacht.

Mein Highlight war der Hong Kong Milk Tea, der gegen Ende des Flugs angeboten wurde. Er war stark, süß und stellte sicher, dass ich noch lange ohne Schlaf auskommen würde.

Die Auswahl an Spirituosen ist deutlich hochwertiger als das, was in Europa in der Business Class auf inneneuropäischen Strecken angeboten wird. Auch, dass Cocktails von der Crew zubereitet und serviert werden ist positiv zu erwähnen. Ebenso war die große Auswahl bei den Säften und dem Tee toll.

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Entertainment

Das Entertainmentsystem in der Business Class wartet mit einem 18 Zoll (ca. 46cm) HD Touchscreen auf, der auch als Spiegel durchgehen könnte. Bei dem Tagflug war es teilweise unangenehm. Das System bietet zu Beginn eine Tour an, um sich mit den Funktionen vertraut zu machen. Ein ganz sinnvolles Feature, weil die Systeme der Airlines ähnlich, aber nicht identisch sind.

Die Auswahl der Filme ist groß und aktuell. Ganz besonders positiv möchte ich erwähnen, dass von Fortsetzungsfilmen oft alle Filme der Reihe dabei waren. Gerade auf Langstreckenflüge könnte man so eine ganze Trilogie am Stück Binge watchen.

Auch schön ist, dass das Entertainment System die Karte und Musik kombinieren kann. Außerdem werden Ansagen auch auf die Kopfhörer übertragen. Die selbst leider kein Noise Cancelling bieten, sondern simple Over-Ear Kopfhörer sind. Außerdem war es nicht möglich, das Entertainment System zu nutzen und zeitgleich ein Gerät an der Steckdose zu laden. Sobald ich dort etwas einsteckte, erklang ein lautes und nerviges Brummen über die Kopfhörer.

Wer lieber offline etwas liest, konnte im Bordmagazin blättern oder auch im Duty Free Katalog stöbern.

WiFi war auch an Bord, funktionierte jedoch nicht.

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Amenity Kit

Auf diesem Flug bot Cathay Pacific kein Amenity Kit an. Allerdings könnt Ihr die Crew um einzelne Dinge bitten, die dann an den Platz gebracht werden.

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Sonstiges

Der Flug verlief ansonsten ziemlich ereignislos und trotz einer kleinen Warteschleife landeten wir überpünktlich in Singapur.

Zum Abschied spielte dann wieder Musik, die ich allerdings nicht allzu lang hörte, denn von meinem Platz aus konnte ich das Flugzeug schnell verlassen.

Cathay Pacific Business Class A350-900 | Frankfurtflyer Kommentar

Insgesamt ein eher enttäuschender Flug. Der Sitz war sicherlich alles andere als schlecht. Allerdings ist für mich Business Class mehr als ein Sitz. Da gehören auch freundlicher Service und ordentliche Verpflegung dazu. Und gerade beim Service fühlte ich mich im Stich gelassen. Das Essen hat zu lang gedauert. Wenn ich zwischen zwei Gängen am helllichten Tag wegdöse, war die Pause zwischen den Gängen zu lang. Und nur Essen auf den Tisch stellen erfüllt auch nur das notwendige Minimum an Service. Da mag das Servicekonzept von Cathay Pacific mit nur einer arbeitenden Flugbegleiterin für 30 Reisende ein Grund sein. Warum sich die Cabin Managerin nicht eingebracht hat, weiß ich nicht, aber vielleicht gehört das nicht zur ihren Aufgaben. Ich finde es schade, dass der Flug mir nicht besser in Erinnerung bleiben wird und viele Kritikpunkte an der Cathay Pacific Business Class nach der Pandemie bestätigt hat.

Eigentlich hat Cathay in der Business Class alles, um top abzuliefern. Die Sitze sind in Ordnung, das Entertainmentsystem auf der Höhe der Zeit und das Catering ist umfassend. Aber der unpersönliche Service wie am Fließband sowie kleinere Störgeräusche verhindern doch, dass die Cathay Pacific Business Class ein tolles Erlebnis wird.

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2 Kommentare

  1. Also dann finde ich Cathay Pacific toll, da guter Sitz, gutes Essen, gutes IFE, nur Wifi fehlte mir. Ob das Personal mit mir kommuniziert oder nicht, ist mir so was von egal, mir ist nur wichtig, dass ich alles bekomme, was ich will. Lieber ein kommentarloser Champagner, als einen Sekt mit Ansprache wie bei Lufthansa. Hard Product und Essen und IFE sind mir 100-mal wichtiger als eine freundliche und kommunikative Crew. Wenn ich Redebedarf habe, wende ich mich an meine Begleitung, dazu brauche ich keine Crew.

  2. Man sollte bei der Kritik nicht vergessen, Hongkong gehöhrt mittlerweile zu Rot-China. Somit ist eine Strenge und permanentes Beobachten wie bei Air China, nahezu auf jedem Flug Praxis. Wer es chinesisch mag, sollte EVA Air fliegen.

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