Ask the Flight Attendant ✈ Was sind beliebte und was unbeliebte Ziele?

Conrad Rangali, Foto: Robert

Heute übernimmt bei Ask the Flight Attendant unser Autor Niko, der ebenfalls als Flugbegleiter tätig ist. Es geht um unbeliebte Ziele und Lieblingsdestinationen.

Ich reise gerne, oft und viel, nutze jede Gelegenheit dafür und manchmal geht es mehr um den Weg, als das Ziel: Fliegen! Ich liebe es zu fliegen und das verbindet uns alle hier. Und wenn ich nicht gerade Urlaub mache, fliege ich auch. Denn diese Leidenschaft ist mein Beruf und ich kenne dadurch auch den Blick von der anderen Seite. Diese Sicht möchte ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen.

Wir Flugbegleiter haben je nach Airline für die wir arbeiten jeden Monat die Qual der Wahl. Viele Fluggesellschaften nehmen Wünsche des fliegenden Personals entgegen, je nach Möglichkeit werden diese dann mit dem Dienstplan erfüllt. Bei kleineren Gesellschaften oder Lowcostern ist man meist am Ende des Arbeitstages wieder zuhause, hier beschränken sich die Wünsche auf die freien Tage oder bestimmte Schichten.

Bei den größeren Airlines, Netzwerkcarriern oder Ferienflieger hat man zum Teil einen Aufenthalt abseits der Heimatbasis und verbringt etwas Zeit am Zielort. Manchmal ist dieses Layover aber hart erarbeitet oder so beliebt, dass man diese Destination nur ein bis zweimal pro Jahr bekommt, oder möchte.

Wir zeigen euch mal die Tops und Flops aus unserer ganz persönlichen Sicht auf. Denn, soviel sei gesagt, die Meinung was Top oder Flop ist, geht oft weit auseinander.

Ask the Flight Attendant: Was sind beliebte und was unbeliebte Ziele | Top

Warmwasserziele! Wenn spätestens im November der Herbst zuschlägt, zieht es nicht nur viele Flugreisende sondern auch die Crews in warme Gefilde. Ganz oben auf der Liste stehen dort Destinationen wie Bangkok, Singapur, Kapstadt, Miami, Dubai usw.

Diese Destinationen versprechen einen echten kleinen Kurzurlaub von dem Schmuddelwetter zuhause. Doch es sind oft auch genau diese Ziele welche hart erkauft werden müssen. Zum Einen sind sie sehr beliebt und gerade bei jungen Kollegen oft nur durch Bereitschaftsdienste überhaupt zu bekommen, zum Anderen können diese Flüge bisweilen sehr anstrengendes Publikum beherbergen.

Dubai, Foto: Nicole

Neben Sonne, Strand und Meer locken aber auch andere Kriterien uns Crews bestimmte Ziele öfters zu fliegen. Denn natürlich versucht jeder seinen Stundensoll im Monat mit möglichst wenig Einsätzen zu erledigen. Auch bringen bestimmte Flüge eine lange Ruhezeit von bis zu fünf Tagen zuhause mit sich. Persönlich sind mir aber auch die kulinarischen Möglichkeiten vor Ort wichtig.

Gerade für Food-Junkies bieten sich Destinationen wie Buenos Aires, Johannesburg und Kapstadt für Fleischliebhaber an.Vegetarier kommen in Indien auf ihre Kosten. Knoblauchliebhaber fliegen nach Seoul. Und Sushi – klar, das Original gibts in Japan!

Symbolbild. Sushi und Sashimi im InterContinental Ras al Khaimah. Foto: Sebastian

Ask the Flight Attendant: Was sind beliebte und was unbeliebte Ziele | Flop

Wo Licht, da auch Schatten. Dieser Spruch ist leider ein ständiger Begleiter. Denn so verlockend viele Ziele auch sein mögen, oft ist der Flug äußerst anstrengend. Entweder durch die Zeitverschiebung, dem Publikum, den Abflugzeiten… Im schlimmsten Fall kommen alle Faktoren zusammen.

Eines kristallisiert sich aber oft ziemlich schnell heraus. Nämlich ob man ein „Plus-„, oder ein „Minus-Flieger“ ist. Heißt, ob man besser in Richtung Amerika oder Asien schlafen kann. Denn gerade die Westküste der USA mit bis zu -9 Stunden oder Japan mit +8 (abhängig von Sommer- oder Winterzeit) stellen eine Herausforderung für die innere Uhr da. Zumal wir ja oft nach einer bis zwei Nächten wieder zurückfliegen.

Bevor der Zeigefinger erhoben wird weil ich hier Passagiere als „anstrengend“ bezeichne… immerhin sind wir Flugbegleiter für das Wohl der Gäste da. Dennoch gibt es meist kulturelle Eigenheiten welche einen auf die Palme bringen.

Hier gibt es einiges was besonders hervorzuheben wäre. Das Drücken des Rufknopfes einfach, weil man es kann! So wurde ich einmal gerufen um den Passagier neben ihm zu wecken, damit er selber auf Toilette gehen könne, denn „er wollte nicht derjenige sein der aufweckt“. Entgegen meiner Art sagte ich ihm ziemlich salopp, dass er das bestimmt selber schaffen würde.

Wie eingangs bereits erwähnt spielt auch die Abflugzeit eine große Rolle. Denn natürlich sind wir auch nur Menschen und das Ankämpfen gegen die Müdigkeit ist oft das Anstrengendste am ganzen Flug. Stellt euch einfach vor nachts von 2-5 Uhr am Küchentisch zu sitzen mit nichts weiter zu lesen als einer Zeitschrift… das wird ziemlich schnell schwer. Denn wenn der „ganze Flieger schläft“ bleibt für uns nicht viel zu tun.

Crewbesprechung vor Abflug

 Frankfurtflyer Kommentar

„Als Flugbegleiter sieht man was von der Welt!“

Diesen Spruch haben wir alle schon einmal gehört. Und ich muss sagen, dass das auch stimmt! Dieser Beruf ist ein Privileg. Nicht viele Menschen werden in ihrem Leben so viele verschiedene Orte, Personen und Kulturen kennen lernen dürfen. Das vergessen leider einige.

Ich über diesen Beruf schon viele Jahre aus und habe nach wie vor so viel Spaß wie am ersten Tag. Und mit steigendem Alter werden die Pläne auch immer schöner und es sind mehr -TOPs- als -FLOPs- in einem Monat. Die Kunst liegt darin auch aus den vermeintlichen Flops das Beste zu machen, Spaß ist hier die halbe Miete!

Wir alle freuen uns über ein Steak mit Blick auf den Tafelberg, oder Anfang Januar irgendwo ins badewannenwarme Meer zu springen. Und gerade wenn es mal nicht so einfach sein sollte, lernt man diese „Geschenke“ viel mehr zu schätzen.

Gesammelte Werke:

4 Kommentare

    • Du sagst es. Die Sonne wäre für mich auch Argument #1.

      Außer sie verdunkeln zwangsweise den ganzen Flug die Fenster. Ich glaube, gerade in den USA sind manche Flugbegleiter eher Vampire.:D

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