Ask the Flight Attendant ✈ Was Stewardessen nicht dürfen

Ich reise gerne, oft und viel, nutze jede Gelegenheit dafür und manchmal geht es mehr um den Weg, als das Ziel: Fliegen! Ich liebe es zu fliegen und das verbindet uns alle hier. Und wenn ich nicht gerade Urlaub mache, fliege ich auch. Denn diese Leidenschaft ist mein Beruf und ich kenne dadurch auch den Blick von der anderen Seite. Diese Sicht möchte ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen. Heutiges Thema: Regeln

Flugbegleiter, Stewardessen, Chef de Cabine oder Purseretten- die Kabinencrews tragen je nach Airline ein ganz schön dickes Regelwerk mit sich herum und müssen sich an viele Vorgaben halten. Nicht alles ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben, jede Airline hat zusätzlich mehr oder weniger strenge Richtlinien was die Arbeit an Bord und das Drumherum angeht.

Diese Vorschriften werden immer wieder überarbeitet und geändert, manchmal gibt es Lockerungen oder den Wegfall von bestimmten Regeln. Gerade bei den Golfcarriern oder Gesellschaften in Asien geht es ziemlich streng zu, dort sind die Vorgaben besonders fein definiert.

Die Uniform

Die Uniform und das äußere Erscheinungsbild ist eigentlich bei allen Airlines ein großes Thema. Man sollte meinen, dass es hier nicht mehr viel zu regeln gibt. Die Kleidungsstücke sind einheitlich und werden meistens gestellt, also anziehen und gut ist. Weit gefehlt, denn meist dürfen nur bestimmte Teile miteinander kombiniert werden, Dinge wie Schmuck, Schuhe oder Accessoires haben – genauso wie Make up, Handtasche oder das Gepäck – oft einen eigenen Abschnitt in der Trageordnung.

Ask the Flight Attendant ✈ Heute: Männerdutt & Turnschuhe – die neue Generation an Bord

Doch auch hier geht es immer lockerer zu, geschlechtsneutrale Uniformen, Poloshirts und Sneaker sind verstärkt im Kommen. Auch Nagellack, Make-up und lange Haare bei Männern sind immer häufiger akzeptiert.

Alkohol

Vollkommen klar- ein absolutes No-Go. Dabei ist der Konsum bei manchen Gesellschaften acht Stunden vor einem Flug nicht gestattet, andere geben 10 oder 12 Stunden vor. Der Dienstantritt muss natürlich nüchtern erfolgen. Es gibt aber auch Ausnahmen wie eine 0,2 Promillegrenze oder eine noch längere „Trockenzeit“ vor Dienstbeginn. Die Kombination Uniform und Alkohol ist auch nach Dienstschluss bei vielen Gesellschaften nicht erlaubt, dann ist vor dem Gang zur Hotelbar erstmal umziehen angesagt.

Tattoos

Auch ein Punkt, der in letzter Zeit immer weiter gelockert wird. Selbst nicht sichtbare Tattoos waren früher noch ein rotes Tuch, die Frage nach eventuellen Verzierungen auf der Haut kam oft schon im Vorstellungsgespräch auf den Tisch. Während der verpflichtenden ärztlichen Untersuchung im Rahmen der Einstellung waren Ärzte und medizinisches Personal angehalten Tattoos zu melden.

Foto: airBaltic

Ausgangssperren

Auch da ändern sich die Zeiten, so hört man aktuell von Neuerungen bei Qatar Airways. Die Kabinenbesatzungen der Golf-Airline erhalten die Unterkünfte in Doha von der Airline gestellt, damit kommt eine gewisse „Hausordnung“, die u.a. Ausgangssperren beinhaltet. Die Crews mussten bisher zu bestimmten Zeiten immer in der Wohnung sein und durften diese 12 Stunden vor einem Dienst nicht mehr verlassen. Die Schlüsselkarten der Mitarbeiter werden ausgelesen, in den Häusern gibt es Pförtner, die dies kontrollieren.

Der neue CEO von Qatar will generelle Lockerungen erwirken, der Manager setzt auf eine Kultur des Vertrauens. Dazu gehören neue Regeln in den Unterkünften, künftig sollen sich die Angestellten vor freien Tagen oder dem Urlaub frei bewegen können.

Dresscode

Manchmal werden wir auch als Passagiere mit dem Flugzeug irgendwo hingeschickt oder nach Hause geholt. Beim „deadheading“ oder „proceeding“ muss entweder die Uniform getragen werden, ist dies nicht gefordert, ist ein Business-Look gerne gesehen. Gleiches gilt auch bei der Nutzung der vergünstigten Tickets für private Reisen- doch auch da rücken immer mehr Gesellschaften von der Verpflichtung der Stoffhose und Lederschuhen ab. Nicht selten stehen aber bei den Reiseregeln gleich 20 Punkte mit Kleidung, die erwünscht oder verboten ist (FlipFlops, zerrissene Jeans, ärmellose Shirts, bestimmte Motive auf der Kleidung…).

Trinkgeld

Buy on Board haben viele Gesellschaften als Servicekonzept, bei Full Service Airlines gibt’s meistens den Duty Free Shop an Bord. Es kommt also zu Geldtransaktionen zwischen Fluggästen und Crews, wobei einige Airlines den Mitarbeitern verbieten ein Trinkgeld anzunehmen.

Social Media

Die Mitarbeiter repräsentieren die Airline in der Öffentlichkeit, das gilt auch bei Aktivitäten in sozialen Netzwerken. Dafür haben manche ebenfalls Bestimmungen, British Airways hat diese Anfang des Jahres verschärft. Beschäftigte sollen demnach nicht mehr bei Facebook, Instagram & Co posten, wenn sie „on duty“ sind. Ferner sind Bilder vom Crewrest oder dem Cockpit verboten, auch Landschaftsaufnahmen die aus dem Cockpit gemacht werden, dürfen nicht veröffentlicht werden. Fotos von Dokumenten, Schulungsräumen, dem Bordservice oder Sicherheitsdemo dürfen kein Teil eines Social Media Beitrags sein. Crews machen gerne Bilder in den Flugzeugkabinen oder dem Triebwerk eines Jets- diese sind bei BA ebenfalls tabu.

Swiss Flugbegleiter sorgen mit gefährlicher Foto-Session für Aufruhr

Wahrscheinlich wird bei SWISS angenommen, dass es jedem klar ist, dass das Posen auf der Tragfläche ebenfalls verboten ist. Dies hat einige aber nicht davon abgehalten, trotzdem Bilder und Videos auf den Flügeln anzufertigen… Ob dieser Passus nun in die Vorschriften aufgenommen wurde, ist uns nicht bekannt.

Ask the Flight Attendant ✈ Was Stewardessen nicht dürfen | Frankfurtflyer Kommentar

Es gibt noch viele weitere Vorschriften, die in den unterschiedlichen Manuals niedergeschrieben sind. Je nach Destination darf man nicht das Hotel verlassen, im Layover sind auch nicht notwendige Behandlungen oder Schönheits-OPs tabu. Dass riskante Sportarten oder der Konsum von Drogen nicht erlaubt sind, sollte selbstverständlich sein.

Aber auch da gab es erst vor wenigen Monaten einen Ausreißer, ein Airbus A380 Pilot hatte in der Nacht vor einem Flug eine exzessive Partynacht inkl. Alkohol- und Kokainkonsum. Dieser arbeitet inzwischen nicht mehr für British Airways

 

 

Gesammelte Werke:

18 Kommentare

    • Interessante Ansicht. Du würdest also sagen alle tättowierten sind „kriminelle Hottentotten?“. Ein guter Freund von mir ist bei der Bundespolizei, recht stark tättowiert. Absolut kriminell, gebe ich dir Recht. Ich bin Lehrerin… dass ich kriminell bin, wäre mir neu, aber es muss so sein, denn auch ich habe zwei Tattoos. Ich finde Tattoos nicht schlimm. Im Gesicht oder am Hals finde ich es nicht schön und wenn es zu viel ist gefällt es mir auch nicht. Meine z.B. haben meine Azubis noch nie gesehen. Nicht, weil ich sie vor ihnen verstecke, sondern weil sie an Stellen sind, die eben nicht von jedem direkt einsehbar sind. 😀

    • @ Patrick
      sind „Tatzoos“ eigentlich auch kriminell? Finde dazu bei Mutter Google keine Antwort.
      Oder meintest du „Tat Zoos“?
      Oder „Tatz Oos“?
      Die sind definitiv kriminell

  1. Danke für die Zusammenstellung: Was ich cool fände, wenn du etwas detailreicher schreiben könntest. All diese Infos würde ich auch so irgendwo bekommen. Aber als Flugbegleiter hat man ja eigentlich auch die Möglichkeit, aus dem Nähkästchen zu erzählen – was geht, was nicht, was macht man trotz Verbots immer, was ist ein no-go? Ein bisschen mehr real life talk talk basically wäre wünschenswert. Danke trotzdem für den Bericht, auch so sehr lesenswert 😉

  2. Es gibt eine unbestrittene gegenläufige Korrelation zwischen Bildung und großflächigen Tattoos. Dass man insofern bei Airlines bezüglich Tattoos restriktiv ist, ist sicher nachvollziehbar.

  3. Schon komisch: Bei einer Impfung will keiner irgendwelches „Giftzeug“ im Körper haben aber bei Tätowierungen lässt man sich alles mögliche in den Körper spritzen ohne zu wissen, was damit in 10 oder 20 Jahren passiert! Aber dies ist euere Sache! Ich selbst finde Tätowierungen generell unästhetisch und scheußlich, aber auch dies ist eine persönliche, subjektive Meinung. Wenn sie denn klein sind und normalerweise, wohl wie bei Nicole, nicht gesehen werden, ist es Privatsache und geht mich nichts an. Springen sie aber ins Auge, geht es mich sehr wohl was an, denn ich bin gezwungen sie anzugucken. Wenn man dies nun unbedingt will sollte man sich einen Beruf außerhalb des Dienstleistungssektors suchen. Bin ich nun intolerant oder nicht „woke“? Mag sein, ist mir aber völlig wurscht, denn es ist mein Geld, welches ich ausgebe und da entscheide ich immer selbst nach meinem Gusto! P.S. In Japan kommt ihr mit Tätowierungen in keinen Onsen, denn da haben tatsächlich nur Mafiamitglieder große Tätowierungen.

    • das ist so auch nicht mehr richtig.
      Du kannst mit Tattoos in zinsen gehen. Auch wird man inzwischen toleranter. Intermediate ist, wenn du gebeten wirst, entweder das Tatoo zu bedecken oder du bekommst extra Zeiten, zu denen keine Leute, die das anstößig fänden mit im Onsen sind.
      Also bitte nicht mehr pauschalisieren. Danke

  4. Hallo interessanter Beitrag. Was mich allerdings noch interessieren würde ist, in wie fern „darf“ ein Mitglied des Bordpersonals dem Passagier behilflich sein. Die Situation war, wie folgt :ein LH Flug, an Bord kommt eine ältere Dame, mit Wheelchair service, Sitz in BC. Sie hat ein kleines Bordgepäck (wirklich klein) und eine Airporttütte. Sie bittet, freundlich, ob man ihr Handgepäck in den oberen Fach legen könnte daraufhin antwortet ihr, Chef de Cabin, sie solle weiter gehen (die Dame saß auf 2 und war die letzte die geboardet wurde) und er wäre für das Gepäck der Passagiere zuständig. Er darf es auch nicht.
    Ein Mitreisender hat geholfen.
    Was denkt ihr darüberwas sagen die Flight Attendent dazu. Das würde mich interessieren. So eine Situation habe ich noch nie erlebt, nirgendwo. Bis auf diesen LH Flug.

    • Wenn es nur kleines Gepäck war, frage ich mich warum man das dann nicht unter den Vordersitz oder in der Business unter den Mittelsitz stellt?

      Ich helfe größtenteils nur indem ich einen freien Platz suche und hebe keine schweren Sachen. Die sollte jeder der nichts heben kann/darf einchecken.

      Zum herausholen braucht dann meistens keiner Hilfe- beim aussteigen geht es zack zack…

  5. Schon interessant. Dame im Rollstuhl, die sitzt da ja nicht umsonst. Wahrscheinlich steht dieser Chef de Cabin auch im Stadtbus nicht auf für eine gebrechliche ältere Dame. Robert. Du hast sicherlich den „Wheelchair-Service“ überlesen, denn so schätze ich Dich aus Deinen bisherigen Beiträgen im Forum nicht ein.

    • Genau! Bei so einem scheinbar wenig hilfsbereiten Chef de Cabin würde ich mich an Customer Relations wenden. Er repräsentiert letztlich das Team der Kabinencrew und auf mich als Fluggast macht das einen ganz schlechten Eindruck, da die Dame ja zudem Weelchair-Service gebucht hatte. Gerade er sollte dann doch mit gutem Beispiel voran gehen.

  6. Wenn man es ganz streng nimmt, sagt wohl die Berufsgenossenschaft „Nein“ wenn sie bei Verletzungen, die sich Flugbegleiter zuziehen, weil sie schweres Gepäck hantieren, bezahlen soll. Klingt komisch, ist aber so. Also nicht mehr Gepäck mit an Bord nehmen, als offiziell erlaubt und max. 8 KG schwer (abhängig von der Fluggesellschaft).

    • Komisch, dass sich jetzt hier zwei Foristen am „schweren Gepäck“ fest beißen. Es ging im obigen Beispiel aber um eine kleine Tüte und nirgendwo um schweres Gepäck.

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