Mit dem Schreiben des Resümees habe ich mir etwas Zeit gelassen, denn die Air France La Premiere Erfahrung war für mich selbst schwer zu greifen. Im Mittelpunkt steht natürlich die Frage, ob es sich gelohnt hat. Der Aufwand, die La Premiere mit Meilen zu buchen ist nicht unerheblich und die benötigten Meilen sind alles nur kein Pappenstiel. Zu meiner Erfahrung mit der Eurowings Discover Business Class im Finnair Wetlease gibt es auch noch etwas zu sagen. Wie meine Gedanken dazu sind, beschreibe ich Euch im Folgenden.
Resümee: Air France La Premiere mit Meilen & Eurowings Discover Business Class | Air France La Premiere – Die beste First Class ever, oder nur overrated?
Wenn man versucht, Erfahrungsberichte zur Air France La Premiere zu erhalten, fällt im Vergleich zu Lufthansa, Singapore Airlines oder Emirates eines sofort auf. Es gibt davon viel weniger. Einerseits könnte es durch Desinteresse begründet sein, andererseits auf die „Exklusivität“ bzw. die Schwierigkeit das Produkt kostengünstig zu buchen, hinweisen.
Wenn man sich dann durch die Berichte arbeitet fällt auf, dass die allermeisten überschwänglich positiv sind. Also müsste Air France doch die beste First Class der Welt sein. Exklusiv und in den Himmel gelobt – was kann es besseres geben?
Nun, in der Psychologie gibt es einen Prozess, der sich „kognitive Dissonanz“ nennt. Kurz zusammengefasst mögen es Konsumenten nicht, wenn ihre Erwartungen Entscheidungen herbeigeführt haben, deren Ergebnisse von den Erwartungen abweichen. Übertragen auf die Air France La Premiere würde das bedeuten: Tolles Produkt erwartet – teuer dafür bezahlt – aber denn ein nicht-zufriedenstellendes Produkt erhalten. Da man im Nachgang leider wenig an den vorangegangenen Erwartungen oder den gezahlten Preisen ändern kann, bleibt nur noch das Regulativ, das erhaltene Produkt an die Erwartungen anzupassen. Also lobt man das tolle Produkt von Air France so lange, bis man selbst dran glaubt und schon löst sich die störende Dissonanz auf. Liegt also die Vielzahl an positiven Erfahrungsberichten nur an nach außen getragener Selbsttäuschung?
Resümee: Air France La Premiere mit Meilen & Eurowings Discover Business Class | Air France La Premiere – Was macht Air France gut?
Der Service von Air France, Passagiere in ausgewählten französischen Großstädten zum Flughafen zu fahren ist in Europa einzigartig, denn das bieten weder Swiss, noch Lufthansa, noch British Airways.
Wenn man dann das Glück hat, gleich von der Assistentin/dem Assistenten von Air France abgeholt zu werden, ist das natürlich richtig komfortabel, denn dann ist (im besten Fall) eine Person von der Abholung bis zum Betreten des Flugzeugs für einen zuständig. Dann kann man z.B. viele persönliche Präferenzen und Wünsche bereits während der Fahrt zum Flughafen besprechen und den Umgang damit abklären.
Die Lounge hat mir sehr gut gefallen. Sie bietet hervorragendes Essen, tolle Getränke und einen sehr guten Service. Da sie ausschließlich Gästen der La Premiere (und ggf. ein paar zahlenden Gästen) zur Verfügung steht, ist sie auch nicht von Statusjägern überlaufen. Ein Ort der Ruhe und Stille. Ich war z.B. auch mit der kuratierten Getränkeliste zufrieden, kann aber auch verstehen, dass anderen die schier endlose Getränkeauswahl im Lufthansa First Class Terminal besser gefällt.
Das Essen an Bord hat mir sehr gut geschmeckt. Die Auswahl war groß und gerade der Hummer hat mir imponiert. Die Crew hat bei ihrem Service auf viele kleine Details (Ausrichtung von Gläsern, Decken oder Servietten) geachtet. Da fühlt man sich als Gast wertgeschätzt und auch verwöhnt.
Die Begleitung bis zum Gate vom Weiterflug ist ebenfalls angenehm, gerade wenn man dadurch Zeit sparen kann.
Das alles sind Elemente, die einzeln betrachtet kein Alleinstellungsmerkmal bei Air France begründen. Im Zusammenwirken wird daraus jedoch ein hochwertiges First Class Produkt, dass in einzelnen Bereichen deutlich mehr bietet als die meisten anderen Airlines mit einer First Class.
Resümee: Air France La Premiere mit Meilen & Eurowings Discover Business Class | Air France La Premiere – Was ist verbesserungswürdig?
Wer französisch spricht und Insider ist, hat Vorteile
Aus meiner Sicht ist die spürbare Bevorzugung frankophoner Reisender ein richtiger Störfaktor. Es kann doch nicht sein, dass eine Airline sich lieber um Passagiere kümmert, die der Heimatsprache der Airline mächtig sind. Schon gar nicht in der First Class, wo man doch individuell auf die Wünsche der Reisenden eingehen möchte.
Ebenso verbesserungswürdig ist die Tatsache, dass viele Services/Goodies (Chauffeur, SPA, Geschenk) nur auf Anfrage verfügbar sind und der Passagier sich selbst darum kümmern muss, wie er seine Wünsche Air France übermittelt. Und dabei auch noch das Glück braucht, an ein lösungsorientiertes Gegenüber zu gelangen, das nicht nur „nein“ sagt, sondern sich nach anderen möglichen Lösungwegen umsieht. Ein First Class Flug sollte nicht mit einem Hürdenlauf beginnen, wenn man alle Dienstleistungen, die die Airline mit der First Class anpreist, tatsächlich in Anspruch nehmen möchte.
Champagnerauswahl & Kaviarpräsentation
Dass nur ein Champagner in der First Class angeboten wird, ist überraschend. In dem Zusammenhang unterscheidet sich die La Premiere dann nicht von der Economy Class. Es gibt nur einen Champagner. Natürlich ist der Champagner der La Premiere deutlich teurer, aber ein Preisschild ersetzt keinen Geschmack. Und wenn einem dieser eine Champagner nicht zusagt, hat man eben Pech gehabt. Und das bei einer Airline aus dem Land des Champagners, bei der Champagner ausweislich des Marktingsprechs sogar ein Teil der DNA sei.
Die Kaviarpräsentation hat mich ebenfalls nicht begeistert. Der Kaviar wird auf einer Art Würzsauce serviert. Die schmeckte mir nicht schlecht und soweit war alles in Ordnung. Vielmehr war es das billige abgepackte Gebäck, was es dazu gab. Es passte weder zum Champagner noch zum Kaviar. Und wenn man weiß, dass es sich bei den Gavottes um den Willkommenssnack der Business Class handelt, fühlt man sich irgendwie billig abgespeist.
Weinauswahl
Die empfohlenen Weinbegleitungen zu den Gerichten im Flugzeug wichen von der „Norm“ ab. Damit möchte ich nicht sagen, dass die Weine schlecht schmeckten. Nur dass die Empfehlungen überraschend waren. Da mir jedoch der Vergleich fehlt, wie die Gänge mit „Standardweinen“ geschmeckt hätten, kann ich zu den Vor- oder Nachteilen der Auswahl keine Aussage treffen.
Alles in allem natürlich keine vernichtende Kritik und Punkte, die in wahrscheinlich jeder Reiseklasse außer der First Class keine gewichtige Rolle spielen dürften. Aber hier geht es eben um das Top-Produkt der Airline, ihr Aushängeschild.
Resümee: Air France La Premiere mit Meilen & Eurowings Discover Business Class | Air France La Premiere – Hopp oder Topp?
Wie ich es sehe, kocht Air France auch nur mit Wasser. Die Airline bietet ein grundsolide First Class an, die mit dem Service am Boden, der Lounge und dem guten Essen Highlights setzt. Wer über den Wolken französische Küche genießen möchte, wird sich aus meiner Sicht immer für Air France entscheiden müssen, da habe ich bislang nichts besseres erlebt.
Dafür nimmt man jedoch – gerade als nicht frankophoner Reisender – ein paar Nachteile in Kauf.
Der Sitz, das Amenity Kit und der Service in der Luft bewegen sich absolut in dem Niveau, das man in einer First Class erwarten darf.
Woher die häufig überschwänglichen Reviews stammen, kann ich nicht ergründen. Vielleicht hat’s andere tatsächlich aus den Socken gehauen. Für recht plausibel halte ich allerdings eine Theorie, die zum einen die kognitive Dissonanz und zum anderen die Erwartung ausbleibenden Widerspruchs vermengt. Wenn ich jetzt die Lufthansa Economy Class auf der Kurzstrecke über den grünen Klee loben würde, dann gäbe es Tausende, die dem wahrscheinlich widersprechen würden und den Widerspruch anhand eigener Erfahrungen belegen könnten. Bei der La Premiere von Air France sieht es jedoch ganz anders aus. Nur wenige kennen diese Reiseklasse aus eigener Erfahrung.
Ich schreibe das hier nicht, weil ich mich als „Myth Buster“ aufspielen oder ein „Blogger-Kartell“ sprengen möchte. Vielmehr möchte ich meine Erfahrungen und Eindrücke darlegen und die Air France als das portraitieren, was sie aus meiner Sicht ist: Eine sehr gute First Class, mit bestimmten Vorzügen und auch Schwächen. Bei der Bewertung einer First Class geht es mir auch nicht um Absolutes oder rein Objektives. Bei einer First Class spielen persönliche Präferenzen eine große Rolle. Und wenn Air France diese genau trifft, ist sie einfach das beste Produkt. Wenn man z.B. asiatisches Essen mag, dann wäre Air France hingegen ein Reinfall.
Resümee: Air France La Premiere mit Meilen & Eurowings Discover Business Class | Eurowings Discover im Finnair Wetlease – Die Transportleistung wurde erbracht
Aus den hohen Sphären der Air France Le Premiere zur Business Class bei Eurowings Discover im Finnair Wetlease. Vorangestellt sei, dass die Sitze bei Finnair zu den besseren Business Class Sitzen gehören, die es über dem Atlantik gibt, und dass das Catering nach Maßgaben von Eurowings Discover auf Business Class Niveau solide war. Die Crew von Finnair sprach teilweise sogar Deutsch und führte den von Eurowings Discover entworfenen Serviceplan aus. Soweit so wenig inspirierend. Dass auf dem Flug auch noch das Entertainmentsystem und das WiFi ausgefallen waren, die Kabine nicht richtig in Schuss und sich die Crew demgegenüber irgendwie gleichgültig verhalten hat, gibt dem Flug auch mit zeitlichem Abstand einen faden Beigeschmack.
Was aber von dem Flug in Erinnerung bleibt, ist die Verspätung von ca. 20 Stunden und der Umgang mit dieser.
Der „Kundenservice“ von Eurowings Discover bzw. Lufthansa war hier weder in der Akutphase (Stichwort Umbuchung) noch in der Nachsorge (Erstattung von Aufwendungen) hilfreich. Stattdessen spiegeln die Nachrichten einen erschreckenden Mangel an Kompetenz und Lösungsbereitschaft wider.
Daher verfestigt sich bei mir eine gewisse Einschätzung zu Eurowings Discover. Kleiner Tipp: In den Kategorien Zuverlässigkeit und Kundenservice gibt es keine Bestnoten.
Ich nenne den Flug deswegen ein Desaster, weil er erst mit fast einem Tag Verspätung abgeflogen ist, es im Flugzeug dann kein Entertainmentsystem oder WiFi gab und die Monitore die „Nacht“ über hell waren und in der Nachsorge Eurowings Discover bislang keine Lösung zu Wege gebracht hat. Weder für die Kompensation wegen der Verspätung, noch für meine dadurch entstandenen Mehrausgaben, noch für eine Entschädigung wegen des defekten Bordprodukts.
Air France La Premiere mit Meilen & Eurowings Discover Business Class | Frankfurtflyer Kommentar
Schlussendlich freue ich mich, dass ich die La Premiere bei Air France fliegen konnte. Ich habe die Zeit in der Lounge und in der Luft genossen. Gleichzeitig haben meine Eindrücke mir gezeigt, dass ich für die La Premiere keine „Klimmzüge“ unternehmen muss. Das Produkt ist nicht doppelt oder dreimal zu gut wie die First Class bei Lufthansa oder Swiss. Auch wenn die Preise eine solche Vermutung befeuern.
Beim Stichwort Opportunitätskosten, schließlich hätte ich für die eingesetzten Membership Rewards Punkte von American Express Business Class nach Australien fliegen können (und ggf. auch wieder zurück), ist mir immer noch wohl. Auch wenn ich dafür bis zu vier Flüge in der Emirates First Class hätte buchen können (zzgl. horrender Zuzahlungen). Aber das zeigt ein Dilemma der Air France La Premiere: Sie ist gut und in einigen Punkten besser als so manch andere First Class. Aber der Aufpreis, den Air France dafür aufruft, ist nicht voll durch Mehrleistungen gedeckt.
Vielleicht als Fazit dieser Reise: Während ich keine Anstrengungen unternehmen werden, um Air France La Premiere zu fliegen, werde ich ebendiese unternehmen, um Flüge mit Airlines zu vermeiden, die weder mit operativer Stabilität, noch mit Kundenservice punkten können.
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Die Passage mit der Bevorzugung der französisch-sprechenden Gäste hat mir am allerbsten gefallen. als ich das erste Mal in der First der AF von Paris nach Tokyo geflogen bin saß ein Japaner neben mir. Dieser arme Tropf wurde während des gesamten Fluges auf Französisch angesprochen. Meine mehrfachen Einwände, dass mein Sitznachbar keinerlei Französisch spricht wurde mit extremer Penetranz ignoriert. Dieses Verhalten ist bis heute immer noch aktuell. Erst im Sommer haben wir die gleiche Erfahrung auf einem Flug nach Südamerika gemacht. Ein Satz auf Französisch = super freundlich. Sobald man Englisch spricht ist es als ob man mit seinem Hund spricht.
Die „Frankophonie“ ist in meinen Augen schon erstaunlich. Das würde eigentlich prima in das Klischee passen, dass Franzosen jegliche Fremdsprache ablehnen.
Vielleicht war das einmal so. Wir kommen nicht gerade oft nach Frankreich, es hat bisher nur für Korsika, Paris und im letzten Jahr fürs Burgund gereicht. Aber gerade im letzten Jahr mussten wir feststellen, dass wir nahezu überall perfekt mit Englisch über die Runden kamen. Die Krönung war der Rückruf seitens der Senffirma Fallot. Ein gebuchter Termin war nicht zu halten. Wir bekamen im Rahmen einer freundlichen Unterhaltung einen Ersatztermin, die Unterhaltung geführt in deutscher Sprache. Und Beaune liegt nun wirklich nicht in der Grenzregion.
Und bei einer Fluggesellschaft mit sehr zahlreichen ausländischen Kunden sollte das nicht gehen?
Sollte, klappt aber nicht so gut. Siehe z.B. die Erfahrung mit der Buchung des Chauffeurservices. Als ich anrief und Englisch sprach wurde es abgelehnt, als ich später anrief und Französisch sprach, hat es sofort geklappt. Natürlich bin ich mir bewusst, dass meine Beobachtung lediglich anekdotisch ist und nicht objektiv sein kann.
Naja, ganz so anekdotisch ist es nicht 😉
Ich bin eine ganze Zeit recht regelmässig AirFrance geflogen. Und die Ignoranz vieler (nicht aller) Franzosen gegenüber dem armen Tropf der die Sprache so garnicht spricht ist schon… auffällig.
Je nachdem wo man sich in Frankreich befindet ist das aber unterschiedlich ausgeprägt. In den Tourigegenden wird mittlerweile Englisch akzeptiert ( vor 30 Jahren war das noch anders…) aber abseits davon sei einem jeden geraten zumindest ein paar Brocken französisch zu sprechen.
Was die First angeht : Nö, imho nicht wirklich aussergewöhnlicher als andere europäische Produkte. C´est la vie. 😉
Hallo Alexander,
Danke für den Bericht.Eigentlich hatte ich immer das Ziel es selbst auszuprobieren, was ich mir gut überlegen werde, da ich kein french spreche!
Ich war mehrmals mit QR in First, ähnlicher Sitz top Service-glaube das pakt AF nicht! Und wenn ich schon 4/5 stellig mal zahlen sollte find ich das routing mit SQ SYD-JFK-SYD mit zahlreichen Stoppover Möglichkeiten auch in Sachen First value viel geiler!
Adieu AF aus Düsseldorf!
Die Preisgestaltung bei Air France ist aus meiner Sicht tatsächlich überzogen bzw. der Aufpreis ist nicht vollständig durch Mehrleistung gedeckt.
Was die Abstriche für Reisende angeht, die nicht die Landessprache der Airline sprechen, ist Air France bei Weitem nicht alleine. Die beiden japanischen Carrier leben das oft ähnlich. Da sind dann die Gespräche mit der Crew oder auch die Erläuterungen zu den Mahlzeiten merklich kürzer als bei japanischsprechenden Reisegästen.
Ende der 70er haben sie selbst an der Côte d’Azur so getan als könnten sie kein Englisch. Mittlerweile antworten sie auf Englisch man sie auf Französisch anspricht. Das ältere Pärchen am Nebentisch erklärte mir jedoch unverblümt, dass ich lieber Englisch reden soll, da mein Französisch in ihren Ohren wie Folter klingt. Nun, solche Leute kann man meiden. Was aber nicht geht, dass ich für ein Produkt, für das ich – teuer – bezahle, schlechter behandelt werde, nur weil ich die selbe Muttersprache habe!! Habe ich auch in der Air France Business in knapp 10 Flüge long haul noch nie erlebt. Immer gut behandelt, wobei die Range variiert: Meiner Tochter wird aufgrund ihres „süßen“ Akzents vom netten Flugbegleiter gleich noch mal nachgeschenkt, während er mich für meine Aussprache eher mitleidig anschaut.
Hallo Jürgen,
die Unterschiede in der Behandlung bezogen sich auf Dinge, die es in der Business Class nicht gibt. Außerdem war es nicht an Bord, sondern vornehmlich in der Vorbereitung des Flugs.
In der Air France Business Class fühle ich mich sehr gut aufgehoben.
😆 naja mit den Sprachen…..
Tip: LH: ausschließlich Englisch in Deutschland verwenden. Im Ausland dann Deutsch. Wie? Kann man nicht erklären. Erfahrung.