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Ask the Flight Attendant ✈ Was passiert, wenn ein Passagier an Bord stirbt?

Foto: Pixabay

Ich reise gerne, oft und viel, nutze jede Gelegenheit dafür und manchmal geht es mehr um den Weg, als um das Ziel: Fliegen! Ich liebe es zu fliegen und das verbindet uns alle hier. Und wenn ich nicht gerade Urlaub mache, fliege ich auch. Denn diese Leidenschaft ist mein Beruf und ich kenne dadurch auch den Blick von der anderen Seite. Diese Sicht möchte ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen. Heute geht es bei Ask the Flight Attendant um Todesfälle während des Fluges:

Medizinische Notfälle kommen an Bord immer wieder vor. Meistens handelt es sich glücklicherweise nur um kleinere Zwischenfälle, die noch vor der Landung abgehakt werden können. Bei schwereren Fällen kann es zur Zwischenlandung kommen, in seltenen Situationen stehen wir aber komplett machtlos da.

Eine Studie ergab, dass die Sterblichkeitsrate bei medizinischen Notfällen während des Fluges im Jahr 2021 bei 0,21 Todesfällen pro Million Passagiere lag. Das klingt zunächst nach einer sehr niedrigen Quote, wenn man dies auf die gut 4,6 Milliarden Flugpassagiere von 2022 hochrechnet, handelt es sich um knapp 1.000 Todesfälle pro Jahr.

Viele Menschen leiden unter Vorerkrankungen, manchen wird sogar von einer Flugreise abgeraten. Wenn diese dann trotzdem fliegen, kann man ihnen das beim Boarding nicht unbedingt ansehen. Ein Notfall kann aber auch sehr plötzlich auftreten, nicht immer haben die Betroffenen eine Vorgeschichte.

Foto: Simple Flying

In jedem Fall steht die Crew in plötzlich auftretenden Notfällen helfend zur Seite, je nach Situation suchen wir unter den anderen Passagieren Ärzte sowie medizinisches Hilfspersonal und leiten Sofortmaßnahmen ein. In seltenen Fällen kann aber niemand mehr helfen, ein Fluggast verstirbt. Eine traumatische Situation für die Menschen in der Umgebung, die Angehörigen und der Besatzung.

Zunächst muss dann der Tod festgestellt werden, andernfalls können die Wiederbelebungsmaßnahmen nicht abgebrochen werden. Wie es dann weitergeht hängt von der Situation und den Bestimmungen der Fluggesellschaft ab. In der Regel wird zunächst abgewogen ob der Flug überhaupt weitergeführt wird, wobei eine Zwischenlandung nicht immer möglich ist bzw. keinen Sinn macht.

Die Leiche wird dann meist an einen etwas geschützteren Ort gebracht. Je nach Flugzeugtyp kann dies der Ruheraum der Besatzung oder die Bordküche sein, manchmal bleibt nur eine freie Sitzreihe in der Kabine. Beim ausgebuchten Flugzeug ist selbst das schwierig bzw. unmöglich.

Vor einigen Wochen sorgte ein Fall bei Qatar Airways für Schlagzeilen. Es ging um einen Todesfall, der sich auf dem Flug von Melbourne nach Doha ereignete. Eine Frau war auf dem Weg an Bord verstorben nachdem sie in der Toilette kollabierte. Die Besatzung beschloss, die Leiche für die restlichen vier Stunden des Fluges auf einem Passagiersitz zu belassen.

Direkt daneben befand sich ein Ehepaar aus Australien, die Reisenden waren nach dem Vorfall ziemlich verstört und gingen an die Öffentlichkeit. Das Paar berichtete, dass man die Tote in die Viererreihe setzte, in der die beiden saßen. Sie sagten aus, dass es auf dem Flug noch mehrere freie Plätze gab. Trotzdem mussten die beiden bis nach der Landung in der Nähe der in Decken gehüllten Leiche ausharren.

Foto: Lufthansa
Qatar Airways hat sich inzwischen zu dem Fall geäußert und schildert diesen differenzierter:

Es ist eine bedauerliche Realität, dass es in der gesamten Luftfahrtindustrie immer wieder zu unerwarteten Todesfällen an Bord von Flugzeugen kommt. Unsere Besatzung ist bestens geschult, um mit diesen Situationen mit größtmöglichem Respekt und Würde umzugehen. Nach einer internen Überprüfung steht fest, dass das Kabinenpersonal von Qatar Airways jederzeit schnell, angemessen und professionell im Einklang mit der Schulung und den branchenüblichen Standards gehandelt hat.

Die Passagiere wurden auf anderen Sitzen untergebracht und während des gesamten Fluges bis zur Landung in Doha saß ein Besatzungsmitglied ständig bei dem verstorbenen Passagier. Wir standen in direktem Kontakt mit der Familie des Verstorbenen sowie mit anderen Passagieren, die von dieser schwierigen Situation direkt betroffen waren, und haben emotionale Unterstützung und Entschädigung angeboten.

In den Medien findet man mehrere Sichtweisen der Story. Es gibt mehrere Interviews der beiden Passagiere, aber keine Aussagen der Crew. Fest steht, dass die Situation für keinen der Beteiligten alltäglich war. Wer kann in einem solchen Moment auch routiniert die Verfahren schnell und korrekt umsetzen? Vermutlich haben alle etwas an Erfahrung mitgenommen. Aber reicht das um das nächste Mal in einer komplett anderen Situation professioneller zu reagieren?

Ask the Flight Attendant ✈ Frankfurtflyer Kommentar

Gestorben wird immer- nicht nur im Krankenhaus oder im Altenheim. Wo sich viele Menschen aufhalten, ist die Wahrscheinlichkeit eines Todesfalls einfach höher. Aufregung, Schlafmangel, die trockene Luft und das lange Sitzen sind der Gesundheit auf Reisen nicht förderlich. Medizinische Notfälle kommen immer wieder vor und manchmal enden diese mit dem Tod.

Wie es dann weitergehen soll, regeln die Airlines in ihren Verfahren, die mal mehr und mal weniger detailliert sind. Es gibt sogar Fluggesellschaften, die einen Leichensack in der Bordausrüstung haben. Mag sein, dass dies ein gutes Hilfsmittel ist. Das Wichtigste ist aber wohl, dass mindestens eine oder einer aus der Crew einen kühlen Kopf bewahrt und die Entscheidung für das korrekte weitere Vorgehen trifft.

 

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